Jobgespräch
– 03.07.24
Ein bunter Blumenstrauß voller schöner Erinnerungen
So beschreibt Cornelia Muik, Fachkraft für Familienarbeit im Eltern-Kind-Wohnen in Imst, die Highlights ihres Jobs. Im April 2024 hat sie ihr 20-jähriges SOS-Kinderdorf Jubiläum gefeiert. Zu diesem Anlass haben wir ihr ein paar Fragen zu ihrer Arbeit gestellt.
Wie sieht dein Werdegang aus Cornelia? Wie bist du zu SOS-Kinderdorf gekommen?
Das ist eine schöne Geschichte. Bevor ich im SOS-Kinderdorf in Imst angefangen habe, war ich in einer Bäckerei in Innsbruck im Verkauf angestellt. Nach über 10 Jahren dort wollte ich unbedingt einen Tapetenwechsel und war mir sicher, dass ich etwas mit Kindern machen wollte. Zufälligerweise war Helmut Kutin, der damalige Aufsichtsrats Vorsitzende von SOS-Kinderdorf, einer unserer Stammkunden. Ich habe ihn angesprochen und ihm meinen Lebenslauf mitgegeben. Einige Zeit später wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch in Imst eingeladen und im April 2004 habe ich begonnen als Familienhelferin zu arbeiten. Im Laufe der Jahre habe ich berufsbegleitend eine pädagogische Ausbildung absolviert und war mehrere Jahre als Sozialpädagogin in einer Wohngruppe tätig. Im November 2022 war ich schon kurz davor zu kündigen. Die Nachtdienste waren mir einfach zu viel geworden. Als ich die offene Stelle als Fachkraft für Familienarbeit im Eltern-Kind wohnen sah, wusste ich sofort, das ist das Richtige für mich! Ich habe mich beworben und die Stelle bekommen.
Was sind deine Aufgaben? Kannst du uns deinen Arbeitsalltag beschreiben?
Im Eltern-Kind-Wohnen in Imst gibt es pro Familie eine/n Sozialpädagog*in und zusätzlich eine Fachkraft für Familienarbeit, also mich. Meine Aufgabe ist die Beratung der Familien. Ich mache zum Beispiel Biographiearbeit oder gebe Erziehungsratschläge. Ich arbeite grundsätzlich von Montag bis Freitag und habe viele Termine mit den Familien. Dazu kommen auch noch Teammeetings und Zeit für Dokumentation muss ich mir natürlich auch nehmen. Die Vernetzung mit andere Systempartner*innen wie der Kinder- und Jugendhilfe gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben.
Gespräche mit Eltern sind eine Hauptaufgabe der Fachkraft für Familienarbeit
Welche Ausbildung und welche Fähigkeiten benötigt man für deinen Job?
Eine pädagogische Grundausbildung benötigt man natürlich. Eine Zusatzausbildung in systemischer Beratung habe ich vor 4-5 Jahren auch gemacht und anschließend noch eine Coaching Ausbildung.
Ansonsten benötigt man in meinen Augen Herz, Verstand und Durchhaltevermögen. Es braucht auch ganz viel Empathie. Man muss Klient*innen dort abholen, wo sie stehen und auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren. Das ist ein wesentlicher Teil, meiner Arbeit.
Was gefällt dir an deinem Job am besten?
Die Arbeit mit den Eltern und Kindern gemeinsam gefällt mir am besten. Ich finde es schön, dass die Kinder die Möglichkeit haben bei den Eltern zu bleiben. Es ist so toll, wenn man sieht, dass die Familien gestärkt werden und man positive Veränderungen feststellt. Die Momente, in denen die Eltern ganz eng mit ihren Kindern sind, das sind die schönsten. Das Herkunftssystem war für mich immer schon wichtig, bereits in der stationären Betreuung. Die Kinder brauchen ihre Eltern, egal was vorgefallen ist.
Was war dein berufliches Highlight aus den letzten 20 Jahren?
Da gab es mehrere. Ein Highlight war für mich immer, wenn Kinder zurück zu den Eltern konnten. Es sind aber oft die kleinen Momente, die setzen sich zusammen wie ein schöner Blumenstrauß und geben zusammen viel Kraft und Energie. Ein Beispiel: zu Beginn meiner Tätigkeit hatten wir in einer SOS-Kinderdorf-Familie einen etwas schwierigen Jungen. Er ist oft ausgezuckt und war sehr unausgeglichen. Einmal, als er 7 oder 8 Jahre alt war, lag er im Garten auf einem Stein. Er hatte die Augen geschlossen und die Sonne schien ihm ins Gesicht. Er war so ruhig, so zufrieden. Ich habe ihn beobachtet und dachte mir, „jetzt ist er ganz bei sich“. Das war so ein schönes Bild, das habe ich nie vergessen.
Was macht das Arbeiten bei SOS-Kinderdorf für dich besonders?
Ich könnte mir keinen anderen Arbeitgeber vorstellen oder wünschen. Über die Jahre habe ich mir hier ein großartiges Netzwerk aufgebaut und es sind richtige Freundschaften entstanden. In schweren Zeiten – die gab es natürlich auch immer - habe ich Personen gefunden, die zu mir stehen und mich motivieren. So habe ich schon viele Veränderungen gemeistert. Ich schätze auch die offene Kommunikation und dass man alles ansprechen kann. Ich habe das Gefühl, dass wir Mitarbeiter*innen hier ernst genommen werden und wir ein wertschätzendes Miteinander haben. Ich habe mir immer gesagt, solange ich meinen Job gut machen kann und ich bei der Arbeit die sein kann, die ich wirklich bin, bleibe ich hier und das ist bis heute der Fall.
Vielen Dank für das Interview liebe Cornelia! Wir wünschen dir alles Gute für die nächsten Jahre bei SOS-Kinderdorf und hoffen, dass es noch ganz viele werden.