SOS-Kinderdorf in Burkina Faso
Burkina Faso ist ein armes Binnenland, das in großem Maße vom den Erlösen aus dem Export von Baumwolle abhängt. Laut Human Development Index der Vereinten Nationen gehört es zu den am wenigsten entwickelten Ländern Afrikas. Wie auch in so vielen anderen afrikanischen Nationen gehören die Kinder zu den schwächsten Gliedern der Gesellschaft. SOS-Kinderdorf unterstützt und schützt Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern verloren haben oder Gefahr laufen, die elterliche Fürsorge zu verlieren.
Einige Fakten über Burkina Faso
Sogar nach westafrikanischen Standards ist Burkina Faso ein extrem armes Land, das Pro-Kopf-BIP ist eins der niedrigsten der ganzen Welt. Obwohl das Land reich an Goldreserven ist, stellt die Baumwollerzeugung die wichtigste Säule der Wirtschaft dar. Im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern ist die industrielle Basis des Landes eher schwach, und natürliche Ressourcen sind selten zu finden. 90 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
Die politische Situation war von Spannungen zwischen Burkina Faso und Cote d'Ivoire geprägt, da sich Rebellen aus der Elfenbeinküste angeblich im Norden von Burkina Faso versteckt hielten. Im Jahr 2011 zog das Land aufgrund von heftigen Protesten der Bevölkerung gegen die Brutalität der Polizei, das autokratische System und steigende Lebensmittelpreise in die Aufmerksamkeit internationaler Medien auf sich. Die Proteste wurden von der Regierung rasch beendet, die versprach, die derzeitige Situation zu verbessern und in Burkina Faso mehr Demokratie einzuführen.
Zunehmende Armut trotz Wirtschaftswachstum
Ebenso wie in den meisten anderen Ländern südlich der Sahara sind auch in Burkina Faso die wirtschaftlichen Bedingungen sehr schwierig, wodurch das Leben für die Durchschnittsbürger des Landes zu einer täglichen Herausforderung wird. Ca. 60 Prozent der Einwohner leben in Armut, fast 80 Prozent haben keine Arbeit. Das Pro-Kopf-BIP in Burkina Faso ist eins der niedrigsten der ganzen Welt. Trotz des Wirtschaftswachstums ist das Armutsniveau nicht nur sehr hoch geblieben, sondern steigt in einigen Landesregionen sogar noch weiter an.
Die ländlichen Gebiete sind traditionell noch stärker von extremer Armut betroffen als die Stadtzentren des Landes. Ca. sechs Millionen Menschen zählen in Burkina Faso zu den sogenannten "armen Landbewohnern". Beschäftigung gibt es häufig nur auf dem informellen Sektor, auf dem der Großteil der überhaupt verfügbaren Jobs zu finden ist. Ein nachhaltiges und sozialverträgliches Wirtschaftswachstum wird für den zukünftigen Fortschritt von zentraler Bedeutung sein.
Im Jahr 2009 wurden Tausende Burkiner aufgrund von massiven Überflutungen aus ihren Behausungen vertrieben. Mehr als 50 000 Menschen, die in den Fluten alles verloren hatten, mussten in Zelten und Baracken in der Hauptstadt des Landes eine Notunterkunft finden. Hunderte von Schulen und eine Reihe von Krankenhäusern wurden durch die Fluten teilweise oder komplett zerstört.
Das Land wird auch häufig von Dürren heimgesucht, die schwere Auswirkungen auf die Lebensbedingungen Zehntausender von Burkinern haben. Anfang 2011, sprachen die Hilfsorganisationen, die im Land arbeiteten, eine frühe Hungernotwarnung für Teile von Burkina Faso aus. Tausende von Haushalten, besonders im Norden und Osten Burkina Fasos waren bedroht und verlassen sich auf Lebensmittelhilfe.
In den ländlichen Regionen haben nur sechs Prozent der Bevölkerung Zugang zu ordentlichen sanitären Anlagen. Das erklärt zum Teil, warum sich ansteckende Infektionskrankheiten in Burkina Faso meist sehr schnell ausbreiten können. Dazu gehören häufig nahrungs- und wasserbedingte Krankheiten wie z.B. bakterieller Durchfall, Hepatitis A und Typhus. Mit einer nationalen Prävalenzrate von 1,2 Prozent stellt auch HIV ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit dar.
