„Wir begrüßen die Vorlage des Justizministeriums zum Thema Kinderschutz. Allerdings muss klar gesagt werden: diese Maßnahmen werden nicht genügen, um Gewalt und Kinderschutzverletzungen in Institutionen einen deutlichen Riegel vorzuschieben. Strafen und Konsequenzen wie Tätigkeitsverbote schrecken Täter*innen nur begrenzt ab“, so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, anlässlich des Endes der Begutachtungsfrist der aktuellen Ministerialvorlage zum Kinderschutz. Das einzige was helfe, sei eine radikale Bewusstseinsbildung bei allen Organisationen und Unternehmen, die mit Kindern arbeiten. Dafür brauche es qualitativ hochwertige Präventionskonzepte – nicht auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend für alle. „Der Schutz von Kindern kann nicht freiwillig sein, sondern gehört zu den zentralen staatlichen Aufgaben. Wir erwarten uns, dass diese Verantwortung endlich wirksam und umfassend wahrgenommen wird. Mehr als ein erster Schritt ist die aktuelle Vorlage in unseren Augen nicht“, so Moser.
Kinderschutz muss Pflicht sein
Dass das Jugendstaatssekretariat jenen NGOs, die mit Kindern arbeiten und Förderung vom Kanzleramt erhalten, Vorlagen für Kinderschutzkonzepte zur Verfügung stellt, ist für Moser eine gute Geste, aber nicht mehr. „Es ist gut, dass vor allem kleinere Vereine in der Etablierung von Kinderschutzkonzepten unterstützt werden. Aber solange es keine Verpflichtung dazu gibt, Kinderschutz absolut ernst zu nehmen, bleiben gefährliche Schutzlücken. Jene Vereine, Organisationen, Institutionen, die bis jetzt nicht genau hingeschaut haben, werden das auch künftig nicht tun, so lange die Maßnahmen nur auf freiwilliger Basis erfolgen“, stellt Moser klar. Es sei enorm wichtig und dringlich, endlich weitere, verbindliche Schritte in Richtung eines effektiven Kinderschutzes zu gehen.
Bereits Ende Jänner, als die Bundesregierung anlässlich des Falles Teichtmeister medienwirksam ein großes Maßnahmenpaket ankündigte, forderte SOS-Kinderdorf mehr als symbolische Gesten. “Dass nur Bundesschulen verpflichtende Präventionskonzepte entwickeln und etablieren müssen, reicht nicht. Und nicht einmal dieser Punkt ist bis dato umgesetzt, dazu braucht es Unterstützung“, so Moser. “Wir alle kennen die schwierige Situation in den österreichischen Schulen. Ohne zusätzliche Ressourcen werden sie diese Aufgabe kaum stemmen können. Diese Kinderschutzkonzepte sind notwendig, aber um sie wirksam werden zu lassen, braucht die Präventionsarbeit deutlich mehr Mittel als bis dato in Aussicht gestellt werden. Wenn ein Dokument nur kommuniziert aber nie wirklich gelebt wird, ist das viel Lärm um nichts“, betont Moser die Dringlichkeit des Anliegens.