Influencer*innen – also Personen, die mit ihrer Präsenz auf Social Media Geld verdienen – werden für viele junge Menschen zu Vorbildern im Internet. „Jugendliche schauen zu Influencer*innen auf und fragen sich oft: Wie stehen die im Leben? Wie kann man da rankommen? Wie stehe ich dazu, was davon will ich annehmen, was nicht?“, so Bauer. Das könne auch bedeuten: Die Influencer*in ist eine Person, mit der ich gern zu tun hätte. „Das beeinflusst die Identitätsbildung sehr stark“, so Bauer. Jugendliche würden in sozialen Medien oft eine Gruppe finden, wo sich alle ähnlich sind oder durch ein Interesse verbunden fühlen.
Im Idealfall geht das Handeln auf Social Media auch mit einer Reflexion einher, bei der sich Jugendliche kritische Fragen stellen, so Bauer. Etwa, wieso Influencer*innen überhaupt auf Social Media aktiv werden, wieso sie bestimmte Produkte kaufen oder bewerben.
Rümeysa Karacabey ist eine junge Influencerin, auf Instagram folgen ihr rund 117,000 User*innen. Mit ihnen teilt sie kurze Videos und Fotos-Storys, meistens mit kurzen philosophischen Texten, vor allem über die süßen Seiten des Lebens. Alles wirkt sehr ästhetisch, oft sieht man Essen, Kaffee, Möbel, Architektur oder Pflanzen. Aber es geht um mehr als schöne Bilder. Die Inhalte sind für Karacabey auch ein Geschäft, indem sie in ihren Postings Unternehmen bewirbt oder für Firmen Inhalte erstellt. „Man kann davon sehr gut leben“, sagt sie.
Wobei sich Karacabey gar nicht als klassische Influencerin versteht. Sie habe in ihrem Alltag eine Balance gesucht, um ihre Kreativität auf Social Media auszuleben. Damit hat sie immer mehr Leute erreicht und schließlich diese große Reichweite bekommen. Sie versuche, Menschen über Bestätigung zu inspirieren, sich selbst im Fokus zu haben. „Ich will nicht, dass Leute zu meinem Profil kommen und einen falschen Eindruck von einem Lifestyle haben, welcher nicht herrscht. Ich versuche da eher eine gemütliche Atmosphäre aufzubauen, wo man gerne herkommt, um sich etwas zu inspirieren und das dann bei sich umsetzt“, sagt Karacabey.