Pride Month
– 10.06.25
Vielfalt als Vorbild
Unsere Mitarbeiter*innen sind unterschiedlich. Sie haben verschiedene kulturelle Hintergründe, Ausbildungen und auch sexuelle Orientierungen. Die Vielfalt macht unsere Arbeit abwechslungsreich, farbenfroh und bereichert den Alltag mit Kindern und Jugendlichen, für die wir auch ein Vorbild sind. SOS-Kinderdorf ist es ein großes Anliegen, ein sicheres und vertrauensvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter*innen ganz sie selbst sein können. Nur so können sie auch den Kindern und Jugendlichen Authentizität und Offenheit vorleben und ihnen zeigen, dass Vielfalt ein Kinderrecht ist.
Unsere Kollegin Alex hat uns anlässlich des Pride Months von ihren persönlichen Erfahrungen als queere Person erzählt und uns einige Fragen zu ihrem Arbeitsalltag beantwortet.
Warum ist es dir ein Anliegen, dass dein Arbeitgeber sich für LGBTQI+ Rechte einsetzt?
Ich finde es ist wichtig, dass man Aufmerksamkeit dafür schafft, dass queere Menschen auch im Arbeitsumfeld auf Probleme stoßen können. Als queere Person muss man sich ständig outen, man bewegt sich oft in Situationen, in denen man sich nicht ganz sicher fühlt und dennoch etwas sehr Privates von sich preisgeben muss. Umso wichtiger ist es, dass man in der Arbeit einen „Safe Space“ hat, einen sicheren Ort, an dem man sich nicht verstellen muss und so sein kann wie man ist.
Unternehmen müssen sich Gedanken machen, wie sie diese Sicherheit herstellen können. Das beginnt mit der Sprache, wie man etwa korrekt gendert, oder wie man die Privatsphäre von queeren Personen schützt. Aber auch, wie man aktiv Maßnahmen setzt und Aufklärung betreibt, beispielsweise die Teilnahme von SOS-Kinderdorf an der Pride in Wien. Das ist für mich ein tolles Signal für Solidarität und Rückhalt.
Wie geht es dir persönlich im Arbeitsumfeld, wie gehst du mit deiner sexuellen Orientierung um?
Es ist eine Gratwanderung. Ich arbeite mit jungen Burschen, bei denen das Thema Homosexualität mit Vorurteilen behaftet ist. Sie kommen aus einem Umfeld, in dem es an Aufklärung mangelt und das von sehr traditionellen Rollenbildern geprägt ist. Sie verwenden zum Beispiel Begriffe wie „schwul“ unreflektiert als Schimpfwort.
Ich versuche in diesen Situationen zu erklären, dass die Aussagen für Menschen verletzend sein können, kläre über verschiedene Formen von Beziehungen auf und zeige auch Verständnis. Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass die Jugendlichen selbst queer sind und versuchen, das durch Beschimpfungen runter zu spielen oder zu verdrängen. Da ist viel Feingefühl gefragt und auch Geduld. Man muss dranbleiben und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie sich öffnen können.
Meine private Lebenssituation gebe ich nicht von Anfang an Preis. Ich versuche die Jugendlichen erst gut kennen zu lernen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wenn ich mich dann oute und erzähle, dass ich eine Freundin habe, fallen sie oft aus allen Wolken. Manchmal schaffe ich es, dass sie ihre Einstellung ändern. Ein Bursche hat mir mal gesagt „es ist ja nur Liebe“, das fand ich sehr schön. Aber leider sind die Erfahrungen nicht immer so gut.
In schwierigen Situationen hilft mir der Rückhalt durch mein Team und meinen Vorgesetzten. Ich weiß, dass ich nicht die einzige queere Person bin und wir können sehr offen über unsere Erfahrungen sprechen und uns austauschen, das gibt mir Sicherheit.
Was könnte SOS-Kinderdorf als Arbeitgeber für queere Personen noch besser machen?
Ich fände es super, wenn es eine Diversity Group oder eine*n Beauftragte*n gäbe, der*die sich aktiv um Maßnahmen und Aufklärungsarbeit kümmert. Schulungen für Führungskräfte beispielsweise wären eine Möglichkeit, in denen sie sich damit auseinandersetzen, wie man ein sicheres Arbeitsumfeld für queere Mitarbeiter*innen schafft. Es bräuchte Personen, die aktiv Projekte und Maßnahmen vorantreiben.
Hast du sonst noch eine Message oder ein Anliegen, das du teilen möchtest?
Ich fände es cool, wenn sich Menschen selbständig ihre Informationen holen und sich queere Personen nicht um die Aufklärung von straighten Menschen kümmern müssten. Es gibt genug Material und Infos, die öffentlich zugänglich sind. Alle Menschen sollten sich viel mehr um ihre eigene Aufklärung kümmern, sich mit ihren eigenen Werten und Haltungen auseinandersetzen und diese hinterfragen. Es wäre schön, wenn nicht nur Betroffene für LGBTQI+ Rechte kämpfen, sondern alle Menschen gemeinsam.
Vielen Dank für deine Offenheit liebe Alex! Wir wünschen dir alles Gute und sind weiterhin an deiner Seite im Einsatz gegen Diskriminierung.
Bei SOS-Kinderdorf wird Vielfalt gelebt: Wir heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von ihren individuellen Merkmalen! Außerdem setzen wir uns für die Einhaltung der Kinderrechte ein und dafür, dass Kinder und Jugendliche ohne Gewalt und Diskriminierung aufwachsen können.
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