Armut
– 30.01.23
Kinder ohne Kindheit
Das Leben auf der Straße ist hart und gefährlich, vor allem für ein Kind. Für Abdi, 10, ist dieses risikoreiche Leben Alltag. Die Straßen von Hargeysa, Somaliland, sind sein Zuhause.
Abdi weiß gar nicht mehr, seit wann er in den Straßen von Hargeysa, der Hauptstadt von Somaliland lebt, er weiß nur, dass es ihm schon wie eine Ewigkeit vorkommt. Seine Eltern wollten ihn nicht in die Schule schicken, sie sagten, er solle stattdessen Arbeit finden, um das Einkommen der Familie zu unterstützen.
"Ich durfte nicht in die Schule"
"Meine Mutter putzte, damit wir leben konnten, mein Vater hat mit einem kleinen Handwagen Geld verdient, mit ihm transportierte er für andere verschiedene Waren von einem Ort zum anderen", sagt Abdi. "Meine zwei älteren Geschwister durften in die Schule gehen, ich musste mir einen Job suchen. Jeden Morgen ging ich in die Stadt und wusch Autos. Das Geld, das ich verdient habe, musste ich zu Hause abgeben", erzählt er.
"Niemand suchte nach mir"
Eines Tages reichte es Abdi, er war ein Kind, er wollte keine Verantwortung mehr tragen, und so kam er nach dem Autowaschen, einfach nicht mehr nach Hause zurück. Er schloss sich seinen obdachlosen Freunden an und lebte von nun an auf der Straße. Niemand suchte nach ihm und so war das Straßenleben nun seine Kindheit.
"Wenn ich nicht arbeite oder nichts zu tun habe, kaufe ich Drogen wie Klebstoff und schnüffle den ganzen Tag", sagt Abdi. "Wenn ich kein Geld habe, um Kleber zu kaufen, stehle ich ihn einfach von den älteren Kindern, die ihn verkaufen." Wenn das passiert, gerät Abdi in Schwierigkeiten. "Ich verstecke mich dann vor den älteren Straßenkindern, aber sie hören nicht auf zu suchen, wenn sie mich finden, dann schlagen sie mich grün und blau", erzählt er.
Solche Schlägereien sind häufig. Die Kinder streiten sich auch um Essen, Übernachtungsmöglichkeiten und manchmal um Geld. Abdi schläft oft am Straßenrand. Und wenn es regnet, findet er Unterschlupf unter geparkten Autos oder auf Müllhalden.
Die Anzahl der Straßenkinder wächst weiter
Die Zahl der obdachlosen Kinder nimmt laut Unicef in Somaliland weiter zu. Weltweit wir die Zahl der Straßenkinder auf bis zu 150 Millionen geschätzt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Gewalt in Familien, der Tod der Eltern, Kriege, Flüchtlingsströme, alle Arten von Krisen. Nur selten gibt es ausreichend Projekte, um den Kindern zu helfen und so wachsen sie ohne Perspektive auf und werden nicht selten Erwachsene, deren einziger Weg zu Überleben, die Kriminalität ist. Nicht selten landen sie am Ende im Gefängnis.
Ein Kind ohne Kindheit
Kindern wie Abdi fehlen nicht nur die essenzielle Liebe, Fürsorge, Sicherheit, Bildung und die gesundheitliche Versorgung, sie verlieren auch das Recht auf ihre Kindheit. Abdi muss sich mit zehn Jahren schonum Essen, Unterkunft und Sicherheit ganz alleine sorgen, hat niemanden, der ihn tröstet oder den er um Rat fragen kann.
"Wenn ich kein Geld habe, suche bei Restaurants nach Essensresten", sagt Abdi. Wenn ich bei den Restaurants kein Essen finde, esse ich alles, was ich auf den Straßen finden kann. Manchmal, wenn die Leute sich weigern, mir etwas zu essen zu geben, schnappe ich es ihnen weg. Ich kaufe nur Essen, wenn ich Geld habe."
"Leibwächter, die mich beschützen"
Abdi fügt hinzu: "Noch nie ist mir etwas Gutes passiert. Wenn ich schlafen gehe, denke ich daran, wie es ist, in die Schule zu gehen. Wie es ist, am Morgen aufzuwachen und mich für die Schule fertigzumachen. Ich möchte einmal ein Minister werden, mit vielen Leibwächtern um mich, die mich beschützen."
SOS-Kinderdorf gibt Kindern ein liebevolles Zuhause
SOS-Kinderdorf hilft Kindern und Familien, damit sie nicht auf der Straße leben müssen. Übernehmen Sie die Patenschaft für ein Kind oder ein ganzes Dorf.