Schrei mich nicht an!

Zum Tag der Gewaltfreien Kommunikation (6.10.) hat die Rat auf Draht Elternseite Tipps für wertschätzende Konfliktlösung im Familienleben.

Eine Meinungsverschiedenheit, eine trotzige Reaktion – und schon fliegen die Fetzen. "Streit im Familienalltag ist normal", so Corinna Harles, psychologische Leitung der Rat auf Draht Elternseite. "Wichtig dabei ist, wie gestritten wird." Denn mit Konflikten und den eigenen Gefühlen umzugehen, muss gelernt werden. Mit gewaltfreier Kommunikation kann man Wahrnehmungen und Gefühle so mitteilen, dass sie ankommen aber nicht angreifen. Wenn Familien das gemeinsam üben, können Kinder auch im späteren Leben besser mit Konflikten umgehen.

"Viele Eltern suchen bei uns Rat, weil Auseinandersetzungen mit ihren Kindern immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Sie bemühen sich um einen guten Austausch aber ein Wort führt zum anderen und am Ende ist niemand der Beteiligten zufrieden, man ist voneinander enttäuscht und fühlt sich missverstanden", so Harles. Eine gute, gewaltfreie Kommunikation stärkt das Vertrauen und die Beziehungen in der Familie. Die Expertin hat Tipps, wie das gelingen kann:

 

#1 Ich höre dir zu.

Interessieren Sie sich dafür, was ihr Kind macht und welche Themen bei ihm gerade aktuell sind. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter etwas erzählt, hören Sie aufmerksam zu. So spürt Ihr Kind, dass Sie es ernst nehmen und fühlt sich wertgeschätzt. Ein regelmäßiger Austausch schafft die beste Basis für Situationen, in denen man einmal nicht einer Meinung ist.

 

#2 Ich-Botschaften

Wenn Sie in der Familie diskutieren, lassen Sie einander ausreden und versuchen Sie, sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen. Vermeiden Sie Vorwürfe und formulieren Sie Ihre Sicht der Dinge in Ich-Botschaften.

 

#3 Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte

Versuchen Sie die Situation zu beobachten, ohne sie zu bewerten, und teilen Sie diese möglichst neutrale Beobachtung mit Ihrem Kind. Formulieren Sie im zweiten Schritt, wie Sie sich dabei fühlen und auch das dahinterliegende Bedürfnis. Zum Schluss sollte eine Bitte stehen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? „Ich habe das Gefühl, wir verbringen kaum noch Zeit zusammen. Das macht mich traurig, weil wir dadurch immer weniger wissen, was beim anderen gerade los ist. Ich würde mir wünschen, dass wir zumindest zwei Mal in der Woche alle gemeinsam Abendessen.“

 

#4 Kompromisse

Manchmal werden sich Eltern und Kinder selbst nach längerer Diskussion nicht einig. Versuchen Sie, sich auf die Sichtweise Ihres Kindes einzulassen und diese zu verstehen. Finden Sie gemeinsam Kompromisse, die die Ideen des Kindes miteinbeziehen.

 

#5 Streit unter vier Augen

Auch Eltern haben manchmal Streit. Achten Sie darauf, diesen nicht vor den Kindern auszutragen.

 

#6 Ich könnte schreien!

Wenn die Situation zu eskalieren scheint, beharren Sie nicht weiter auf Ihrem Standpunkt. Bevor Sie etwas sagen, das Ihr Kind verletzt und Ihnen später leid tut, atmen Sie tief durch. Achten Sie darauf, dass Sie mit beiden Beinen fest am Boden stehen und zählen Sie gedanklich langsam bis 10. Kann Sie das immer noch nicht beruhigen, hilft es vielleicht, das Zimmer kurz zu verlassen. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie eine kurze Auszeit brauchen und dann wiederkommen.

 

#7 Unterstützung holen

Wenn Sie weitere Unterstützung oder Information brauchen, zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen. Etwa in einem Online-Beratungsgespräch auf der Elternseite von Rat auf Draht: www.elternseite.at