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Von Imst in die Welt

Was mit dem ersten SOS-Kinderdorf in Imst als "Dorf der 70 Kinder" begann, hat sich in  über sieben Jahrzehnten zur internationalen Organisation entwickelt.

70 Jahre

Heute betreut SOS-Kinderdorf weltweit 600.000 Not leidende Kinder, Jugendliche und Familien, erhebt lautstark die Stimme für Kinder(rechte) und hilft jungen Menschen, dass ihre Stimme gehört wird.

- 1949 -

Hermann Gmeiner und sein Team setzen neue Maßstäbe

Das erste SOS-Kinderdorf-Büro befand sich in einer Baracke am Rennweg in Innsbruck.

 

Auch vier Jahre nach Ende des Nationalsozialismus und Schrecken des Zweiten Weltkriegs sind Zerstörung und Elend in Österreich unübersehbar. Besonders schlimm ist es für Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder für Kinder ohne ausreichende elterliche Fürsorge. Hermann Gmeiner (Bauernsohn aus Vorarlberg und selbst früh Halbwaise) ist erschüttert darüber, wie diese Kinder "verwahrt" werden. Er ist überzeugt, Hilfe ist nur dann wirksam, wenn jedes Kind in einer Familie oder einem familienähnlichen Umfeld aufwachsen kann.

Gmeiner und ein Team engagierter Frauen und Männer um ihn herum gründen 1949 in Innsbruck den Verein "Societas Socialis", der später in den Verein SOS-Kinderdorf umgewandelt wird. Noch im selben Jahr beginnen die Bauarbeiten für das erste SOS-Kinderdorf in Imst in Tirol. Mit dem für die damalige Zeit fast revolutionären Konzept setzt SOS-Kinderdorf neue Maßstäbe in der außerfamiliären, langfristigen Betreuung von Kindern.

Erfahren Sie mehr über die Vereinsgründung

1949

Die Anzahl der durch SOS-Kinderdorf betreuten Kinder und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche leben
in SOS-Kinderdorf-Familien bzw. in Wohngruppen

- 1950er Jahre -

Das SOS-Kinderdorf-Modell zieht erste Kreise über Österreich hinaus

Hermann Gmeiner im SOS-Kinderdorf in Hinterbrühl, das 1957 eröffnet wurde.

 

40 Kinder ziehen 1951 mit ihren SOS-Kinderdorf-Müttern in ihr neues Zuhause im SOS-Kinderdorf Imst ein, knapp 70 leben 1952 dort und 130 Kinder 1954.

 

1959 gibt es in Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien schon 20 SOS-Kinderdörfer. Und aus 15.000 Freunden/innen, die damals mit einem kleinen monatlichen Betrag SOS-Kinderdorf unterstützten, wurden bis heute mehr als vier Millionen Menschen, die mit Patenschaften und Spenden die finanzielle Basis der weltweiten Arbeit bilden.

 

- 1960er Jahre -

Erste SOS-Kinderdörfer außerhalb von Europa in Asien & Lateinamerika

Das SOS-Kinderdorf Daegu war das erste SOS-Kinderdorf außerhalb Europas. Finanziert wurde es durch die Reiskorn-Aktion: Gemeiner braucht von seinem Besuch Reis aus Südkorea mit. Den Menschen in Österreich schickte er ein Säckchen Reiskörner und bat sie jedes einzelne Reiskorn mit einem Schilling zu vergelten.

 

Mit dem Bau des SOS-Kinderdorfes in Daegu im vom Krieg gezeichneten Südkorea beginnt SOS-Kinderdorf 1963 sein Engagement außerhalb von Europa. Es ist der Start für den Aufbau und die rasche Expansion neuer SOS-Kinderdörfer in Asien. Den Auftakt in Amerika macht Ecuador mit dem ersten SOS-Kinderdorf in Quito 1964. Heute ist SOS-Kinderdorf in Asien inkl. Ozeanien in 31 Ländern tätig und in 22 Ländern auf dem amerikanischen Kontinent.

- 1970er Jahre -

Start in Afrika und Ausbau der Programme mit Hilfe von vier Millionen Freunden

Neben Dörfern erweiterte SOS-Kinderdorf in diesem Jahrzehnt auch sein Spektrum mit Kindergärten, Schulen, Sozialzentren und medizinischen Zentren.

 

In Côte d'Ivoire entsteht 1971 das erste SOS-Kinderdorf auf afrikanischem Boden. Heute ist SOS-Kinderdorf in 47 afrikanischen Ländern vertreten - von Kapstadt in Südafrika bis Draria in Algerien, von Somaliland im Osten bis zu Äquatorialguinea an der Atlantikküste.

 

Weltweit gibt es 1979 schon 143 SOS-Kinderdörfer in 60 Ländern. In diesen Jahren erweitert SOS-Kinderdorf angesichts des hohen Bedarfs an zusätzlichen sozialen Leistungen vor allem in außereuropäischen Ländern sein Programmangebot: An vielen Standorten werden Kindergärten, Schulen und Berufsbildungszentren eröffnet, dazu kommen medizinische Zentren und Sozialzentren.

