SOS-Kinderdörfer in Paraguay
SOS-Kinderdorf begann im Jahr 1970 seine Tätigkeit in Paraguay. Die Gründung des nationalen Vereins "SOS Aldeas de Niños Paraguay" erfolgte noch im gleichen Jahr. In einem der ärmsten Länder Lateinamerikas wird das Leben Tausender Kinder durch eine schwierige sozioökonomische Situation und große Armut erschwert. Vor diesem Hintergrund setzt sich SOS-Kinderdorf seit Beginn seiner Aktivitäten dafür ein, die Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen in Paraguay zu verbessern.
Viele Menschen haben kein regelmäßiges Einkommen
Die Republik Paraguay ist einer der beiden Binnenstaaten in Südamerika. Sie grenzt im Norden an Bolivien, im Osten an Brasilien sowie im Süden und Westen an Argentinien. Paraguay ist eines der am dichtesten besiedelten Länder Lateinamerikas und in 18 Verwaltungsbezirke aufgeteilt. Die Gesamtbevölkerung beläuft sich auf ca. 6,7 Millionen, von denen viele in der Hauptstadt Asunción leben. Aufgrund seiner zentralen Lage auf dem amerikanischen Kontinent wird Paraguay manchmal als "El corazón de América" ("Das Herz von Amerika ") bezeichnet.
Der informelle Sektor stellt einen wichtigen Teil der Wirtschaft Paraguays dar - Tausende von Kleinstunternehmen und Straßenverkäufern spielen in den Stadtzentren des Landes eine wichtige Rolle. Paraguay gehört zu den fünf führenden Sojaproduzenten der Welt. Der Diktator Alfredo Stroessner regierte Paraguay über dreißig Jahre lang mit eiserner Faust, womit er nach Fidel Castro die zweitlängste Amtszeit eines lateinamerikanischen Staatsoberhauptes im 20. Jahrhundert vorweisen kann. Seine Präsidentschaft war durch Menschenrechtsverletzungen und Repressionen, aber auch durch wirtschaftliche und politische Stabilität gekennzeichnet. Stroessner wurde 1989 durch einen Militärputsch gestürzt und floh ins Exil.
Weit verbreitete Armut und Analphabetentum
Paraguay ist eines der ärmsten Länder auf dem amerikanischen Kontinent. Fast 40 Prozent der Menschen leben in Armut. Vielen von ihnen fehlt es an sanitären Einrichtungen, sauberem Wasser, Elektrizität und einer menschenwürdigen Unterkunft. Das Land steht derzeit auf Rang 111 des United Nations Human Development Index (HDI), einem Index zur Bewertung der Entwicklung eines Landes auf der Grundlage dreier Schlüsselfaktoren - Gesundheit, Einkommen und Bildung. Trotz jüngster Bemühungen der paraguayischen Regierung zur Einführung weitreichender Alphabetisierungsprogramme gibt es in Paraguay nach wie vor schätzungsweise 210 000 Analphabeten.
Im Laufe der Jahre hat sich die Zwangsarbeit von Haushaltshilfen sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zu einem schwerwiegenden Problem entwickelt. Viele kleine Kinder werden zur Kinderarbeit gezwungen, vor allem in der Region des Chaco. Notleidende Kinder werden von Menschenhändlern aus den ländlichen Gebieten in größere Städte wie Asunción oder Ciudad del Este verschleppt, wo sie kommerziell betriebener sexueller Ausbeutung ausgeliefert sind und wie moderne Sklaven behandelt werden. Die Menschenhändler haben es besonders auf Straßenkinder abgesehen, wohl wissend, dass diese ohne den Schutz einer Familie besonders angreifbar sind.
Der Menschenhandel mit Jugendlichen aus Paraguay und Brasilien zum Zwecke der kommerziellen Sexarbeit kann vor allem im Dreiländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay beobachtet werden.
Kinder ohne elterliche Fürsorge brauchen Schutz
Paraguay ist demographisch gesehen ein sehr junges Land; ca. 35 Prozent der Bevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Die Erfahrungen des Aufwachsens in zerrütteten Familien oder gänzlich ohne familiäre Strukturen haben häufig Auswirkungen auf das Erwachsenenleben der Kinder. In Paraguay leben ca. 150 000 Waisenkinder. Ohne die elterliche Fürsorge landen viele von ihnen auf der Straße, wo sie häufig stehlen, betteln oder sich prostituieren müssen, um zu überleben.
Ohne eine liebevolle, unterstützende Umgebung und ohne Bildung sind sie in einem Teufelskreis aus Drogen, Gewalt von Straßenbanden und Missbrauch gefangen. Von der Gesellschaft werden Straßenkinder oft als Parasiten angesehen, die man bekämpfen muss, und nicht als verletzliche, vernachlässigte menschliche Wesen, die ohne den Schutz der Familie aufwachsen müssen.
Das Leben eines Kindes in den Straßen von Asunción ist sehr hart. Nichtsdestotrotz ist das Aufwachsen auf dem Land keinesfalls leichter, da viele ländliche Regionen in Lateinamerika häufig unter extremer, noch größerer Armut leiden. In den ländlichen Regionen Paraguays sind selbst grundlegende Dinge wie Trinkwasser manchmal schwer zu bekommen. In den semiariden Zonen regnet es nur von November bis März. Während der Trockenzeit haben Familien auf dem Land häufig keinen Zugang zu sauberem Wasser.
Es kommt nicht selten vor, dass Kinder an schwerem Durchfall sterben, nachdem sie verseuchtes Wasser getrunken haben. Mit 22 von 1000 Lebendgeburten liegt die Kindersterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren über dem südamerikanischen Durchschnitt. Viele paraguayische Kinder haben keine Möglichkeit, eine Grundschule zu besuchen; die Einschulungsquoten sind in den vergangenen Jahren stetig gesunken.
SOS-Kinderdorf in Paraguay
Im Laufe der Jahre hat SOS-Kinderdorf Paraguay seine Aktivitäten im Land konstant ausgebaut. Die Organisation unterstützt derzeit Kinder, Jugendliche und Familien in Paraguay an fünf verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, Schulen und Berufsbildungszentren. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.
Website von SOS-Kinderdorf Paraguay
(verfügbar auf Spanisch)