Libanon – 07.11.24

Unvorstellbares Leid und zunehmende Gefahr

Die Kämpfe in Nahost gehen mit unverminderter Härte weiter. In Libanon wird die Situation zunehmend kritischer. Kinder und ihre Familien leben in ständiger Angst inmitten von Bomben und Raketen. Über eine Million Kinder sind direkt von diesem Krieg betroffen und enormen Gefahren ausgesetzt.

In Libanon spitzt sich die Krise weiter zu. Die anhaltenden Konflikte haben über 2.780 Leben gefordert und über 1,5 Millionen Menschen, darunter zahlreiche Familien und Kinder, zur Flucht gezwungen. Mindestens 120 Kinder sind ums Leben gekommen, 890 weitere wurden verletzt, und über eine Million libanesische Kinder sind direkt von dieser Krise betroffen. Kinder werden getötet, verwundet, vertrieben und psychisch schwer belastet – die Folgen für ihre Entwicklung und ihr Wohlbefinden sind gravierend.

Zerbrochene Familien, verlorene Kindheit

Mitten in all diesem Leid erreichte uns Ende Oktober eine weitere tragische Nachricht: Ein Mädchen, das von SOS-Kinderdorf in Libanon betreut wird, hat durch einen Luftangriff auf ihre Heimatstadt ihre leibliche Mutter verloren. Dieser Verlust ist für das Mädchen schwer zu verkraften. Unsere Kolleg*innen vor Ort stehen den betroffenen Kindern und Familien zur Seite, bieten die notwendige Fürsorge und emotionale Unterstützung. Doch die ständige Bedrohung durch Bomben und Angriffe bringt alle an ihre Grenzen der Belastbarkeit.

Evakuierungen in sichere Gebiete

Um Kinder und Familien zu schützen, mussten allein in der Region Bekaa und im Süden des Landes 49 Familien in sicherere Gebiete umziehen. Weitere Familien stehen möglicherweise ebenfalls kurz vor einer Umsiedlung. Die Umsiedlungen sind notwendig, denn kaum jemand fühlt sich im Libanon noch sicher. Die traumatischen Erfahrungen hinterlassen tiefe Spuren und machen langfristige psychosoziale Unterstützung und Betreuung unverzichtbar.

Schutzlos im Krieg

Ob in Libanon, Gaza oder Sudan: die Zerstörung trifft Kinder am härtesten. Mit Ihrer Unterstützung helfen sie unschuldigen Opfern des Krieges.

Ein Funke Hoffnung

Trotz des anhaltenden Konflikts gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Kinder in Betreuungseinrichtungen im Libanon können nun wieder die Schule besuchen. Auch Kinder, die umziehen mussten, gewöhnen sich langsam an ihre neue Umgebung, ihre neue Schule und knüpfen bereits erste Freundschaften.  Ein zehnjähriger Junge aus Kfarhay sagt: „Ich bin traurig über das, was in unserem Land passiert, aber ich freue mich, wieder in die Schule gehen zu können.“

Kinder in Libanon können endlich wieder die Schule besuchen.

 

Umfassende Unterstützung durch SOS-Kinderdorf

SOS-Kinderdorf Libanon hat eine umfassende Nothilfe gestartet, um die Grundbedürfnisse von Kindern und ihren Familien weitgehend zu sichern. Die Mitarbeitenden arbeiten unermüdlich daran, Sicherheit und Schutz in drei verschiedenen Notunterkünften für über 835 intern vertriebene Personen zu gewährleisten, darunter sind 442 Kinder. Die Nothilfe-Maßnahmen umfassen Bargeldhilfen, die Verteilung von Kleidung sowie die Bereitstellung sicherer Räume für Kinder. Zudem erhalten Kinder und ihre Betreuungspersonen psychosoziale Unterstützung, um traumatische Erlebnisse verarbeiten zu können.

Hilfe von Herzen 

Inmitten der Not zeigt sich deutlich, dass Menschen in Krisensituationen zusammenhalten, Mitgefühl haben und sich füreinander einsetzen. Auch die Jugendlichen, die von SOS-Kinderdorf Libanon betreut werden, spüren während dieser Krise ein starkes Verantwortungsbewusstsein und engagieren sich selbst aktiv in der Hilfsarbeit vor Ort. Sie helfen, Kleiderpakete für vertriebene Familien vorzubereiten und Hilfsgüter zu verteilen. Für viele ist es eine prägende Erfahrung – so auch für Maria, ein 14-jähriges Mädchen: „Mit den eigenen Augen zu sehen, wie Menschen leiden, anstatt nur davon zu hören, hat mich sehr traurig gemacht, aber auch umso entschlossener, selbst zu helfen.“

Junge Menschen verteilen Kleidung und Hilfsgüter in Libanon.
 

Unterstützung weiterhin dringend notwendig

Die humanitäre Lage bleibt weiterhin prekär, und Kinder im Libanon und anderen Konfliktgebieten sind nach wie vor auf dringend benötigte Unterstützung angewiesen. SOS-Kinderdorf und andere Organisationen arbeiten Tag für Tag daran, diesen Kindern Hoffnung, Schutz und Perspektiven zu geben. Doch die Herausforderungen sind enorm und die Notwendigkeit für umfassende Hilfe wächst.

 

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