 

 

1979

Die Anzahl der durch SOS-Kinderdorf betreuten Kinder und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche leben
in SOS-Kinderdorf-Familien bzw. in Wohngruppen

Kinder, Jugendliche, Familien betreut
in Familienstärkungsprogrammen

- 1980er Jahre -

Hermann Gmeiner hinterlässt ein globales, humanitäres Netzwerk

Hermann Gmeiner übergab 1985 seine Agenden an Helmut Kutin, der selbst im SOS-Kinderdorf Imst aufgewachsen ist.

 

Helmut Kutin, aufgewachsen im SOS-Kinderdorf Imst und maßgeblich für den Aufbau von SOS-Kinderdorf in Asien verantwortlich, übernimmt 1985 von Hermann Gmeiner die Präsidentschaft von SOS-Kinderdorf. Als Gmeiner am 24.April 1986 in Innsbruck stirbt, ist das der Beginn der fast drei Jahrzehnte langen Ära, in der Kutin als Präsident von SOS-Kinderdorf International die weltweite Entwicklung mitprägt.

 

Ein Höhepunkt dieses Jahrzehnts war nach 11 Jahren "Zwangspause" die Wiederaufnahme der SOS-Kinderdorf-Arbeit in Vietnam. Dass Kutin wegen der politischen Lage Kinder, Mütter und das Land 1976 verlassen mussten, bezeichnet er als bitterste Niederlage seines Lebens, die erfolgreiche Rückkehr und den Neustart 1987 als einen der schönsten Momente. Ende der 1980er Jahre folgen das erste SOS-Kinderdorf in den USA und ein SOS-Kinderdorf nach dem verheerenden Erdbeben von 1988 in Armenien, das damals noch Teil der Sowjetunion war.

 

- 1990er Jahre -

Ausbau in Osteuropa und verstärkte politische Arbeit als internationale NGO

Kinder im SOS-Kinderdorf Borovljany, Ukraine. Das Dorf entstand nach der Katastrophe von Tschernobyl.

 

Das Ende der Sowjetunion und der Fall des Eisernen Vorhangs ermöglichen es Anfang der 1990er Jahre, die SOS-Kinderdorf-Arbeit in Osteuropa zu reaktivieren bzw. auszubauen. SOS-Kinderdorf wird in Russland und Polen tätig, neue Projekte in Rumänien und Bulgarien folgen. Heute ist SOS-Kinderdorf in den meisten osteuropäischen und zentralasiatischen Staaten in der außerfamiliären Betreuung und Familienhilfe aktiv. Parallel dazu engagiert sich SOS-Kinderdorf dort intensiv für die Verbesserung der Betreuungsqualität in der Fremdunterbringung von Kindern.

 

1995 erhält SOS-Kinderdorf Beraterstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen. Das Lobbying für Kinderrechte wird intensiviert. Heute vertritt SOS-Kinderdorf in vielen NGO-Netzwerken, Gremien und Projekten die Interessen/Anliegen von Kindern, besonders jener ohne ausreichende elterliche Betreuung. 400 SOS-Kinderdörfer feiern 1999 gemeinsam den 50. Geburtstag von SOS-Kinderdorf.

 

 

 

1999

Die Anzahl der durch SOS-Kinderdorf betreuten Kinder und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche leben
in SOS-Kinderdorf-Familien bzw. in Wohngruppen

Kinder, Jugendliche, Familien betreut
in Familienstärkungsprogrammen

- 2000er Jahre -

Mit verstärkter Nothilfe und mehr Prävention ins neue Millennium

Nach dem Tsunami baute SOS-Kinderdorf sechs neue SOS-Kinderdörfer und beteiligte sich am Wiederaufbau vieler Familienhäuser, wie hier bei diesem Einfamilienhaus in der Nähe von Banda Aceh.

 

Im Jahr 2002 erhält SOS-Kinderdorf International die weltweit höchst dotierte humanitäre Auszeichnung, den Conrad N. Hilton Humanitarian Prize. Mit dem Preisgeld von 1 Mio. USD werden HIV/AIDS-Programme für Familien in Afrika erweitert.

 

SOS-Kinderdorf intensiviert sein weltweites Engagement für benachteiligte Familien, um sie zu stärken und damit den Kindern den Verbleib in ihrer Herkunftsfamilie zu sichern. Präventive Familienhilfe bildet heute neben der familiennahen Betreuung in den SOS-Kinderdörfern den zweiten Arbeitsschwerpunkt. Das größte Nothilfe- und Wiederaufbauprogramm, das SOS-Kinderdorf jemals durchgeführt hat, wird nach der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 in Thailand, Indoensien, Sri Lanka und Indien gestartet.

 

Insgesamt führt SOS-Kinderdorf seit Ende der 1980er Jahre in vielen Krisen- und Katastrophengebieten der Welt von den bestehenden SOS-Kinderdörfern aus nachhaltige Nothilfeprogramme durch. Am Ende des Jahrzehnts feiert SOS-Kinderdorf 2009 den 60. Geburtstag, es gibt 500 SOS-Kinderdörfer für über 57.000 Kinder!

