Fragen zum Opferschutz

Menschen, die in der Vergangenheit in der Obhut von SOS-Kinderdorf Leid erfahren haben, erhalten über ein unabhängiges Opferschutzverfahren Anerkennung, Entschädigung und therapeutische Unterstützung. Eine eigenständige Kommission prüft Fälle unparteiisch und stellt sicher, dass Betroffene Gehör, Respekt und konkrete Hilfe erfahren.

Wenn Personen in der Betreuung von SOS-Kinderdorf Leid erfahren haben, macht uns das zutiefst betroffen. Wir hören zu und nehmen jedes Anliegen ernst – unabhängig davon, wie lange es zurückliegt.

Wir laden alle ehemals betreuten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ausdrücklich ein, sich zu melden, wenn sie Gewalt oder Grenzverletzungen erlebt haben. Dafür stehen heute mehrere vertrauliche und unabhängige Wege offen:

Alle Meldungen werden vertraulich behandelt und – wo angebracht – in das Opferschutzverfahren eingebracht, das Anerkennung, Therapie- oder finanzielle Leistungen ermöglicht.

Zusätzlich können sich Betroffene auch an die Gewaltschutzzentren der Bundesländern wenden. Oder wenn sie zu den aktuellen Untersuchungen beitragen möchten, die unabhängigen Reformkommission kontaktieren, die am 8. Oktober ihre Arbeit aufgenommen hat. Kontakt: info@reformkommission.at.

Seit Beginn der Medienberichterstattung Mitte September wurden rund 70 Meldungen (Stand 4.11.2025) über verschiedene Kanäle an uns herangetragen – etwa über Ombudsstellen oder Whistleblowing. Wir haben viele verschiedene Melde-Wege und laden aktiv ehemalige Betreute ein, diese zu nutzen. Darum gehen wir davon aus, dass sich im Laufe der nächsten Wochen noch weitere Personen an uns wenden werden. Darüber sind wir sehr dankbar.

Die Meldungen sind differenziert zu betrachten: Nicht jede Meldung bezieht sich auf Kinderschutz-Versäumnisse, nicht jede Meldung ist ein konkreter Fall. Es gibt zB. auch Meldungen zu Bedrohungen aufgrund der aktuellen Berichterstattung, positive Rückmeldungen oder ähnliches.

Entschädigungen erfolgen über das eigenständige Opferschutzverfahren. Dabei geht es nicht um juristische Aufarbeitung, sondern um Anerkennung, Zuhören und konkrete Unterstützung – etwa durch Therapie- oder Entschädigungsleistungen.  

Verjährung bedeutet nicht, dass Verantwortung endet.  

Unser Opferschutzverfahren ist darauf ausgerichtet, Leid anzuerkennen, zuzuhören und Unterstützung zu ermöglichen. Betroffene können sich direkt und vertraulich an die unabhängigen Ombudsstellen wenden. Ihre Meldung wird dokumentiert und aufbereitet.   Eine unabhängige Opferschutz-Kommission prüft die Unterlagen und entscheidet über Anerkennung, Therapie- und Entschädigungsleistungen.   Ziel ist, dass Betroffene gesehen, gehört und ernst genommen werden – auch dann, wenn eine juristische Aufarbeitung nicht mehr möglich ist.  

In unserem Opferschutzverfahren begleiten externe Expert*innen die Betroffenen in dieser sensiblen Situation achtsam durch alle Schritte. Wir danken jeder Person, die sich an unsere Meldestellen wendet. Denn es erfordert viel Kraft und Stärke, erlebtes Leid auszusprechen. Wir wissen, dass es oft Jahre dauern kann, bis Menschen diesen Schritt machen. Unsere Ombudsstellen sind daher für alle ehemals Betroffene offen – unabhängig davon, wie lange Vorfälle zurückliegen.

Seit Start der Aufzeichnungen des Opferschutzverfahrens 2012 bis April 2025 wurden 187 Opferschutzverfahren bearbeitet. Die Vorfälle liegen zum Teil mehrere Jahrzehnte zurück. In 179 Fällen wurden den Antragssteller*innen eine Entschädigungssumme bzw. Therapieeinheiten zugesprochen.  

Zur Einordnung: Seit der Gründung 1949 hat SOS-Kinderdorf in Österreich rund 14.500 Kinder und Jugendliche betreut und begleitet. Das ist keine Relativierung, sondern ein Maßstab für Verantwortung: Jeder einzelne Fall, in dem ein Kind in unserer Obhut Leid erfahren hat, ist einer zu viel. Und jeder einzelne verdient unsere Aufmerksamkeit, unser Mitgefühl und konkrete Unterstützung.

Wir wissen, dass geschehenes Unrecht nicht wiedergutgemacht werden kann. Die Entschädigungszahlungen sollen eine symbolische Hilfeleistung sein und liegen zwischen 5.000 und 25.000 Euro. Zusätzlich werden Therapieleistungen bezahlt.

Unsere Aussendungen/Stellungnahmen/OTS
  • 10.10.2025 | SOS-Kinderdorf Österreich lädt ehemals Betreute ein, sich zu melden
    SOS-Kinderdorf richtet sich mit einem klaren Aufruf an alle ehemals betreuten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in der Vergangenheit Unrecht erlebt haben.
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