Die Torte immer größer, die Bespaßung immer ausgefallener, die Geschenke immer teurer: Soziale Medien suggerieren, dass Kindergeburtstage ein Event sein müssen. Es scheint nicht mehr zu reichen, gemeinsam Kuchen zu essen und mit Freunden im Garten zu spielen. Oder mit den Freundinnen in einem erfundenen Palast „Königin und Prinzessin“ nachzuleben. Dass es dabei neben Inszenierung oft gar nicht mehr um die Bedürfnisse der Kleinsten geht, zeigen hunderttausende Beispiele auf Instagram und Co: Es geht um ein Image und was man seinem Kind bieten kann.
Dabei wollen Lisa und Rami doch eigentlich nur eins: Einen Tag lang der oder die Wichtigste sein und gemeinsam mit allen Freunden Spaß haben. Fernab von Dekotrauma und Konfettikoma. Wie das ganz leicht gelingen kann? Wir haben sieben Tipps.
#1 - Die passende Location
Nicht immer muss es ein Abenteuerspielplatz mit teurem Eintritt sein. Der ganz normale Spielplatz oder Park in der Nachbarschaft, der nächste große Turn- oder Veranstaltungssaal oder – wenn möglich – der eigene Garten oder Innenhof, reichen völlig aus, um Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Wichtig ist nur, dass die Kinder laufen und toben können. Je jünger, desto mehr Raum sollte zum Springen, Rennen und Fangen sein. Je älter die Kinder werden, desto wichtiger wird der Coolness-Faktor: Was dem 5-jährigen Benni gefällt, wird der 13-jährigen Amira vielleicht nicht mehr so zusagen.
#2 - Wie viel Zeit einplanen?
Geburtstagspartys für Kinder brauchen keinen ausgedehnten Zeitplan wie ein Festival-Line-Up. Planen Sie für Spiel und Spaß zwischen zweieinhalb bis vier Stunden ein (inkl. Torte und Geschenke). Je mehr Bewegung eingeplant wird, desto kürzer. Nehmen Sie sich Zeit zum Torte essen und für die Geschenkübergabe. Denken Sie aber auch an eine freie Spielzeit gegen Ende, in der sich die Kinder ihrer Kreativität und ihren Bedürfnissen hingeben und „auslaufen“ können.
#3 - Liebling, wer hat meine Kinder animiert?
Clowns, Zauberer oder Animateure: Ja, sie alle können ein tolles Programm bieten. Man kann das aber auch einfach selbst machen, ohne sich wochenlang darauf vorzubereiten. Denn Kinder freuen sich, wenn man sich mit ihnen beschäftigt und erwarten nicht die perfekte Show. Generell gilt auch hier die Formel: Je jünger die Kinder, desto mehr Bewegung sollte eingebaut werden. Kinder bis zum Alter von fünf Jahren wollen laufen, springen und rennen bis ihnen die Puste ausgeht und haben noch nicht die Geduld, um lange herumzusitzen und Vorträgen zu lauschen. Ab sechs Jahren ist es sinnvoll, erste Logik- und Rätselspiele einzubauen und damit auch ruhigere Phasen zu gestalten. Halten Sie in so einem Fall die Regeln einfach und leicht verständlich, sodass jedes Kind altersadäquat dabei sein kann, ohne durch die Komplexität frustriert zu werden.
#4 - Ein Kinderspiel?