- 2010 bis 2019 -

Wirkungskreis ausweiten und Einfluss als kinderpolitische Kraft steigern

Am 15. November 2016 haben wir Bundeskanzler Christian Kern ein Zeichen der Hoffnung für #gleichechancen übergeben. 1000 Origami-Vögel wollten wir sammeln, damit nach fernöstlicher Überlieferung ein Wunsch in Erfüllung geht. 7.500 Origami-Vögel sind es dank eurer Mithilfe geworden! Vielen Dank für euren Einsatz für #gleicheChancen

 

2011 beginnt der blutige Krieg in Syrien, der Millionen Menschen, darunter viele Kinder, in die Flucht treibt. Dazu kommen andere kriegerische Konflikte und Dürre-/Hungerkatastrophen z.B. in Ostafrika, die große Fluchtbewegungen auslösen. SOS-Kinderdorf hilft in den betroffenen Ländern rasch und unbürokratisch mit Hilfe vor Ort, aber auch mit verstärktem Engagement für Kinder auf der Flucht entlang der europäischen Flüchtlingsroute.

 

Gleichzeitig intensiviert SOS-Kinderdorf seine politischen Aktivitäten im Einsatz für gleiche Rechte und Chancen für ALLE Kinder, egal wo sie geboren sind. 2012 im Rahmen der Generalversammlung von SOS-Kinderdorf International übergibt Helmut Kutin nach 27 Jahren an der Spitze der SOS-Kinderdörfer die Präsidentschaft an Siddharta Kaul, der schon lange als Verantwortlicher für ganz Asien die SOS-Kinderdorf-Arbeit steuerte.

 

2014 setzt SOS-Kinderdorf in Österreich mit der Studie über Unrechts- und Gewalterfahrungen junger Menschen in den SOS-Kinderdörfern einen wichtigen Schritt für die Aufarbeitung und Auseinandersetzung der Organisation auch mit den Schattenseiten seiner Geschichte.

 

Insgesamt werden in dem Jahrzehnt in Österreich und weltweit Familien stärkende und mobile Unterstützungsprogramme massiv ausgebaut und damit der Wirkungskreis von SOS-Kinderdorf ausgeweitet. Was mit dem ersten SOS-Kinderdorf in Imst als „Dorf der 70 Kinder“ begann, hat sich in sieben Jahrzehnten zur internationalen Organisation entwickelt: Heute betreut SOS-Kinderdorf weltweit 600.000 Not leidende Kinder, Jugendliche und Familien, erhebt lautstark die Stimme für Kinder(rechte) und hilft jungen Menschen, dass ihre Stimme gehört wird.

 

2019

Die Anzahl der durch SOS-Kinderdorf betreuten Kinder und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche leben
in SOS-Kinderdorf-Familien bzw. in Wohngruppen

Kinder, Jugendliche, Familien betreut
in Familienstärkungsprogrammen

- 2019 bis 2024 -

Von Umbau bis Auszeichnungen

Schützt nicht nur vor Unfällen, sondern schaut auch super cool aus: der Bauzaun in Altmünster wurde von den Kindern mitgestaltet. Der Dorfneubau wird aus der Perspektive der Kinder und mit ihnen gemeinsam geplant.

 

Das SOS-Kinderdorf erlebte in den letzten Jahren eine dynamische Entwicklung. In Tirol entstanden in Imst, Absam und Nussdorf-Debant fünf neue Wohngruppen für für Kinder und Jugendliche. Auch das SOS-Kinderdorf Altmünster, eines der ältesten Dörfer weltweit, wurde nach modernsten Standards neu gebaut. Bestehende Angebote werden dort nach aktuellsten pädagogischen und ökologischen Standards weitergeführt und mit neuen, innovativen Betreuungsformen ergänzt.

Das Fußball-Projekt SOS-Heimspiel mit dem ÖFB Social Football Award ausgezeichnet und das SOS-Kinderdorf erhielt den großen Kinderrechtepreis Steiermark und den UEFA Children Award. Zusätzlich wurde der Startschuss für das Projekt "FamilienStärken" im SOS-Kinderdorf Burgenland gegeben. Auch SOS-Kinderdorf verleiht Preise, seit 2020 wird bei einem Ideenwettbewerb für ein besseres Klima der Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit vergeben.

Seit Februar 2022 ist SOS-Kinderdorf in der Ukraine, in ihren Nachbarländern und in Österreich mit dem größten Nothilfe-Projekt seiner Geschichte aktiv und unterstützt aktuell 382.000 Menschen.

Unsere weltweite Hilfe

Über 2,5 Millionen Menschen konnten wir 2022 weltweit erreichen. Diese Zahl hat sich seit dem Jahr 2021 verdoppelt.

2022 erreichten wir mit umfassenden Hilfsmaßnahmen
rund 273.000 Menschen und deren Familien in der Ukraine.