Obwohl die Regierung von Burkina Faso das Problem erkannt und die Bekämpfung von HIV in den nationalen Entwicklungsplan und die Strategie zur Eindämmung der Armut integriert hat, haben Tausende von HIV-Infizierten nach wie vor keinen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Es gibt jedoch mittlerweile mehr HIV-Teststellen und Beratungseinrichtungen, und die Anstrengungen zur Bekämpfung der Epidemie sind verschärft worden. Derzeit sind 17 000 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren HIV-positiv. Das Leben für die Durchschnittsbevölkerung in Burkina Faso ist nicht nur hart, sondern auch kurz - mit 53,7 Jahren ist die Lebenserwartung sehr niedrig.
Die Lage der Kinder in Burkina Faso
In Burkina Faso wachsen 770 000 Kinder ohne elterliche Fürsorge auf. Neben der großen Zahl von Kindern und Jugendlichen, die zu Aidswaisen geworden sind, werden viele Kinder aufgrund der wirtschaftlichen Notlage von ihren Eltern verlassen. Das hohe Armutsniveau hat schwere Auswirkungen auf die Lebensbedingungen vieler Tausender Kinder.
Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens existieren entweder gar nicht oder befinden sich in einem desolaten Zustand. Mit 90,8 pro 1000 Lebendgeburten ist die Säuglingssterblichkeitsrate in Burkina Faso vergleichsweise hoch. Viele Geburten finden ohne Betreuung durch ausgebildetes medizinisches Personal statt.
Die hohe HIV/AIDS-Prävalenzrate in Burkina Faso hat auch zu einem Anstieg der Zahl der Kinder geführt, die Kinderarbeit - teils in ihren schlimmsten Formen - verrichten müssen. Durch die Epidemie werden die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten, die Jungen und Mädchen zur Kinderarbeit zwingen, noch weiter verschärft.
Wenn Haushalte ihre erwerbstätigen Mitglieder verlieren, nimmt das Gesamteinkommen der Familien ab, und ein Großteil der verbleibenden Einkünfte muss für medizinische Versorgung und Medikamente ausgegeben werden. Die Kinderarbeit in Burkina Faso umfasst häufig auch gefährliche Tätigkeiten, manchmal sogar kommerzielle Sexarbeit.
Der Zugang zum Bildungssystem ist in Burkina Faso vor allem in den ländlichen Regionen sehr schwierig, in denen nur ca. 25 Prozent der Kinder eine Grundschule besuchen. Lediglich ein Drittel aller Kinder werden überhaupt eingeschult, und nur knapp über 25 Prozent der Bevölkerung können lesen und schreiben.
SOS-Kinderdorf in Burkina Faso
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Burkina Faso in den 1990er Jahren. Im Jahr 1997 wurde das erste SOS-Kinderdorf zehn Kilometer nördlich der Hauptstadt des Landes eröffnet. Seit 2004 betreibt die Organisation auch SOS-Familienstärkungsprogramme, um vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern Schutz und Unterstützung zu gewähren, damit sie weiter bei ihren Herkunftsfamilien aufwachsen können.
Derzeit unterstützt SOS-Kinderdorf Kinder und Jugendliche in Burkina Faso an zwei verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, Schulen und medizinische Zentren.
Kinder, deren Familien nicht länger für sie sorgen können, können in einer der SOS-Kinderdorf-Familien ein neues liebevolles Zuhause finden. Während der Überflutungen von 2009 rief SOS-Kinderdorf ein Nothilfeprogramm ins Leben, um den Opfern der Katastrophe zu helfen. Als Reaktion auf die Bedrohungen durch den Hunger 2011, haben wir die Zahl der Familien, die durch das Familienstärkungsprogram unterstützt werden, erhöht. Ebenfalls haben wir weiterhin dafür gesorgt, dass die Kinder, die die SOS-Hermann-Gmeiner-Schule besuchen, weiterhin als Teil vom Schultag nährreiches Essen erhalten.