Jobgespräch – 25.09.24

„Das Schönste an meinem Job ist die Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung“

Man merkt, dass Bettina Wunsch, Familienberaterin bei der Mobilen Betreuung in Wien, für ihren Job brennt. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen unterstützt sie Familien in besonderen Belastungssituationen. Um mehr über diesen besonderen Beruf zu erfahren, haben wir ihr ein paar Fragen zu ihrem Werdegang und ihrem Arbeitsalltag gestellt.

 

Wie sieht dein Werdegang aus Bettina? Wie bist du zu SOS-Kinderdorf gekommen?

Ich bin jetzt seit fast 2 Jahren bei SOS-Kinderdorf. Ursprünglich habe ich eine Ausbildung zur Elementarpädagogin absolviert und habe auch einige Jahre in einem Kindergarten gearbeitet. Die Tätigkeit hat mir immer sehr gut gefallen, aber ich habe damals schon gemerkt, wie wichtig es ist mit den Eltern zu kooperieren, um eine gute Entwicklung zu fördern.

Nach meinem Bachelorstudium mit Schwerpunkt psychoanalytische Pädagogik war ich auf Jobsuche und die Stelle bei der mobilen Betreuung hat mich auf Anhieb angesprochen. Hier kann ich beide Ausbildungswege verbinden und mich auch noch laufend weiterentwickeln. Ich mache aktuell nämlich noch berufsbegleitendend meinen Master.

SOS-Kinderdorf mit seinen vielfältigen Angeboten kannte ich schon aus der Studienzeit und letztlich war es dann auch eine Bauchentscheidung mich zu bewerben und die Stelle anzunehmen, aber eine sehr gute, die ich noch nie bereut habe!

 

Super, dass du Beruf und Ausbildung vereinen kannst, wie klappt das im Alltag?

Es funktioniert gut, auch wenn es manchmal stressig ist. Ich arbeite 30h/Woche und kann mir meine Arbeitszeit sehr flexibel einteilen. Mein Studium ist zwar nicht berufsbegleitend, aber ich bin auch damit in der Zeiteinteilung sehr frei. Studium und Arbeit profitieren natürlich auch voneinander, weil die Themen sich oft decken und man viel vom einen ins andere mitnehmen kann.

Mir ist auch ein Ausgleich zu beidem ganz wichtig, den finde ich persönlich im Töpfern. Dabei kann  ich richtig abschalten.

 

Was sind deine Aufgaben? Kannst du uns deinen Arbeitsalltag beschreiben?

Der sieht immer anders aus und eigentlich ist kein Tag gleich. Wir begleiten die Familien langfristig, in der Regel zwei Jahre. In dieser Zeit haben wir zweimal die Woche Termine mit ihnen. Diese finden im Co-Setting statt, werden also immer von zwei Berater*innen gemeinsam durchgeführt. Wir sind direkt bei den Familien zuhause vor Ort und tauchen tief in ihre Lebensrealität ein. Dabei begleiten und unterstützen wir sie in ihrem Alltag und versuchen die Eltern-Kind-Beziehungen zu stärken. Neben Beratungsgesprächen begleiten wir sie beispielsweise auch zu Behördengängen, oder gehen auch einfach mal zusammen auf den Spielplatz.

Da wir mobil unterwegs sind müssen wir auch Zeit für die Anreise einplanen. Unsere Teams decken dabei immer gewisse Bezirke ab. Dazu kommt dann noch die laufende Planung und Dokumentation und auch weitere Tätigkeiten, mit denen wir die Familien unterstützen, ohne vor Ort zu sein, beispielsweise Vernetzungsarbeit.

 

Welche Ausbildung und welche Fähigkeiten benötigt man für deinen Job?

Eine abgeschlossene Ausbildung im (sozial-)pädagogischen, sozialarbeiterischen oder auch psychologischen Bereich ist auf jeden Fall essenziell. Egal welche Ausbildung man mitbringt, Kenntnisse der Gesprächsführung und auch das Verständnis für unterschiedliche Lebensrealitäten sind eine Grundlage.

Abgesehen von der Ausbildung muss man auf jeden Fall Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen, denn Veränderungen in einem Familiensystem lassen sich oft nur langsam erzielen. Respekt und ein wertschätzender Umgang mit Eltern und Kindern sind auch essenziell.

 

Was gefällt dir an deinem Job am besten?

Ich mag die Abwechslung sehr, es gefällt mir, dass nicht jeder Tag gleich ist.

Die prozessorientierte Arbeit mit den Familien sagt mir auch sehr zu. Man muss eine Vertrauensbasis mit ihnen aufbauen, um etwas verändern und an Themen arbeiten zu können. Wenn die Eltern-Kind-Beziehung sich dann nach außen sichtbar verbessert, sind das unglaubliche Erfolgserlebnisse. Das ist das Schönste an meinem Job. Ich begleite zum Beispiel aktuell eine Mutter und ihren Sohn. Ich merke bei jedem Termin, dass die beiden sich annähern und dass sich Monat für Monat etwas verbessert, das motiviert ungemein.

 

Welche Herausforderungen bringt dein Job mit sich?

Da wir einem sehr intimen Setting mit den Familien arbeiten, ist es wichtig Vertrauen aufzubauen. Das gelingt nicht immer, vor allem nicht auf Anhieb. Es ist eine sehr langfristige Arbeit.

Was mir noch einfällt sind die Herausforderungen, die das mobile Arbeiten so mit sich bringt. Wir sind bei Wind und Wetter unterwegs und wenn man im kalten Winter an einer Bushaltestelle warten muss, wünscht man sich manchmal schon in ein warmes gemütliches Büro.

 

Was macht SOS-Kinderdorf als Arbeitgeber für dich besonders?

Mich hat schon während der Studienzeit die Angebotsvielfalt von SOS-Kinderdorf fasziniert. Das ist auch heute noch so. Ich finde es toll, dass ich innerhalb der Organisation in andere Bereiche wechseln könnte, wenn mir die mobile Beratung irgendwann mal nicht mehr zusagt. Außerdem ist unser Arbeitsansatz der Beratung im Co-Setting einzigartig, das kenne ich von keiner anderen Organisation und es trägt unglaublich zur Professionalität bei.

Mein Team ist für mich auch ganz besonders. Wir sind 6 Leute und sehr multiprofessionell aufgestellt, das bereichert unseren Austausch, weil wir immer verschiedene Sichtweisen einbringen können. Wir geben uns alle Rückhalt und sind auch offen gegenüber anderen Meinungen. Ich arbeite sehr gerne mit meinen Kolleg*innen.

 

Vielen Dank für das Interview liebe Bettina! Wir wünschen dir alles Gute für deinen spannenden Job und natürlich auch für deinen Studienabschluss.