Hier findet ihr weiterführende Informationen zu den Impulsen aus dem Kalender:

1. IMPULS | Beteiligung ist vielfältig

"Sollen die Kinder denn jetzt alles selbst entscheiden?" Das ist oft die erste Frage von Erwachsenen, wenn sie Kinderbeteiligung hören. Nein. Denn Beteiligung ist vielschichtig. Und erfolgt immer altersgerecht, gemeinsam mit Erwachsenen und unter Berücksichtigung des Kindeswohls.

Der amerikanische Professor für Psychologie Roger Hart und der deutsche Professor für Pädagogik Wolfgang Gernert entwickelten in den 1990er Jahren ein Stufenmodell der Beteiligung. Ihre Stufen der Beteiligung geben eine Orientierungshilfe über die verschiedenen Formen der Partizipation. Dabei ist immer im Einzelfall abzuwägen, welche Stufe (oder Kombination von Stufen) der Beteiligung gerade am besten geeignet ist – abhängig vom Kontext sowie Alter und Fähigkeiten der beteiligten Kinder. Weder darf Beteiligung Manipulation oder Scheinbeteiligung, noch Überforderung sein. Dazwischen gibt es viele Facetten der Beteiligung, die alle ihre Berechtigung haben.

2. IMPULS | Mehr Platz für die Themen der Kinder schaffen!

Wer kennt das nicht? Viele wissbegierige oder erzählfreudige Kinder und viel zu wenig Zeit für all ihre Fragen, Geschichten oder Anliegen. Wir vertrösten sie auf gleich, später, morgen, irgendwann. Weil wir einen Tagesablauf, eine Schulglocke, einen Stundenplan haben. Und oft vergessen wir das gleich, später, morgen… irgendwann dann doch wieder. Weil schon wieder das nächste Thema um die Ecke kommt.

Im Volksschulalter lernen Kinder wichtige soziale Kompetenzen – zum Beispiel einander zuzuhören, andere ausreden zu lassen, sich in Geduld zu üben. Denn nicht immer kann das eigene Bedürfnis sofort gestillt werden und auch andere haben Bedürfnisse. Beteiligung bedeutet, mit den Spielregeln des Zusammenlebens vertraut zu werden und zu lernen, darauf Einfluss zu nehmen. Und für die Erwachsenen heißt das: Die Anliegen der Kinder ernst zu nehmen.

3. IMPULS | Wie war es, als du selbst Kind warst?

"Dafür bist du noch zu klein!" - '"Weil ich es so sage!" - "Weil ich der Erwachsene bin und du das Kind!"

Als Erwachsene verdrängen wir nur allzu gerne das Gefühl der Hilflosigkeit, den Frust und die Ohnmacht, die Fremdbestimmung bei Kindern auslösen kann. Kinder, die nie lernen durften, selbst Entscheidungen zu treffen, wissen nicht, wie sie für sich oder eine Sache eintreten können. Das frustriert und macht ohnmächtig. Umgekehrt können selbst kleine Momente der Selbstwirksamkeit – das Gefühl, ich kann etwas, schaffe etwas, bewirke etwas – ein Leben nachhaltig positiv prägen. Wir Erwachsenen haben es in der Hand. Und manchmal hilft schon ein Perspektivenwechsel ins kleine Ich, um diese wichtigen Momente zu erkennen.

4. IMPULS | Inspiration

Janusz Korczak (*22.6.1878, gestorben im August 1942) gilt nicht umsonst als Vorreiter der Kinderrechte. Der polnische Arzt, Pädagoge und Schriftsteller erkannte Kinder als eigenständige, unterdrückte Gesellschaftsgruppe und verstand sie als Rechtsträger*innen und nicht nur als Schutzobjekte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Wie man ein Kind lieben soll“ und das „Das Recht des Kindes auf Achtung“. Mit dem „Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ setzte er zudem ein Gegenbild zum bis heute verbreiteten Bild von Kindern als „Erwachsene von Morgen“. Dieser Gedanke prägt unser Verständnis der Kinderrechte bis heute: Kinder sind nicht nur unsere Zukunft, wie es so viele Politiker*innen gerne proklamieren. Sie haben Rechte im Hier und Jetzt – als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft und nicht in Hinblick auf ihre Nützlichkeit oder Vollwertigkeit in der Zukunft.

1942 wurde Janusz Korczak im Konzentrationslager Treblinka ermordet. Er begleitete die Kinder seines Waisenhauses im Warschauer Ghetto freiwillig in den Tod. Einen sehr eindrücklichen Einblick in sein Leben und Wirken bietet dieser Artikel in der Tageszeitung Der Standard:

5. IMPULS | Beteiligung ist keine Frage des Alters!

Beteiligung ist keine Frage des Alters, sondern eine Gelegenheit zur persönlichen Entwicklung und demokratischen Bildung. Beteiligung lernen kann man nur indem man sie (er)lebt. Dabei stehen Alter und Fähigkeiten in einem engen Zusammenhang.

