Nothilfe | Sudan

Hungersnot im Sudan

Die Lage im Sudan ist schon seit Längerem schwierig. Doch seit Mitte April 2023 im Land ein Bürgerkrieg wütet, nimmt nicht zuletzt die Hungersnot im Sudan nie dagewesene Ausmaße an. Es sei die größte Hungerkrise in der Geschichte des Landes, berichtet die Initiative IPC. SOS-Kinderdorf ist vor Ort aktiv und berichtet über die verheerenden Zustände.

Frauen und Kinder im Huri-Camp für geflüchtete Menschen. Sie warten darauf, ihre Kanister mit Wasser füllen zu können.

Wie viele Menschen hungern im Sudan

25 Millionen Menschen betroffen

Die Hungerkrise im Sudan breitet sich in besorgniserregender Geschwindigkeit aus. Anfang des Jahres 2024 waren laut IPC noch knapp 18 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit in hohem Ausmaß betroffen. Laut aktuellen Prognosen steigt die Zahl der hungerleidenden Menschen für September 2024 auf über 25 Millionen. Das ist über die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung.

Vor allem der Westen des Landes und innerhalb des Landes vertriebene Menschen sind betroffen. Wie etwa der Bundesstaat Nord Darfur, wo sogar 69% der Bevölkerung Hunger leiden. Laut einem Bericht der UNOCHA ist die Lage im Speziellen im Zamzam Camp in der Nähe der Hauptstadt von Nord Darfur fatal, wo die kriegerischen Auseinandersetzungen die Menschen in die schlimmste Hungersituation getrieben habe. Insgesamt sind im Sudan 755.000 Menschen direkt vom Hungertod bedroht.

sudanesische junge Frau mit einem Kind
Salwa lebte bis zum Ausbruch des Krieges im SOS-Kinderdorf in Khartoum, ehe es sicherheitshalber evakuiert wurde. Wenig später nahmen Truppen das Dorf ein. Sie lebt nun, wie auch die anderen SOS-Familien aus Khartoum in der Region Kassala.

Warum hungern Kinder im Sudan?

Ursachen der Hungerkatastrophe

Die aktuell überaus prekäre Lebenssituation der Menschen im Sudan, insbesondere die Hungerkatastrophe hat eine Reihe von Ursachen. Eine Hauptursache ist sicherlich den bewaffneten Konflikt zwischen den Sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF). Krieg zerstört Lebensgrundlagen, vertreibt Menschen, führt zum Zusammenbruch wirtschaftlicher, v.a. landwirtschaftlicher Systeme und Versorgungsketten. All das hat eine massive Nahrungsnotlage zur Folge.

  • Kriegerische Auseinandersetzungen
    Der Krieg im Sudan beraubt die Menschen ihrer Lebensgrundlage, Angriffe zerstören lebensnotwendige Infrastruktur, darunter auch jene, die in direkten Zusammenhang mit Lebensmittelproduktion oder -vertrieb sind. Der Konflikt allein hat als Ursache weiter Folgen, die die Hungersnot weiter erschweren.
     
  • Zusammenbruch der Landwirtschaft
    Durch die andauernden Kriegshandlungen im Sudan wurde die Landwirtschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Produktion wird verhindert oder erschwert, Lieferketten unterbrochen, manche Gebiete und die Menschen dort sind nicht oder nur schwer erreichbar. Die Erntezeit im Oktober bis Februar soll Linderung bringen, doch, wenn in der Zwischenzeit nichts angebaut werden kann, wird auch die Ernte ausbleiben.
     
  • Vertreibung & Flucht
    Um sich und ihre Familien vor dem sicheren Tod zu retten, haben viele Sudanes*innen die Flucht angetreten. Über 10 Millionen Menschen, davon über 2 Millionen in Nachbarländern, harren also fernab ihres Zuhauses und ihres Hab und Guts aus, viele in dürftigen Flüchtlingscamps und ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Sie sind auf die Gegebenheiten und v.a. Hilfe vor Ort angewiesen, die häufig alles andere als ausreichend sind.
     
  • Explodierende Preise
    Durch die allgemeine Nahrungsmittelknappheit, Inflation, erschwerte Importbedingungen, zerstörte Infrastruktur und vieles mehr sind die Preise für lebensnotwendige Produkte ins Unbezahlbare gestiegen. Grundnahrungsmittel kosten zum Teil das Drei- bis Vierfache als vor dem Bürgerkrieg.
     
