Interview
– 06.07.18
"Beim zweiten Mal ist es dann schon besser gegangen"
Der Kabarettist Thomas Stipsits über Aufklärung und sein erstes Mal, über Schüchternheit,
Beziehungsarbeit und darüber, warum Sex mit Liebe zehn Mal schöner ist als ohne.
Herr Stipsits, wer hat Sie aufgeklärt?
Meine Eltern. Die Mama hat mir irgendwann gesagt, dass die Kinder nicht der Storch bringt. Und der Papa hat mir den Genitalbereich des Mannes erklärt. Wie das funktioniert, dass man ihn reinigen muss und so.
War es Ihnen peinlich, mit den Eltern über solche Dinge zu reden?
Überhaupt nicht. Wir haben ein sehr offenes Verhältnis, ich hatte immer das Gefühl, ich kann mit meinen Eltern über alles reden.
Vieles lernt man ja auch im Selbststudium, zum Beispiel mithilfe von einschlägigen Fachzeitschriften. Haben Sie solche Quellen auch konsultiert?
Die "Heftln", natürlich! Und so mit 14, 15 haben wir in der Schule dann auch Videos getauscht.
Heute ist Pornografie durch das Internet viel leichter zugänglich als früher. Experten warnen, dass die Jugendlichen dadurch mit einer unrealistischen Vorstellung von Sexualität aufwachsen. Wie sehen Sie das?
Auch ich hätte keine Freude, wenn mein Sohn auf diese Weise erfährt, wie das stattfindet. Es kommt auch auf das Alter an. Aber ich hätte schon gern, dass es vorher wenigstens ein Gespräch mit uns gegeben hat. Ich werde auf jeden Fall versuchen, ihm zu vermitteln: Daheim kannst du alles sagen.
Muss man Mädchen anders aufklären als Buben?
Bei einem Mädchen ist es, glaube ich, schon gut, wenn die Mutter einen großen Teil der Aufklärung übernimmt. Wenn’s um weibliche Hormone geht, zum Beispiel, weiß ich auch nicht, was genau los ist. Beim Buben werde es wahrscheinlich eher ich sein, der ihm berichten kann, was da passiert. Es ist ja auch eine spannende Phase, wenn man plötzlich merkt, es entstehen Gelüste. Das kommt ja schleichend. Ich kann mich noch erinnern: Am Anfang kann man den Zustand noch nicht genau einordnen, bis man merkt: Ach so, jetzt bin ich geil. So ist das also!
Wie alt waren Sie bei Ihrem "ersten Mal"?
Ich war damals 15 und wahnsinnig nervös. Die Dame war 18 und ein bissl erfahrener. Toll war’s nicht, ich hatte eher das Gefühl: Gottseidank ist es vorbei. Beim zweiten Mal ist es dann schon besser gegangen, und dann kommt man eh recht schnell in die Phase, wo man sagt: Das möchte ich jeden Tag!
Haben Sie sich bei den Mädchen leicht getan, oder waren Sie eher schüchtern?
Eher schüchtern, das bin ich immer noch. Ich war in der Beziehung immer sehr verkrampft. Ich war auch nie so der klassische Schönling, bei dem die Frauen Schlange gestanden sind.
Aber Sie haben doch einen guten Schmäh!
Der war im Umgang mit Frauen aber plötzlich weg. In ein Lokal gehen und jemanden ansprechen – das war bei mir immer patschert. Es gab auch nie große Erfolge.
Und wie haben Sie dann Ihre Frau kennen gelernt?
Die entscheidenden Schritte hat alle sie unternommen. Wir haben einige nette Abende miteinander verbracht, aber ich hatte immer dieses Gefühl: Was will so eine Frau mit einem wie mir? Und dann sind wir einmal mit dem Taxi heimgefahren, und die Katie gibt mir zum Abschied einen Kuss. Da hab ich mir gedacht: Na, vielleicht ist da doch mehr! Dann war’s eh recht schnell klar. Aber von selbst hätte ich mich das nie getraut.
