SOS-Kinderdörfer in Kambodscha
Der kambodschanische SOS-Kinderdorf-Verein wurde im Jahr 2000 gegründet. Die Organisation begann ihre Arbeit zuerst mit Kindern ohne elterliche Fürsorge in der Hauptstadt Phnom Penh. Aufgrund der großen Armut und der weit verbreiteten Not im Land hat die Organisation ihre Aktivitäten weiter ausgebaut und unterstützt mittlerweile Kinder, junge Menschen und Familien in Kambodscha an sechs verschiedenen Standorten.
Landminen stellen weiterhin eine Gefahr dar
Das Königreich Kambodscha liegt in Südostasien. In Kambodscha leben ca. 14,8 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Phnom Penh hat 1,5 Millionen Einwohner.
Das Land erholt sich langsam von einem jahrzehntelangen Konflikt, der bis weit in die 90er Jahre andauerte. Kambodscha zählt zu den am dichtesten verminten Ländern der Welt – seit dem Jahr 1970 sind ca. 60 000 Menschen durch Minenexplosionen gestorben, und noch weit mehr haben minenbedingte Verletzungen erlitten. Viele Opfer sind Kinder, die auf den Feldern gespielt oder Vieh geweidet hatten.
Eins der ärmsten Länder der Welt
Obwohl sich die Lebensbedingungen in den letzten beiden Jahrzehnten verbessert haben, ist Kambodscha immer noch eins der ärmsten Länder der Welt.
Ca. 48 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Zu den Hauptanbauprodukten zählen Reis, Kautschuk, Getreide, Gemüsepflanzen und Tapioka. Der Tourismus und der Export von Bekleidungsartikeln stellen ebenfalls bedeutende Einkommensquellen dar. In der Bekleidungsindustrie, in der 70 Prozent aller Exporte erwirtschaftet werden, sind ca. fünf Prozent der Bevölkerung beschäftigt. Trotz des jüngsten Wirtschaftswachstums leben nach wie vor ca. 18 Prozent aller Kambodschaner unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze. Die Armut ist in den ländlichen Regionen am weitesten verbreitet.
Im Gesundheitsbereich gibt es bereits einige Verbesserungen zu verzeichnen. Die Sterblichkeitsraten von Säuglingen und Kindern unter fünf Jahren beispielsweise sind in den letzten Jahren gesenkt worden. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist gestiegen, obwohl sie mit 61,7 Jahren für Männer und 66,8 Jahren für Frauen immer noch relativ niedrig ist. Andererseits stellt die große Anzahl von Menschen, die an HIV/AIDS erkrankt sind, das ohnehin labile Gesundheitssystem des Landes vor neue Herausforderungen. Ca. 76 000 Menschen sind derzeit nach offiziellen Angaben mit dem Virus infiziert, aber aufgrund des Mangels an Tests kann man davon ausgehen, dass viele Menschen überhaupt nichts von ihrer Ansteckung wissen.
Die grundlegende Infrastruktur des Landes ist zwar verbessert worden, aber es bleibt noch viel zu tun, vor allem in den ländlichen Regionen. Während die große Mehrheit der Bewohner in den Städten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, sind es auf dem Land lediglich 61 Prozent. Ca. 67 Prozent der Stadtbewohner haben Zugang zu ordentlichen sanitären Anlagen; auf dem Land sind es nur 31 Prozent.
Finanzexperten gehen davon aus, dass die kambodschanische Wirtschaft aufgrund des Bergbaus und durch die Entdeckung von Offshore-Ölvorkommen durchaus weiteres Wachstumspotential aufweist. Die Korruption stellt jedoch ein großes Problem dar; das Land hat eine der weltweit höchsten Korruptionsraten zu verzeichnen. Auch der Menschenhandel ist ein beunruhigendes Phänomen. Menschen werden sowohl innerhalb der Landesgrenzen (von den ländlichen in die städtischen Regionen) als auch auf internationaler Ebene von Menschenhändlern verschleppt. Viele werden mit falschen Versprechungen von gutbezahlter Arbeit angelockt und müssen dann unentgeltliche Zwangsarbeit in Fabriken und in der Landwirtschaft verrichten oder werden als Hausangestellte und Sexarbeiter ausgebeutet.
Kinder brauchen Schutz
Demographisch gesehen ist Kambodscha ein sehr junges Land. Die Zahl der Kinder unter 18 Jahren beläuft sich auf ca. 5,6 Millionen.
Schätzungsweise 570 000 Kinder wachsen in Kambodscha ohne elterliche Fürsorge auf. Die große Armut, die langen Jahre des Konflikts, Migrationsbewegungen und die steigende Anzahl der HIV/AIDS-Infizierten zählen zu den Hauptursachen dafür, dass Kinder nicht länger bei ihren Familien bleiben können.
Ca. 36 Prozent der Kinder müssen Kinderarbeit verrichten. Kinder werden zur Arbeit in der Landwirtschaft, der Fischerei, in Steinbrüchen, als Hausangestellte oder zum Betteln oder Verkaufen von Kleinwaren auf der Straße gezwungen.
SOS-Kinderdorf in Kambodscha
Familienstärkung: In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen unterstützen wir Familien, damit sie zusammen bleiben können. Neben materieller Hilfe in Form von Geld, Nahrung und Kleidung bieten wir auch soziale und emotionale Unterstützung für Kinder und Eltern.
Betreuung in Familien: Kinder, die nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer der SOS-Kinderdorf-Familie. Brüder und Schwestern wachsen zusammen auf und werden von einer SOS-Mutter betreut.
Unterstützung für junge Menschen: Junge Erwachsene leben in speziellen Unterkünften, wo sie auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleitet werden.
Bildung: Kleine Kinder können die SOS-Kindergärten besuchen, während ihre Eltern an Bildungsmaßnahmen teilnehmen oder arbeiten.