Freiwilliges Demokratiejahr – 11.11.24

SOS-Kinderdorf möchte Demokratie stärken

Demokratie will gelernt sein. Mit einem freiwilligen Demokratiejahr soll politische Bildung neu gedacht werden.

Im intensiven Wahljahr 2024 wird die Demokratie mehr denn je auf die Probe gestellt. Autoritäre Kräfte gewinnen weltweit an Raum. Zudem zeigen der Demokratiemonitor und andere aktuelle Umfragen: Das Vertrauen in politische, demokratische Systeme ist stark angeschlagen.


Auf dem Spiel steht nichts Geringeres als unsere Demokratie

Birgit Schatz
Kinderrechtsbeauftragte SOS-Kinderdorf

 

Vor allem bei jungen Menschen: Im zweiten Jahr in Folge bewerten mehr junge Menschen in Österreich unsere Demokratie als „eher schwach“ denn als „eher stark“ (40 vs. 39 %). Mehr als die Hälfte (56 %) fühlt sich durch die Politik nicht gut vertreten, das ist eine Verdopplung gegenüber dem Jahr 2018. Nur noch 44 % glauben, dass sie etwas bewirken können, wenn sie sich politisch beteiligen.*

„Auf dem Spiel steht nichts Geringeres als unsere Demokratie“, sagt Birgit Schatz, Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf. „Und die brauchen wir, damit künftige Generationen sicher und selbstwirksam aufwachsen können. Wir dürfen den aktuellen Entwicklungen darum nicht länger tatenlos zuschauen. Es müssen aktive Maßnahmen getroffen werden, um sowohl junge Menschen als auch unsere Demokratie von Grund auf zu stärken!“

 

Demokratie beginnt bei den Kindern

„Demokratie zu leben ist eine Fähigkeit, die erlernt werden muss – am besten schon in jungen Jahren“, so Schatz. Das Kinderrecht auf Beteiligung sei darum ein wichtiger Baustein in der Demokratiebildung. „Wenn Kinder und Jugendliche lernen, dass sie durch ihr Mitwirken etwas verändern können, erleben sie Selbstwirksamkeit. Das stärkt die jungen Menschen, sodass sie selbstbestimmt ihr Leben und die Gesellschaft gestalten können.“

SOS-Kinderdorf fordert daher seit Jahren, Beteiligung als Methode des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Klein auf zu vermitteln und mit Kindern und Jugendlichen zu leben – im Kindergarten, in der Schule, bei der Lehre oder im politischen Kontext. „Das Rezept klingt einfach: Beteiligung schafft Demokratiekompetenz. Kinderrechte werden so zur Basis unserer Demokratie. Dafür müssen wir die Kinderrechte allerdings endlich umfassend leben.“


Freiwilliges Demokratiejahr

Um junge Menschen zu aktiven Demokrat*innen zu machen, schlägt SOS-Kinderdorf die Möglichkeit eines freiwilligen Demokratiejahres vor. Dieses könnten 17- bis 24-Jährige analog zum freiwilligen Sozial- oder Umweltjahr für bis zu 12 Monate absolvieren. Etwa in Organisationen, die zivilgesellschaftliches Engagement fördern oder bei Interessensvertretungen aus dem Bereich Menschen- und Kinderrechte. „Am besten lernt man etwas, indem man es erlebt. Mit einem Demokratiejahr könnten junge Menschen Demokratie aktiv erfahren und dieses Bewusstsein ein Leben lang mitnehmen und teilen. Das wäre politische Bildung auf einem völlig neuen Level. Und dieses Level müssen wir dringend erreichen, wenn wir unsere Demokratie sichern wollen“, so Schatz.


*Quelle: SORA „Junge Menschen und Demokratie in Österreich 2023“, Befragungen von Jugendlichen zwischen 16 und 26 Jahren in Österreich im Rahmen des Demokratie-Monitors

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