Waffenstillstand – 18.02.25

Gaza: Bildungsprogramme werden weiter ausgebaut

Reem Alreqeb, Programmdirektorin SOS-Kinderdorf in Gaza, erzählt im Interview welche Maßnahmen die Organisation in Gaza durchführt und was für die nahe Zukunft geplant ist.

Welche Arbeit leisten wir jetzt nach dem Waffenstillstand in Gaza?

Wir arbeiten wie vor dem Waffenstillstand. Wir konnten das SOS-Kinderdorf in Rafah besuchen und haben das Ausmaß der Zerstörung gesehen. Wir arbeiten immer noch vom Lager Khan Younis aus, nehmen unbegleitete und getrennte Kinder auf und kümmern uns um sie.

Unsere Nothilfeprogramme sind nach wie vor aktiv. Wir bieten auch unsere Dienste im Bildungsbereich an und warten derzeit auf den Beginn des neuen Semesters. Eines unserer Teams setzt sich weiterhin mit Familien in Verbindung, um ihre Bedürfnisse zu ermitteln und auf gezielt auf diese einzugehen, entweder durch direkte Intervention von SOS-Kinderdorf oder mit Unterstützung anderer Akteure und Organisationen.  

 

Was sind die weiteren Pläne für die Arbeit in Gaza?

Wir bewerten täglich die Sicherheitslage vor Ort, um zu beurteilen, wie wir arbeiten können. Wir gehen davon aus, dass die Binnenvertriebenen allmählich nachhause zurückkehren werden und dass nur die Mütter und Kinder im Lager bleiben werden.

In der nächsten Phase des Waffenstillstands, wenn es sicher genug ist, werden wir das Gebiet auf Bomben oder deren Überreste untersuchen. Dazu werden wir eine Räumung mit den Organisationen durchführen, die solche Dienste anbieten. Dann werden wir dort unser Lager aufschlagen. Das hängt natürlich von der Sicherheitslage in Rafah ab.

Wir bieten weiterhin die gleichen Dienste an, die wir vor dem Waffenstillstand angeboten haben, wie z. B. psychische und psychosoziale Unterstützung für die Notfall- und Familienstärkungsprogramme, Übergangsversorgung und Bargeldhilfe.

 

Bleibt SOS-Kinderdorf in Khan Younis?

Wir planen jetzt und in den nächsten drei Monaten im Lager Khan Younis zu bleiben, bis es in Rafah sicher ist. Wir werden je nach der Entwicklung der Sicherheitslage entscheiden.

 


Der Waffenstillstand ist kein Frieden. Er ist nur eine Pause, und Pausen heilen keine Wunden. Unser Trauma ist noch so frisch wie am Tag des Kriegsbeginns. Wir sind Überlebende, aber schockiert, da die meisten von uns ihre Häuser und Verwandten verloren haben und die nahe Zukunft ungewiss ist. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, wie wir unser Leben weiterführen können. Wir sind Menschen, gewöhnliche Menschen, die zerbrechlich sind und darum kämpfen, das Außergewöhnliche zu überleben

Wesal Edwan

 

Informationen zum Bildungsprogramm im SOS-Kinderdorf-Camp

Neben dem Schutz der Kinder und der Bereitstellung einer sicheren Unterkunft hat sich das SOS-Kinderdorf in Gaza verpflichtet, der Bildung Priorität einzuräumen, und das in einer Zeit, in der der Verlust an Bildung in Gaza erheblich war. Seit Beginn des Krieges in Gaza wurde der Schulbetrieb bis zum 1. September 2024 eingestellt, um danach teilweise wieder aufgenommen zu werden. 

Im Zeltlager des SOS-Kinderdorfs Gaza in Khan Younis gelang es dem pädagogischen Personal in voller Abstimmung mit dem Bildungscluster, provisorische Lernräume aus Holz und Planen für Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse nach einem gemischten Unterrichtssystem einzurichten. Später, nach einem Besuch des Bildungsministeriums im Lager, wurde vereinbart, die Bildungsstufen zu trennen, damit die Kinder ihre Ausbildung entsprechend ihrer jeweiligen Klassenstufe fortsetzen können.  

(c) SOS-Kinderdorf Palästina
 

SOS-Kinderdorf Palästina legte großen Wert darauf, dass die Bildungsinitiativen in der ersten Phase den Verlust des Schuljahres 2023/2024 ausgleichen und sich darauf konzentrieren, die zweite Phase als Wiedergutmachung für das Schuljahr 2024/2025 zu gestalten.  Der Unterricht richtete sich auch an die von SOS-Kinderdorf betreuten Kinder, einschließlich der unbegleiteten Kinder und der Kinder, die ihre Eltern verloren haben, sowie an die Kinder der im Lager lebenden Binnenvertriebenen und einige Kinder aus der Nachbarschaft. Anfang September 2024 erreichte die Zahl der Kinder 100 Jungen und Mädchen, und später stieg sie auf 147 Kinder, die von diesen Bildungsinitiativen profitieren. Darüber hinaus arbeiteten die pädagogischen Mitarbeiter*innen des Kinderdorfs in Gaza daran, rund 600 Schülern im Lager Yarmouk in Gaza und in den umliegenden Unterkünften Bildungsangebote zu machen. 

Die Kinder waren überglücklich, wieder in die Schule zurückzukehren

Ein Lehrer des SOS-Kinderdorf Bildungsprogramms
 

 

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