Die Frage aller Fragen: Was soll ich mit den Kindern spielen? Ein sehr einfacher Tipp: Überlegen Sie mit Ihren Kindern ein Motto für die Party. Ich kann Ihnen mit der Erfahrung aus über 250 geleiteten Kindergeburtstagen mit über 4.500 Kindern sagen: Es ist völlig egal ist, was man spielt, aber nicht, warum man es spielt. Nutzen Sie die Fantasie der Kinder und erzählen Sie eine Geschichte. Ein Beispiel: Wenn Sie Ihren Kindern „Sesseltanz“ erklären, werden viele gelangweilt wegschauen. Was aber, wenn Sie bei Ihrer Star Wars-Party die „Reise nach Tatooine“ spielen und man sich einen Platz auf dem Raumschiff, statt auf einem öden Sessel sichern muss? Die Rahmengeschichte – egal ob sie sich um Ritter, Dinosaurier, Magie, Prinzessinnen oder Piraten dreht – spannen Sie über die gesamte Party. Das motiviert die Kinder, dabei zu bleiben.
Spielen sie Fangen, Sesseltanz, Ballspiele, Hindernisparcour oder Verstecken und erzählen Sie den Kindern eine Geschichte, die das Spiel zum Abenteuer macht. Die Rutsche auf dem Spielplatz wird dann zum Aussichtsturm, das Klettergerüst zur schwer bewachten Festung und beim Staffellauf wird der wertvolle Zauberstab weitergereicht. Auch hier wieder die Erinnerung an die Formel: Je jünger die Kinder, desto mehr Raum zum Auszupowern.
Profi-Tipp: Um die Motivation der Kinder zu steigern, können Sie im Baumarkt Beilagscheiben oder Ähnliches kaufen und diese als „Währung“ für erledigte Aufgaben oder gewonnene Spiele verteilen. Die Münzen können von den Kindern gesammelt und am Ende gegen Süßigkeiten getauscht werden.
#5 - Kein Bock auf Party!
Es gibt immer wieder Kinder, die nicht wirklich mitspielen wollen. Vielleicht, weil sie nicht verlieren können oder weil ihnen Spiele zu laut oder ruppig sind. Manche Kinder sind unkonzentriert, stören ständig, wenn ein Spiel erklärt wird, und machen lieber etwas anderes. Ein einfacher Trick in dieser Situation: Kindern Aufgaben geben, die sich wichtig anfühlen. Sie könnten zum Beispiel beim Aufbau eines neuen Spieles helfen oder der „Hüter der Zeit“ werden. Aufgaben, die den Kindern wichtig erscheinen, ermöglichen die Integration in die Gruppe, die Teilhabe am Spiel und „Störenfriede“ werden so oft zu motivierten AssistentInnen.
#6 - Wie soll die Dekoration aussehen?
Kindern ist die Dekoration nicht annähernd so wichtig wie den Eltern. Statt teurer Accessoires, die nach der Party im Müll landen, reichen wenige Merkmale zum Unterstützen des Mottos. Basteln Sie im Vorhinein ein paar Requisiten gemeinsam mit ihren Kindern – das steigert gleichzeitig die Vorfreude auf die Party. Verlieren Sie sich aber nicht in Details, sondern bleiben Sie beim Wesentlichen: Es geht um den Spaß und nicht um einen Schönheitspreis.
#7 - Das Wichtigste ist das Geburtstagskind!
Vergessen Sie unter all den Vorbereitungen nicht, wem das Fest gilt: Genau – Ihrem Kind. Nehmen Sie sich deshalb für zwei Momente besonders viel Zeit: Zum Torte anschneiden sowie zur Geschenkeübergabe. Verwenden Sie zum Beispiel eine Sprühkerze um den Auftritt der Torte ein wenig zu inszenieren und stimmen Sie ein Geburtstagslied an. Vielleicht gibt es ja ein großes Messer zum gemeinsamen Anschneiden mit Mama und Papa und man darf den ersten Schnitt mit so richtig viel Wucht reindrücken? Wenn bei der anschließenden Geschenkeübergabe alle Partygäste einzeln ihre Geschenke überreichen, bekommt Ihr Kind die Möglichkeit, diese auch einzeln wahrzunehmen und sich zu freuen.
Ihr Kind hat Geburtstag und Ihr Kind darf heute ganz und gar alleine im Mittelpunkt stehen!