Gaza
– 13.05.25
SOS-Kinderdorf warnt: die humanitäre Lage in Gaza steht vor dem kompletten Zusammenbruch.
Kinder sterben nicht nur durch Bombenangriffe – nun drohen sie auch zu verhungern.
Die humanitäre Lage in Gaza hat sich seit der israelischen Blockade für humanitäre Hilfsgüter seit mehr als zwei Monaten erheblich verschlechtert. Die anhaltenden Militäroperationen, die fortgesetzte Vertreibung und die begrenzten Schutzzonen haben das tägliche Überleben immer schwieriger gemacht. Der Zugang zu Grundbedürfnissen wie sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Bildung ist weiterhin stark eingeschränkt. Eine SOS-Kinderdorf Mitarbeiterin vor Ort schätzt die Lage vor Ort als katastrophal ein.
Kinder – insbesondere diejenigen ohne elterliche Fürsorge – gehören zu den am stärksten gefährdeten Personen. Nach Angaben des Palästinensischen Zentralamts für Statistik haben seit Oktober 2023 über 39.000 Kinder in Gaza einen oder beide Elternteile verloren, darunter 17.000, die beide Elternteile verloren haben. UNICEF warnt davor, dass Kinder in Gaza einem wachsenden Risiko von Hungertod, Krankheit und Tod ausgesetzt sind, da ein Drittel der von der UN unterstützten Gemeinschaftsküchen in den letzten 10 Monaten geschlossen wurden.
„Im gesamten Gazastreifen ist die Lage katastrophal. Die Vertreibung, die Zerstörung von Häusern und der Zusammenbruch wichtiger Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Wasser und Bildung haben fast jede Familie getroffen. Die Kinder tragen die größte Last; viele wurden von ihren Eltern getrennt, verletzt oder sind gezwungen, in überfüllten und instabilen Unterkünften zu leben.“, so eine SOS-Kinderdorf Gaza Mitarbeiterin. Abgesehen von der psychologischen Belastung durch den Krieg müssen sie nun auch in langen Schlangen für Lebensmittel anstehen, sauberes Wasser zum Trinken oder Waschen suchen und tägliche Überlebensaufgaben bewältigen, die weit über ihr Alter hinausgehen.
SOS-Kinderdorf Zeltlager in Khan Younis
SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter*innen, unbegleitete und von ihren Familien getrennte Kinder und Binnenvertriebene leben derzeit in einem Zeltlager, das vom SOS-Kinderdorf Rafah in Khan Younis errichtet wurde. Das Lager befindet sich in einer der sogenannten humanitären Zonen, die von den israelischen Militär ausgewiesen wurden, welche jedoch in der Vergangenheit immer wieder von Luftangriffen getroffen wurden. Es beherbergt insgesamt 151 Personen, darunter 43 Kinder, 11 Betreuer*innen und 19 Angestellte mit ihren Familien. Die Kinder und Betreuer*innen sind in dem Lager in Khan Younis physisch sicher, aber die Gesamtsituation ist äußerst prekär. Die Betreuer*innen tun ihr Bestes, um die Stabilität aufrechtzuerhalten und die täglichen Bedürfnisse der Kinder trotz der wachsenden Herausforderungen zu erfüllen.
„Der psychologische Zustand der Kinder ist äußerst besorgniserregend. Viele zeigen Anzeichen von Trauma, Angst, Furcht und emotionalem Rückzug“, so die SOS-Kinderdorf Mitarbeiterin. „Die Lebensmittelvorräte sind auch im Lager begrenzt. Bei der derzeitigen Verbrauchsrate werden die verbleibenden Lebensmittel noch ca. zwei Wochen reichen. Ohne sofortigen Zugang zu den humanitären Korridoren wird das Risiko einer unsicheren Ernährungslage, insbesondere für Kinder, drastisch steigen.“, führt sie fort.
Es braucht dringend eine Perspektive, um Kindern wieder Sicherheit, Bildung und Versorgung zu bieten. „Wir appellieren für die sofortige und uneingeschränkte Wiederherstellung des humanitären Zugangs zum Gazastreifen und die Wahrung humanitärer Grundsätze. Die Zivilbevölkerung – insbesondere Kinder – muss mit lebensrettender Hilfe versorgt werden, darunter Nahrungsmittel, Wasser, Unterkünfte und medizinische Versorgung. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Kinder die notwendige Hilfe erhalten, um ihr Leben und ihr Wohlergehen zu schützen. Wir fordern außerdem die sofortige Waffenruhe, um den Kreislauf der Gewalt zu unterbrechen“, so Christian Moser, Geschäftsführer SOS-Kinderdorf.
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SOS-Kinderdorf ist seit vielen Jahren in Palästina tätig und stellt auch jetzt lebensrettende Grundversorgung und psychosoziale Unterstützung sicher.
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