Bei kleineren Kindern geschieht Beteiligung idealerweise ganz nah am täglichen Erleben: Zum Beispiel bei der Gestaltung des Klassenraums, der Planung des Schulausflugs oder der Umsetzung des Schulfests. Dabei sollen die Kinder sanft gefordert aber nicht überfordert werden. Kein unrealistisches „Wünsch dir was!“, aber ein klarer Rahmen und eigenständige Wirkungsfelder für die Kinder. Und mit der Zeit wachsen die Felder der Beteiligung allmählich mit den Kindern: Vom Klassenraum, über die Schule, zur Gemeinde und darüber hinaus. Vom Kleinen ins Große.

6. IMPULS | Probier doch mal den Zusammenhang zwischen Alter, Fähigkeiten und Beteiligung aufzuzeigen. 

Mit zunehmendem Alter und zunehmenden Fähigkeiten dürfen und müssen wir Menschen mehr entscheiden. Unser Gestaltungsspielraum erweitert sich, aber auch die Verantwortung, die damit einhergeht.

In dieser Übung erforscht du mit den Kindern ihren Beteiligungsspielraum und ihr denkt gemeinsam über Entscheidungsprozesse in der Familie nach. Sie gibt den Kindern neue Perspektiven für den eigenen Alltag und ihr entdeckt gemeinsam Bereiche, in denen sie sich bereits aktiv beteiligen und noch weiter beteiligen können.

7. IMPULS | Was traust du den Kindern zu?

Hast du das auch schon erlebt? Ein Kind überrascht dich plötzlich mit einer Geste, mit einer Fähigkeit, die du ihm eigentlich so gar nicht zugetraut hättest? Ja! In den Kindern schlummern so viele Potentiale und manchmal, da passt das Umfeld, der Zeitpunkt und wir staunen nur noch. Dieses Gefühl, die Freude mit dem Kind, dass es das jetzt geschafft, gemacht, ausprobiert hat, es ist so schön, dass wir uns mehr davon wünschen. Das Beste? Wir können mit unserem ZUTRAUEN eine ganz wertvolle Zutat für diesen magischen Prozess beisteuern. Und das betrifft nicht nur das einzelne Kind, sondern den ganzen Klassenverband. Nimm dir diese Woche doch mal Zeit, um unsere Impulsfragen für dich zu beantworten. Vielleicht findest du dabei ja noch unentdeckte Räume und Gelegenheiten für mehr Zutrauen in deine Schüler*innen.

8. IMPULS | Inspiration

Sich fragen, welchen Rahmen braucht das Kind, statt es in einen Rahmen „hineinpassen“. Das erfordert ein individuelles Eingehen auf das Kind und dessen Bedürfnisse – und ist ein wichtiger Grundpfeiler von Beteiligung auf Augenhöhe. Dazu braucht es aber auch die richtigen Rahmenbedingungen.

Als Kinderrechtsorganisation setzen wir uns genau dafür ein: In unserer heurigen Kampagne „Mitgestalten statt Klappe halten“ fordern wir vor allem mehr Mitsprache für Kinder und Jugendliche ihre Gesundheit betreffend.

Unsere Welt ist von Erwachsenen für Erwachsene gemacht. Was Kinder und Jugendliche brauchen, um gesund aufzuwachsen, spielt gesellschaftlich oft nur eine Nebenrolle. Junge Menschen werden vor allem von der Politik nicht ernst genommen. Ihre Bedürfnisse zählen wenig.

Damit Kinder gesund aufwachsen, müssen sie gehört werden.

Aktuelle Infos findest du hier.

9. IMPULS | Beteiligung ist ein Kinderrecht!

Am 20. November ist Tag der Kinderrechte. SOS-Kinderdorf nimmt diesen Tag jedes Jahr zum Anlass, um in der Öffentlichkeit mehr Bewusstsein für die Kinderrechte zu schaffen. Heuer steht das Kinderrecht auf Mitsprache und Beteiligung im Zentrum.

Folge uns auf unseren Social Media Kanälen und erfahre mehr darüber, wie wir uns für Mitsprache und Beteiligung einsetzen.

Mehr Infos findest du außerdem hier: www.sos-kinderdorf.at/mitsprache

10. IMPULS | Kindern spielerisch ihre Rechte näherbringen

„Rechte“ sind für Kinder oft ein schwer verständlicher Begriff. Mit diesen zwei Übungen vermittelst du den Kindern auf spielerische Weise den Zusammenhang zwischen menschlichen Bedürfnissen und Menschen- bzw. Kinderrechten.