Mobbing in der Schule
26.08.15

Mobbing in der Schule

Fast jede/r zweite Jugendliche betroffen - vor allem Buben holen keine Hilfe


Während sich die einen auf den Schulbeginn freuen, fürchten sich andere davor: Laut OECD-Studie ist in keinem anderen europäischen Land der Anteil an gemobbten Schüler/innen so hoch wie in Österreich. „147 Rat auf Draht“ hat 340 Jugendliche nach ihren Erfahrungen mit Mobbing, ihren Lösungsvorschlägen und Wünschen befragt.
 
Viele Betroffene suchen Hilfe bei „147 Rat auf Draht“ – Österreichs bekanntester Notruf für Kinder und Jugendliche. „Wir führen pro Tag rund fünf Beratungen rund um das Thema Mobbing durch“, sagt Birgit Satke, Leiterin von „147 Rat auf Draht“. „Auffällig oft haben die Kinder und Jugendlichen Angst, sich jemandem anzuvertrauen. Sie befürchten, dass sich die Situation dadurch noch verschlimmern könnte.“
 
Expertinnen und Experten von „147 Rat auf Draht“ wollten dem auf den Grund gehen – und fragten direkt bei den Jugendlichen nach, was sich ändern müsste, damit Schülerinnen und Schüler sich trauen, Hilfe anzunehmen. Im Rahmen einer großen Schultour durch drei Bundesländer (Wien, Burgenland und Steiermark) befragten sie 200 Schülerinnen und Schüler zwischen 10 und 18 Jahren. Zusätzlich startete „147 Rat auf Draht“ eine Online-Umfrage zum Thema. „Meistens sprechen ja Experten über Mobbing – uns war wichtig, die Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen", sagt Elke Prochazka, Psychologin bei „147 Rat auf Draht“.
 

Die Hälfte fühlt sich unwohl in der Klasse

Die Hälfte der Befragten gab an, sich in der Klasse unwohl zu fühlen. Bei den Burschen liegt dieser Anteil bei 65 Prozent. 46 Prozent waren schon einmal von Mobbing betroffen. Dabei geht es vor allem um Beschimpfungen und Beleidigungen. Bei Burschen steht körperliche Gewalt allerdings bereits an zweiter Stelle. 47 Prozent der Mädchen und 64 Prozent der Burschen haben sich keine Hilfe geholt. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen in den Beratungen bei „147 Rat auf Draht“. Viele die sich beim Notruf melden, haben schon viele Monate oft auch Jahre unter Mobbing gelitten und sich bisher nicht getraut, sich Hilfe zu holen. Ein Bursche berichtet "Ich habe ständig (leider vergeblich) Hilfe bei Lehrern gesucht. Aber sie haben mich nicht ernst genommen und waren nicht auf meiner Seite. Ich war Außenseiter."
 

Fülle an Lösungsvorschlägen

"147 Rat auf Draht" befragte die Schülerinnen und Schüler auch nach Lösungsvorschlägen: Wie kann Mobbing verhindert werden und wie reagieren Lehrkräfte am besten auf ein Anvertrauen? Das Wichtigste sei, so die befragten Jugendlichen, dass Mobbing ernst genommen werde. Eine Schülerin dazu: "Die Lehrer in der Schule sollten besser zuhören und einen auch mal aussprechen lassen und nicht immer sagen, jetzt nicht oder du hast selber Schuld stell dich nicht so mädchenhaft an."
 
Außerdem brauche es eine Ansprechperson an der Schule, der man wirklich vertrauen könne. "Die darf das nicht immer gleich weitererzählen", so ein Betroffener. Denn der Opferschutz ist vielen Jugendlichen wichtiger als die Suche der Schuldigen. Oft formuliert wurde außerdem der Wunsch nach gemeinsamen Tätigkeiten, um die Klassengemeinschaft zu stärken.
 
"Wir waren sehr überrascht über die Fülle an Vorschlägen", sagt Psychologin Prochazka "und viele davon lassen sich sehr einfach umsetzen, wie etwa ein Ruhezimmer oder ein Kummerkasten am WC."