07.08.19
Jugendsprache
Hilfe, ich verstehe mein Kind nicht mehr! "Ablauchen", "low key" oder "lit" ... Sprechen Sie die Sprache Ihrer Kinder? Nein? Damit sind Sie nicht alleine. Denn diese Herausforderung kennen viele Eltern.
Jugendkultur und damit auch die Jugendsprache sind in stetigem Wandel. Auch Sie haben in Ihrer Jugend wahrscheinlich anders gesprochen als Ihre Eltern. Trotzdem sind wir Erwachsene immer wieder aufs Neue überrascht darüber, wie vielfältig, flapsig aber vor allem ungewohnt jüngere Generationen untereinander kommunizieren. Das kann in der Familie zu Empörung führen oder Gefühle verletzen.
Diese fünf Tipps helfen, die Sprachbarriere zu überwinden:
#1 - In eigenen Worten erzählen lassen
Seien Sie beruhigt: Sprache schafft für die Jugendlichen Raum, um ungestört unter- und miteinander zu kommunizieren. Die verwendeten Begriffe sind dabei Ausdruck jugendlicher Kultur. Gestehen Sie Ihrem Kind zu, dass es mit der modernen Sprechweise zum eigenen Freundeskreis dazugehört. Zudem möchten sie sich dadurch auch bewusst von den Eltern und generell Erwachsenen abgrenzen. Geben Sie auch zuhause Ihrem Kind den erforderlichen sprachlichen Platz, indem Sie es in eigenen Worten sprechen und erzählen lassen. Dann wird Ihnen Ihr Kind auch ungezwungen und frei mitteilen, was gerade wichtig ist.
#2 - Botschaften und Inhalte ernst nehmen
Nehmen Sie das Gesagte Ihres Kindes ernst. Denn dahinter verstecken sich oft wichtige Inhalte. Eine gute Beziehung zu Ihrem Kind, gerade in der Pubertät, halten Sie aufrecht, indem Sie Verständnis haben und dieses auch zeigen. Achten Sie darauf, Ihr Kind nicht ständig auszubessern. Versuchen Sie lieber, die Botschaften hinter den Erzählungen zu erkennen. Fragen Sie beispielsweise vorsichtig nach und formulieren Sie Aussagen nochmals in Ihren Worten, sodass sich Ihr Kind verstanden fühlt.
#3 - Jugendsprache kennen aber nicht imitieren
Informieren Sie sich über moderne, angesagte Begriffe. Denn wenn Sie Ihren Nachwuchs verstehen, vermitteln Sie Toleranz und Anerkennung und vermeiden Trotzreaktionen und Streit. Versuchen Sie jedoch nicht, die Jugendsprache zu imitieren. Wenn Mama und Papa in jugendlichem Slang sprechen, finden das Kinder oft unangenehm. Bleiben Sie ein erwachsenes Vorbild und leben Sie respektvolle Sprache und Umgangsformen vor. So gelingt es, ohne Druck eine Unterhaltung zu führen.
#4 - Wirkung der Sprache thematisieren
Kinder und Jugendliche testen gerne und viel ihre Grenzen aus, um sich zu orientieren – auch sprachlich. So sehen Jugendliche heutzutage viele Beschimpfungen oder Beleidigungen bloß als Spaß unter Freunden an. Für uns Erwachsene klingen diese aber oftmals abwertend. Machen Sie Ihrem Kind bewusst, dass manche Aussagen bei Erwachsenen anders ankommen, als sie vielleicht gemeint sind. „Oida“ ist für Jugendliche oft nur ein Füllwort, während es für manche Erwachsene respektlos klingt. Vergleichen Sie die Wahrnehmung solcher Wörter mit Ihrem Kind und versuchen Sie damit Bewusstsein zu schaffen.
#5 - Unterschiede verdeutlichen
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es Situationen gibt, in denen man anders spricht, als im Freundeskreis. Zum Beispiel bei einer Prüfung oder am Arbeitsplatz. Erste Erfahrungen, wie man sich respektvoll im Arbeitsalltag verhält und wie dort miteinander gesprochen wird, können zum Beispiel bei einem Ferialpraktikum gewonnen werden.
Prinzipiell gilt: Keine Panik! Solange Ihr Kind täglich von gepflegter Umgangssprache umgeben ist, wird es diese auch nicht verlernen. Also chillt!
"Ablauchen" heißt übrigens, sich blöd und ungeschickt anzustellen, "lit" kommt von "anzünden" und heißt "erstklassig, brilliant, heiß". "Low Key" meint, "es gemütlich oder langsam angehen" aber auch "nicht so bedeutungsvoll, nicht so wichtig".