Wie rede ich mit meinem Kind über Sexualität?

Wenn Kinder Fragen zu Sex haben, kommen Eltern oft ins Straucheln. Die Rat auf Draht Elternseite hat Tipps für einen entspannten Umgang mit intimen Themen.

"Vielen Eltern fällt schwer, mit ihren Kindern über Sexualität zu sprechen. In unseren Online-Beratungen auf elternseite.at erreichen uns häufig Fragen dazu", sagt Corinna Harles, Psychologin bei der Rat auf Draht Elternseite. Wie reagiert man passend, wenn sich Kleinkinder "da unten" berühren? Wie bereite ich mich als Vater oder Mutter gut vor, um Fragen des Nachwuchses altersgerecht zu beantworten? Und wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Aufklärungsgespräch?

Für diese und andere Fragen startet die Rat auf Draht Elternseite gemeinsam mit Hil-Foundation das digitale Aufklärungsprojekt "Alles klar?!". Es soll Eltern sexualpädagogisches Wissen offen und vorurteilsfrei vermitteln und dabei unterstützen, mit Kindern Sexualität zu thematisieren.

#1 – Der richtige Zeitpunkt ist jetzt.

Warten Sie nicht auf den passenden Moment, sondern versuchen Sie, Sexualerziehung von Beginn an in den Alltag zu integrieren. So können Sie etwa schon beim Wickeln oder Baden die Körperteile vollständig benennen – also nicht nur Nase, Bauch und Beine, sondern auch Penis und Vulva.

 

#2 – Fragen ernst nehmen

Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es mit jeder Frage zu Ihnen kommen kann. Sie müssen nicht auf alles sofort eine Antwort haben. Entweder Sie informieren sich gleich gemeinsam mit Ihrem Kind oder Sie erklären, dass Sie selbst erst überlegen müssen. Wichtig ist, dass Sie die Antwort dann auch wirklich nachliefern. So lernt Ihr Kind, dass es sich weiterhin zuverlässig an Sie wenden kann.

 

#3 – Mut zur Selbstreflexion

Nützen Sie einen ruhigen Moment, um sich mit Ihren eigenen Gefühlen zum Thema Sexualität auseinanderzusetzen. Welche Themen können Sie gut ansprechen, bei welchen fällt es Ihnen schwerer? Wie können Sie Ihre Grenzen wahren und Ihr Kind trotzdem gut informieren? Weitere Reflexionsfragen finden Sie online unter www.elternseite.at/alles-klar.

 

#4 – Gefühle ansprechen

Sexualität ist nicht nur etwas Körperliches. Um zu wissen, was wir mögen und was nicht, müssen wir unseren Körper, aber auch unsere Gefühle gut spüren. Alle Gefühle – auch Wut oder Ärger – sind wichtig. Nehmen Sie darum alle Gefühle Ihres Kindes ernst, etwa indem Sie den Ärger Ihres Kindes nicht abtun, sondern ihm helfen, einen guten Umgang damit zu finden. Wie Sie als Elternteil mit Ihren eigenen Gefühlen umgehen, hat dabei eine wichtige Vorbildfunktion.

 

#5 – Offen für Vielfalt sein

Es gibt verschiedene sexuelle Orientierungen, es gibt Menschen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zuordenbar sind und solche, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, das bei ihrer Geburt eingetragen worden ist. Nehmen Sie Ihr Kind so an, wie es ist. So schaffen Sie ein Umfeld, in dem Ihr Kind genug Sicherheit verspürt, sich so zu entwickeln, wie es ihm entspricht.

 

#6 – Büchertipps

Wenn Sie einen Gesprächseinstieg suchen, können Bücher unterstützen. Für Kinder ab ca. drei Jahren gibt es zum Beispiel das Bilderbuch „Lina, die Entdeckerin“ oder für Jugendliche etwa „Make Love“ von Marlene Henning. Für alle Bücher gilt: Achten Sie darauf, dass Sie sich mit Sprache und Bildern wohlfühlen. Weitere Büchertipps finden Sie unter www.elternseite.at/alles-klar.

 

Rat auf Draht Elternseite startet „Alles klar?!“

Auf eltenseite.at finden Eltern und Bezugspersonen psychologische Video-Beratung und fachlich fundierte Inhalte zum Nachlesen. In Kooperation mit Hil-Foundation und mit der Expertise passender Vereine und Beratungsstellen bietet die Elternseite mit dem Projekt "Alles klar?!" ab sofort auch digitale Unterstützung für alle Fragen an, die bei der Aufklärung des Nachwuchses entstehen. Das Angebot begleitet die sexuelle Entwicklung vom Kleinkindalter bis zur Pubertät. Das erste Themenmodul "Sexualerziehung, let’s talk about it" ist bereits online, im Juli folgt "Digitale Medien & Sex – let’s surf". Eltern und Bezugspersonen können sich unkompliziert durch Infos, Erklärvideos, Aufgaben zur Selbstreflektion, Quizze und vieles mehr klicken. "Wir freuen uns auf viele interessierte Erwachsene und eine zukünftige Generation an Kindern und Jugendlichen, für die eine selbstbestimmte Sexualität und ein positives Körpergefühl ganz selbstverständlich sind", so Corinna Harles.

 

 

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