Bildung – 22.05.23

Gleichberechtigter Zugang zu Chancen von morgen

Kaum ein Thema beschäftigt die Gesellschaft gerade so sehr wie die zunehmende Digitalisierung. Doch obwohl der Zugang zum Internet bereits als Menschenrecht anerkannt ist, ist er für viele Menschen auf der Welt immer noch ein Privileg.

Die digitale Kluft – der Unterschied zwischen Personen, die Zugang zu digitalen Technologien haben und diese sinnvoll nutzen können, und denjenigen, denen dies systematisch verwehrt wird – nimmt unaufhaltsam zu. Diese Entwicklung gibt Anlass zu großer Sorge. Dafür gibt es unterschiedlichste Gründe wie etwa Alter, Einkommen und geografische Lage.

Kinder und Jugendliche, die von SOS-Kinderdorf unterstützt werden, sind bedauerlicherweise besonders betroffen. „Wer keine angemessene elterliche Fürsorge hat, ist besonders verletzlich und bleibt hinter Gleichaltrigen zurück“, weiß Ingrid Maria Johansen, Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf International. Eine der obersten Prioritäten von SOS-Kinderdorf ist es daher, die Digitalisierung zu nutzen, um die Zukunftsfähigkeit der Kinder zu verbessern.

 

Ein Drittel der Weltbevölkerung war noch nie vernetzt. Doch nach Angaben der Vereinten Nationen erfordern mittlerweile mehr als 90 % der Arbeitsplätze weltweit irgendeine Form von digitalen Fähigkeiten, um sich an der Gestaltung einer nachhaltigeren, integrativen und technologieorientierten Zukunft zu beteiligen.

 

Mädchen und Frauen besonders betroffen

Nach Angaben der USAID (United States Agency for International Development) haben Frauen im Vergleich zu Männern weltweit 21 % weniger Zugang zu digitalen Technologien. Damit verfügen sie nicht nur über geringere digitale Kompetenzen, sondern haben auch nur begrenzten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Bildung und anderen sozialen Diensten, ganz zu schweigen von den Beschäftigungsmöglichkeiten.

"Um junge Frauen ohne angemessene elterliche Fürsorge dabei zu unterstützen, selbstständig zu werden und die generationenübergreifende Armut zu überwinden, müssen wir einen gleichberechtigten Zugang zu Chancen und den Fähigkeiten von morgen sicherstellen. Denn der Zugang zu Technologie ist kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit und ein Grundrecht", so Johansen.

 

Bildung befähigt Mädchen und Frauen für ihr Leben und die Arbeitswelt. Allerdings haben sie im Vergleich zu Buben immer noch deutlich geringere Chancen, digitale Technologien zu nutzen und Arbeitsplätze, für die technische Kenntnisse notwendig sind, zu finden.

 

Innovation und Technologie für die Gleichstellung der Geschlechter

Um der wachsenden digitalen Kluft entgegenzuwirken, hat sich SOS-Kinderdorf dazu verpflichtet, den Zugang zur digitalen Technologie, der digitalen Kompetenz und die Online-Sicherheit zu verbessern. In sogenannten „Digitalen Dörfern“ werden Mädchen, Buben und ihre Betreuer*innen mit einem IT-Zugang und den notwendigen Fähigkeiten ausgestattet, um sich sinnvoll mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu beschäftigen.

Eines dieser Dörfer ist das SOS-Kinderdorf Dhangadhi in Nepal. Die Kinder werden hier nicht nur mit Computern ausgestattet, sondern sie besuchen nach der Schule auch regelmäßig Kurse, um etwa den Internationalen Computer-Führerschein (ICDL) zu erlangen. Dieser soll aufstrebenden jungen Menschen dabei helfen, in Bezug auf die sich rasant entwickelnde Technologie bei der Erlangung und Weitergabe von Wissen nicht zurückzubleiben. Dank bedarfsorientierter Ansätze wie diesem konnten die digitalen Kenntnisse der weiblichen Programmteilnehmerinnen bereits auf das gleiche Niveau wie das der männlichen Teilnehmer angehoben werden.