SOS-Kinderdorf Cisnadie
Kurz nachdem schockierende Bilder aus den Waisenhäusern der Ceausescu-Ära um die Welt gegangen waren, nahm SOS-Kinderdorf seine Tätigkeit in Rumänien auf. Mehr als zwei Jahrzehnte sind seither vergangen, und obwohl sich die Lebensumstände der Kinder in Rumänien verbessert haben, ist es für viele Familien immer noch sehr schwierig, ausreichend für ihre Kinder zu sorgen.
Zahlreiche Familien können sich den Schulbesuch ihrer Kinder nicht leisten
Cisnadie liegt in Transsylvanien etwa zehn Kilometer von der nächsten größeren Stadt Sibiu entfernt. Die Bevölkerungszahlen sind seit der rumänischen Revolution von1989 rückläufig - derzeit hat Cisnadie schätzungsweise 15 700 Einwohner.
Die Region war in der Vergangenheit für die Herstellung von Textilien und Teppichen bekannt. Auch der Anbau von Früchten, Mais und Kartoffeln sowie die Baubranche und das verarbeitende Gewerbe stellen wichtige Quellen für Einkommen und Beschäftigung dar.
Der politische Wandel der letzten Jahrzehnte hat auch zu sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen geführt. Zahlreiche Menschen mussten nach dem Niedergang der Teppichindustrie auf der Suche nach Arbeit die Region verlassen. Obwohl die lokalen Behörden in die Modernisierung der Infrastruktur investieren und sich damit einen Anstieg der Produktivität erhoffen, finden viele Anwohner nur schwer eine Beschäftigung. Besonders bei Frauen und Jugendlichen ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch.
Für die Menschen in Armut ist das Leben in der Region besonders schwer. Viele leben in menschenunwürdigen, überfüllten Behausungen ohne fließendes Wasser oder sanitäre Einrichtungen. Auch der Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung ist nicht leicht. Unzählige Familien können ihre Kinder kaum mit dem Nötigsten versorgen. Dadurch werden viele Kinder sozial ausgegrenzt - wenn sich Eltern ihren Schulbesuch nicht leisten können, haben sie später kaum Chancen auf eine bessere Zukunft.
SOS-Kinderdorf bietet notleidenden Kindern direkte Unterstützung
In den letzten beiden Jahrzehnten wurde auf lokaler Ebene nur sehr wenig in die Gesundheitsversorgung, Bildung und Unterstützung für notleidende Kinder investiert. Angesichts der wachsenden Armut und der steigenden Zahl von Kindern ohne elterliche Fürsorge ist die Unterstützung notleidender Familien durch SOS-Kinderdorf lebenswichtig. Da das öffentliche Gesundheitssystem unterfinanziert ist, bieten wir medizinische Beratungen und kümmern uns um die Grundbedürfnisse der Kinder, damit sie eine Chance auf Bildung erhalten. Im Rahmen unserer Programme können Kinder zur Schule gehen und dort eine vollwertige Mahlzeit erhalten.
Unsere Arbeit in Cisnadie
Eine SOS-Familie bei Tisch (Foto: E. Meier)SOS-Kinderdorf unterstützt die lokale Bevölkerung durch Hilfe für notleidende Familien, medizinische Versorgung und Beratung, Vorschulerziehung, ein liebevolles Zuhause für Kinder ohne elterliche Fürsorge und ein Jugendprogramm.
Wir arbeiten eng mit den Familien aus der Gemeinde zusammen, um sie vor der Zerrüttung zu bewahren. Gemeinsam mit den lokalen Behörden sorgen wir dafür, dass Kinder Bildung, Nahrung und eine medizinische Versorgung erhalten. Einige Familien bekommen finanzielle Zuwendungen. Unser Angebot umfasst auch Gesundheitsberatungen und psychologischen Beistand, und wir helfen Erwachsenen bei der Suche nach Arbeit. Der 1995 eröffnete SOS-Kindergarten, in dem 100 Kinder betreut werden können, wird besonders von Eltern geschätzt, die arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren.
Der SOS-Spielbus kommt häufig in die Gegend. Kinder lernen spielerisch ihre Vorstellungskraft anzuwenden, basteln, tanzen oder spielen Theater, damit sie ihr tägliches Leid vergessen und Selbstvertrauen gewinnen können.
Kinder, die nicht länger bei ihren Familien leben können, finden in 12 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Die SOS-Mütter bieten ein fürsorgliches und sicheres Umfeld, in dem sie aufwachsen können. Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können in das nahegelegene SOS-Jugendprogramm in Sibiu umsiedeln. Die Heranwachsenden leben in betreuten Wohngemeinschaften, während sie eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren und sich unter der Aufsicht ausgebildeter Fachkräfte auf ein Leben in Unabhängigkeit vorbereiten.
1997 wurde ein Ferienlager eröffnet, in dem seit 1999 jedes Jahr Kinder aus rumänischen und bulgarischen SOS-Kinderdörfern gemeinsam ihre Ferien verbringen können.