Tag der Sozialen Arbeit
– 17.03.25
Soziale Arbeit beginnt bei der Prävention
SOS-Kinderdorf fordert zum Tag der Sozialen Arbeit mehr Prävention, bessere Finanzierung und mehr Wertschätzung für das Berufsfeld.
Wir müssen Familien, die unter Druck geraten, rasch und individuell unterstützen, anstatt erst mit den teuren Folgen umzugehen.
Vorbeugen statt Troubleshooting
Bei der Gesundheit ist es längst anerkannt: Vorbeugen ist besser als Heilen. Soziale Arbeit hingegen wird in unserer Gesellschaft zu oft als reine Reaktion auf Härtefälle verstanden. „Leider gibt es keine Impfung gegen Lebenskrisen. Aber wir können junge Menschen stärken und ihnen Unterstützung bei der Bewältigung von Herausforderungen anbieten“, so Rudisch.
SOS-Kinderdorf plädiert dabei für Prävention von Anfang an. Schon die erste Phase nach der Geburt eines Kindes kann entscheidend dafür sein, ob ein Familiensystem funktioniert. Junge Eltern sollten in dieser Zeit gut unterstützt werden. Etwa durch verbindliche Informationsgespräche zum Thema Entwicklung, Gesundheit, Pflege und Versorgung von Kindern – über Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten bei Herausforderungen und Überforderungssituationen als Eltern(teil). So können familiäre wie individuelle Risikofaktoren identifiziert und eine entsprechende Versorgung eingeleitet werden.
Prävention ist ebenso unerlässlich in Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen, um Kindern bei Bedarf frühzeitig Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. SOS-Kinderdorf fordert kleinere Gruppengrößen in Kindergärten und mehr Ressourcen für Schulsozialarbeit. Auch Arbeitszeit muss so gestaltet sein, dass elterliche Care-Arbeit und Erwerbsarbeit gut kombinierbar sind.
Prävention zahlt sich aus
Jeder in Prävention investierte Euro zahlt sich volkswirtschaftlich mehrfach aus. Präventive Maßnahmen, die belasteten Familien helfen, sind günstiger als mögliche Folgen, wenn Familien erst in der Krise Hilfe erhalten oder auseinanderbrechen. Wenn Kinder von ihren Eltern getrennt und fremduntergebracht werden müssen oder wenn sie es nicht schaffen, sich im späteren Leben eigenständig zu versorgen, wird es für den Staat richtig teuer. „Vor allem können präventive Maßnahmen aber Kindern und ihren Familien viel Leid ersparen und müssen darum dringend in den Fokus rücken“, so Rudisch.
Mangelnde Wertschätzung und Finanzierung
„Es braucht einen neuen Wertediskurs über die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien. Diese systemrelevante und höchst anspruchsvolle Aufgabe verdient gesellschaftlich die entsprechende Anerkennung“, so Rudisch. Damit einher geht der Fachkräftemangel: Um den Bedarf nach familiärer Unterstützung abzudecken, braucht es dringend mehr Fachkräfte im Sozialbereich. Seit Jahren gibt es dafür zu wenige Ausbildungsplätze. Das erhöht den Druck auf die Mitarbeiter*innen, weil die Verantwortung auf zu wenigen Schultern verteilt werden muss. „Auch bei der Frage der Ausbildung geht es letztlich ums Geld. Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze und mehr Geld, um diese gut qualifizierten Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen leistungsgerecht beschäftigen zu können“, so Rudisch.