  • Humanitäre Hilfe
    Ebenso wie die herkömmlichen Versorgungsrouten sind auch jene für humanitäre Hilfe versperrt. Hilfsorganisationen werden daran gehindert, mit überlebenswichtigen Gütern zu den betroffenen Menschen vorzudringen, oder die Güter zuvor abgefangen. NGOs appellieren daher immer wieder an die Konfliktparteien, zumindest humanitäre Hilfe zu ermöglichen.

Die Menschen im Sudan hatten bereits vor Ausbruch der aktuellen Auseinandersetzung schwer mit Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen. Kommen derlei Schwierigkeiten hinzu, eskaliert die Lage umso schneller.

sudanesische junge Frau mit zwei Kindern
Auch Pflegemutter Amira und die Kinder lebten bis Dezember 2023 im SOS-Kinderdorf in Khartoum. Bewaffnete Gruppen waren so weit vorgedrungen, dass sie Amiras bis dahin sicheren Wohnort wenig später besetzten. Sie sind nun in Sicherheit, aber die Versorgung bleibt eine Herausforderung.

Mangel, Krankheit, Ausbeutung

Folgen der Hungerkrise

  • Hunger & Krankheit
    Nahrung ist die Grundlage für ein gesundes Leben. Müssen Menschen Hunger leiden wird ihr Immunsystem geschwächt, Mangelerscheinungen treten auf, selbst „leichte“ Erkrankungen können zu schwerwiegenden Folgen führen. In ihrer schlimmsten Ausprägung führt eine Hungerkatastrophe zum Tod.
     
  • Mangelernährung
    Die schwere akute Mangelernährung, der viele Sudanes*innen ausgesetzt sind, kann besonders bei Kindern zu langfristigen Schäden führen. Dazu gehören Wachstums- oder auch geistige Entwicklungsstörungen, die lebenslange Auswirkungen auf die Kinder haben.
     
  • Schutzlosigkeit & Ausbeutung
    In solchen extremen Notsituationen wie einer Hungersnot sind Menschen ihrem Umfeld zum Teil schutzlos ausgeliefert. Besonders geflüchtete Menschen oder gar Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden, erleiden Gewalt und auch sexuelle Gewalt, berichtet Limia Ahmed, Leiterin von SOS-Kinderdorf im Sudan.

In humanitären Krisen dieser Art haben die Menschen außerdem häufig mit Wassermangel zu kämpfen. Geflüchtetencamps sind etwa nicht ausreichend ausgestattet. Dadurch gibt es keinen Zugang zu sauberem Wasser oder Sanitäranlagen, was zu einem katastrophalen Zustand für die Gesundheit der Menschen dort führt. Gepaart mit der mangelnden Gesundheitsversorgung ist ein unkontrollierter Ausbruch von Krankheiten vorprogrammiert.

Wie hilft SOS?

Unsere Hilfsmaßnahmen im Sudan

Seit über 50 Jahren ist SOS-Kinderdorf im Sudan und seinen Nachbarländern tätig und fest in der Gemeinschaft verankert. Dies erlaubt es uns, schnell auf Krisen und unvorhersehbare Situationen zu reagieren.

  • Wir versorgen Flüchtlingslager im Sudan und dessen Nachbarländern, wie zum Beispiel dem Tschad, mit lebenswichtigen Hilfsgütern und Vorräten.
     
  • Unsere Unterstützung umfasst wirtschaftliche Hilfe in Form von Gutscheinen und Bargeld, die Stärkung und Betreuung von Familien, insbesondere alleinerziehender Mütter mit ihren Kindern.
     
  • Wir helfen Familien bei der Evakuierung, stellen Decken, Kleidung und Nahrungsmittel bereit und unterstützen die Zusammenführung von Familienmitgliedern.
     
  • Zusätzlich bieten wir psychologische Soforthilfe für traumatisierte Kinder und Eltern an.
     
  • Im Bereich Kinderschutz betreiben wir Schutzzonen für Kinder, unterstützen den Aufbau lokaler Kinderschutzkomitees und begleiten Überlebende von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt.
     
  • Im Bildungssektor fördern wir den Zugang zu Bildungsangeboten für Kinder und ermöglichen ihnen so bessere Zukunftsaussichten.

Wie kann ich helfen?

Spenden für den Sudan

Im Bericht der Initiative IPC heißt es:
„Das Tempo, mit der sich die Lage im Sudan verschlechtert, lässt keinen Raum für Optimismus, es sei denn, alle betroffenen Akteure ergreifen unverzüglich Maßnahmen.“

Daher setzen wir alles daran, humanitäre Hilfe zu leisten. Unsere Kolleg*innen sind unermüdlich im Einsatz, um die Notlage der sudanesischen Kinder und ihrer Familien zu lindern bzw. zu verbessern im Sudan und in den Nachbarländern.

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