Kinderstimmen-Wahl
– 25.09.24
Wie Kinder wählen würden
Die Themen Umwelt, Familie & Freunde und Gesundheit sind Kindern besonders wichtig. SOS-Kinderdorf ruft die Politik auf, die Anliegen und Rechte junger Menschen ernst zu nehmen.
„Viel zu oft wird über die Köpfe von Kindern hinwegentschieden. Junge Menschen wollen aber genauso wie Erwachsene ernstgenommen und in Entscheidungen miteinbezogen werden“, sagt SOS-Kinderdorf Geschäftsführer Christian Moser. „Sie haben ein Recht darauf, das in unserer Verfassung und der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben ist. Doch die meisten Politiker*innen nehmen dieses Recht nicht ernst.“
Wenn Kinder von Anfang an die Möglichkeit haben im Alltag zu erleben, dass sie selbst etwas bewirken können, werden sie bestärkt und selbstbestimmt durchs Leben gehen.
SOS-Kinderdorf hat im Vorfeld der Nationalratswahl zum ersten Mal eine österreichweite Kinderstimmen-Wahl veranstaltet, um die Anliegen von Kindern sichtbar zu machen. „Wir möchten jungen Menschen damit zeigen: Eure Meinung zählt!“, betont Moser. „Diese Wahl hat uns gezeigt, dass schon sehr junge Kinder genau wissen, worum es bei Abstimmungen geht und was sie sich von der Politik erwarten.“
914 Kinder haben in den letzten Wochen an der Kinderstimmen-Wahl teilgenommen. Pünktlich zur Nationalratswahl steht das Ergebnis nun fest: „Umwelt“, „Familie & Freunde“ und „Gesundheit“ sind die wichtigsten Anliegen der jungen Wähler*innen. Die Kinderstimmen-Wahl wurde österreichweit bei sieben Wahl-Terminen abgehalten und auch per Briefwahl (rund ein Drittel) konnte mitgestimmt werden. Auf kindgerechten Stimmzettel konnte jedes Kind aus acht Themen seine drei wichtigsten ankreuzen. Daraus ergaben sich diese fünf Top-Themen:
- Umwelt: 531 Stimmen
- Familie & Freunde: 470 Stimmen
- Gesundheit: 391 Stimmen
- Spielen & Sport: 372 Stimmen
- Mitreden: 337 Stimmen
Kinderrechte umsetzen, in Politik und allen Lebensbereichen
„Wir fordern die Politiker*innen in Österreich und vor allem die zukünftige Regierung auf, endlich die Kinderrechte vollumfänglich umzusetzen“, so Moser. „Wer im Sinne der Kinderrechte handelt, muss sich bei jeder Entscheidung fragen: Welche Auswirkungen hat sie auf das Leben von Kindern und Jugendlichen? Werden ihre Rechte berücksichtigt? Dieser Ablauf muss in der Politik zum Standard werden - bei jedem neuen Gesetz, bei jedem Verwaltungsakt, egal in welchem Bereich“, so Moser.
Kinderrechte leben, heißt aber auch Kinder von Klein auf erfahren zu lassen, was ihr Kinderrecht auf Mitbestimmung, was Demokratie bedeutet und wie sie diese mitgestalten können. „Wenn Kinder von Anfang an die Möglichkeit haben im Alltag zu erleben, dass sie selbst etwas bewirken können, werden sie bestärkt und selbstbestimmt durchs Leben gehen. Und sie werden sich aktiv einbringen - in ihrem eigenen Umfeld und in der Gesellschaft“, sagt Moser.
Klimaschutz, Gesundheit und Druck auf Familien sind drängende Baustellen
Die Klimaschutzpolitik ist nur einer von vielen Bereichen, in dem die Sorgen junger Menschen regelmäßig ignoriert werden. Dabei hat etwa die Hochwasserkatastrophe der letzten Woche erneut gezeigt, welch massive Auswirkungen die Klimakrise auf das Leben von jungen Menschen hat. SOS-Kinderdorf erwartet sich von der nächsten Regierung eine wirkungsvolle Klimaschutzpolitik!
Ebenso drastisch sieht es im Gesundheitssystem aus: Kinder haben ganz spezifische Bedürfnisse, die in der Gesundheitspolitik stärker berücksichtigt werden müssen - z.B. ausreichend kostenlose Therapieplätze, kind- und familiengerechte Krankenhäuser sowie flächendeckenden Zugang zu kassenfinanzierten Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendheilkunde. „Wir fordern von der künftigen Regierung eine engagierte Gesundheitsprävention und kindgerechte Behandlungsstrukturen“, so Moser.
Mehr Engagement der Politik brauche es auch für Familien. „Sie sind durch die vielfältigen Krisen der letzten Jahre, aber auch laufende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft schwer belastet, oft über die Grenzen hinaus. Damit Familien und Bezugspersonen jungen Menschen Halt geben können, müssen Familien selbst stabil sein. Sie brauchen mehr Zeit füreinander und weniger Druck durch Arbeit und Schule. Nur so können Kinder zu ihrem Recht auf eine gesunde Entwicklung kommen“, so Moser abschließend.
Mehr Infos zur Kinderstimmen-Wahl 2024.