Wenn ihm dabei ein Begriff nicht gleich einfällt, fasst er sich an die Stirn, schüttelt den Kopf und sagt „Leider, das habe ich jetzt vergessen – man wird eben alt.“ Er scheint sich in solchen Momenten wirklich ein bisschen über sich zu ärgern.
Sein Gegenüber staunt inzwischen, wie mitreißend und detailreich der betagte Herr im sorgsam gebügelten Hemd aus seinem Leben erzählt. Schließlich hat er kürzlich seinen 102. Geburtstag gefeiert. Und ist somit der älteste Unterstützer von SOS-Kinderdorf. Über die Gründe, warum er sich SOS-Kinderdorf ausgesucht hat, muss er nicht lange nachdenken:
Es soll den Kindern besser gehen und ich denke, da bin ich bei SOS-Kinderdorf richtig.
Er selbst sei stets bei seiner Familie gut untergebracht gewesen. „Das Glück haben aber leider nicht alle Kinder.“
Schwere Zeiten hat Urban auch erlebt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er verwundet und verbrachte fast ein Jahr im Ganzkörper-Gips. Unter den Folgen dieser Verletzungen leidet er bis heute. Kaum zu verkraften war auch der Tod seines einzigen Sohnes Volker. Dieser verunglückte 1977 am Mont Blanc. Mit seiner Frau Elfriede, die er in Deutschland kennengelernt hat, war Urban 70 Jahre lang verheiratet. Sie war acht Jahre jünger – und starb im vergangenen Jahr. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie vor mir geht“, sagt Urban.
Seit dem Tod seiner Frau lebt der ehemalige Ingenieursoffizier für Maschinenbau und Elektrotechnik in einem Geriatriezentrum in Niederösterreich. Zu seinem 102. Geburtstag rückte die niederösterreichische Militärkapelle an, auch einige Verwandte und die Belegschaft des Pflegezentrums feierten mit ihm diesen besonderen Tag. SOS-Kinderdorf durfte ebenfalls dabei sein. Der Jubilar genoss den Nachmittag mit viel Marschmusik und Torte sichtlich. Von uns verabschiedete er sich mit den Worten: „Schauen Sie, dass sie sich weiter gut um die Kinder kümmern.“ Deshalb hat sich Herr Urban auch entschlossen, SOS-Kinderdorf in seinem Testament einzusetzen.