Armut – 20.04.23

Kinder in Österreich massiv gefährdet

Die aktuellen EU-SILC-Zahlen zeigen, wie stark Kinder in Österreich von Armut betroffen sind. Wir fordern dringend einen Nationalen Aktionsplan.

 Es braucht endlich nachhaltige Maßnahmen, die allen Kindern ein gesichertes Aufwachsen ermöglichen.

Christian Moser
Geschäftsführer SOS-Kinderdorf

 

„Die heute veröffentlichten Zahlen zur Armutsbetroffenheit und Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in Österreich können nicht schöngeredet werden. Die Entwicklung geht eindeutig in die falsche Richtung. Die Zukunft von immer mehr jungen Menschen ist durch Armut gefährdet“, zeigt sich Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf besorgt. Dabei gelte es zu bedenken, dass die genannten Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2022 stammen, also am Beginn der Inflationskrise erhoben wurden. „Seitdem sind die Lebenshaltungskosten weiter drastisch gestiegen. Familien mit Kindern sind dadurch besonders betroffen, für viele ist die Lage inzwischen dramatisch.“

 

Langfristige Absicherung von Kindern dringend notwendig

„Der österreichischen Sozial-, Familien- und Bildungspolitik ist es in den letzten Jahren offensichtlich nicht gelungen, der Kinderarmut in Österreich entgegen zu wirken. Die aktuellen Einmalzahlungen gegen die Teuerungen sind ebenfalls keine geeignete strategische Maßnahme, um die Lage der Betroffenen zu verbessern. Sie bringen maximal eine sehr kurzfristige Entlastung oder werden ohnehin vom permanent überzogenen Familien-Konto verschluckt. Während die Steuereinnahmen durch die gestiegenen Preise fließen, stemmen immer weniger Familien ihren monatlichen Aufwand mit ihrem Einkommen. Sind keine Ersparnisse vorhanden, spitzt sich die Lage schnell zu. Es braucht endlich nachhaltige Maßnahmen, die allen Kindern ein gesichertes Aufwachsen ermöglichen,“ fordert Moser.

 

Nationalen Aktionsplan umsetzten

Kinder brauchen für eine gute Entwicklung Stabilität und eine wirtschaftliche Absicherung ihrer Familie sei dafür ein wesentlicher Faktor. Aufwachsen in Armut sei ein massives Lebensrisiko in verschiedener Hinsicht. „Armutsbetroffene Kinder werden häufig zu armutsbetroffenen Erwachsenen. Sie haben einen schlechteren gesundheitlichen Status. Sie laufen in Gefahr, gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden und dies ihr Leben lang zu bleiben. Für diese triste Lebensperspektive tragen jene politischen Entscheidungsträger*innen die Verantwortung, die bei der Bekämpfung von Kinderarmut auf der Bremse stehen“, warnt Moser. Gegenmaßnahmen lägen längst auf dem Tisch. „Unzählige Expert*innen haben die Vorarbeit für einen Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut geleistet. Doch er wird nicht und nicht beschlossen. Das bedeutet eine aktive Gefährdung von hunderttausenden junge Menschen. Ich appelliere dringend an die verhandelnden Regierungsmitglieder endlich in die Gänge zu kommen und diesen nationalen Notstand zu bekämpfen,“ so Moser.

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