Ist Ihnen denn "Beziehungsarbeit" ein Begriff?
Ja, klar. So eine Beziehung ist ja eine Riesenbehauptung: Auf einmal leben zwei Menschen miteinander, die vorher ihr Leben so eingerichtet haben, wie es für sie passt. Und jetzt müssen sie sich halt arrangieren. Das ist irrsinnig schwer. Wenn ich Statistiken sehe, wie viele Ehen heutzutage geschieden werden, dann denke ich mir schon, dass man mehr daran arbeiten sollte. Man sollte sich immer wieder in Erinnerung rufen: Warum haben wir uns ineinander verliebt? Da muss doch was gewesen sein! Das kann sich im Alltag verlieren, und irgendwann merkst du, es ist nur noch so ein Agreement. Dann sollte man nicht gleich den Hut draufhauen, sondern um die Beziehung kämpfen.
Ein Kind schweißt ein Paar zusammen, ist aber natürlich auch ein Stressfaktor für die Beziehung. Wie gehen Sie damit um?
Auf ein Kind kann einen niemand wirklich vorbereiten. Mich hat vor allem der Moment geflasht, wenn man vom Krankenhaus mit dem Baby heimkommt – und dann ist es da, nämlich immer! Da muss man wirklich gut aufpassen, weil sich natürlich alles nur auf das Kind konzentriert, ist eh logisch. Viele Mütter fallen nach der Geburt ja in eine Depression, weil sie total in den Hintergrund rücken. Wir versuchen, uns mindestens einen Tag in der Woche für uns zu nehmen, an dem der Sohnemann, der eh die größte Liebe unseres Lebens ist, einmal keine Rolle spielt.
Worauf schauen Sie bei einer Frau?
Auf die Augen, das Lachen und die Beine. Das ist eine Dreifaltigkeit, die meine Frau absolut erfüllt.
Und die inneren Werte?
Humor ist wichtig, und die Katie ist ein Mensch, mit dem man wirklich gut lachen kann. Man kann mit ihr aber auch sehr streiten, das finde ich gut. Ich bin eh so ein harmoniesüchtiger Mensch, gehe Konflikten gern aus dem Weg – und sie konfrontiert mich dann immer damit. Es muss eine Liebes- und eine Streitkultur geben, sonst bleibt das an der Oberfläche. Und was kann eine Frau falsch machen bei Ihnen? Ich mag es nicht, wenn mein Beruf in Frage gestellt wird, im Sinne von: „Du bist nie da.“ Das belastet mich sehr. Ich verstehe das Problem, kann es aber nicht ändern. Ich mag meinen Beruf sehr gern, und ich würde keinen Bürojob annehmen, weil das eine Frau von mir verlangt.
Was halten Sie von Sex ohne Liebe?
In meiner Sturm-und-Drang-Zeit, auf Tournee, gab’s schon auch Sex ohne Liebe, aber ich muss sagen: Es war jedes Mal ein Schas. Meistens ist man betrunken, und danach fühlt man sich ein bisschen schäbig. Sex mit Liebe ist um ein Zehnfaches schöner.
Wie kommen Sie mit Eifersucht zurecht?
Eine gewisse Grundeifersucht ist in Ordnung. Aber es kann auch zermürbend sein, gerade in meinem Beruf. Ich habe Kollegen erlebt, die ständig kontrolliert wurden, wo sie sind und was sie machen. Manche mussten sogar Fotos aus dem Hotelzimmer schicken, um zu beweisen, dass sie wirklich dort sind!
Fällt es Ihnen schwer, "Ich liebe dich" zu sagen?
Ich sage das sehr oft. Wir sagen das auch oft zu unserem Sohn – und er sagt es oft zu uns. Ich habe auch zum Manuel Rubey schon "Ich liebe dich" gesagt. Wenn das wirklich ernst gemeint ist, fühlt sich jeder besser, wenn er’s hört.