SOS-Kinderdorf in Nordzypern

SOS-Kinderdorf führte 1989 erste Gespräche mit Regierungsabgeordneten Nordzyperns. Zum damaligen Zeitpunkt gab es im Land kein klares Konzept der Kinderfürsorge, und das Interesse an der Idee von SOS-Kinderdorf war groß. 1993 begann SOS-Kinderdorf direkt mit Kindern in Lefkosa (Nikosia) zu arbeiten und sorgte für eine familiennahe Betreuung der Kinder in SOS-Familien oder Kindertagesstätten. Da das SOS-Kinderdorf Lefkosa einen ausgezeichneten Ruf gewann, baten die lokalen Behörden unsere Organisation, ihr Betreuungsangebot auf eine größere Anzahl von Kindern, jungen Menschen und Familien in den Gemeinden auszuweiten.

SOS-Kinderdorf Lefkosa (Foto: SOS-Archiv)
Die politische Situation in Nordzypern wirkt sich auch auf das Leben der Kinder aus. Die fehlende internationale Anerkennung hat zur Folge, dass keine internationalen Finanzmittel für Projekte zur Verfügung gestellt werden. SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit lokalen Organisationen zusammen, um das öffentliche Bewusstsein für die Rechte der Kinder in Nordzypern zu schärfen.

Obwohl es keine systematischen Erhebungen über die Zahl der Kinder gibt, die vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind, kann man davon auszugehen, dass sie aufgrund der Bevölkerungsstruktur sehr hoch ist. Viele junge Eltern sind erst in jüngster Zeit nach Nordzypern gekommen und haben kein familiäres Netz und keine vertraute Gemeinde, die sie bei ihren Problemen unterstützen. Wenn Familien in Not geraten, werden die Kinder normalerweise in Betreuungseinrichtungen untergebracht. Diese Kinder und ihre Familien werden häufig stigmatisiert und von der breiten Gesellschaft abgelehnt. Es wird wenig dafür getan, dass Kinder in ihre Herkunftsfamilien zurückkehren können.

Kinder mit besonderen Bedürfnissen und junge Menschen sind besonders gefährdet. Erstere haben nur sehr begrenzten Zugang zum Bildungssystem, und letztere haben es schwer, einen sicheren Arbeitsplatz zu finden. Die Arbeitslosenrate junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren liegt mit 23 Prozent weit über dem nationalen Durchschnitt.