SOS-Kinderdorf in Bulgarien
SOS-Kinderdorf begann seine Aktivitäten in Bulgarien im Jahr 1990, als die Organisation ein Abkommen mit dem bulgarischen Gesundheitsministerium unterzeichnete. Die Organisation arbeitet jetzt mit Kindern und ihren Familien in Gemeinden in der Umgebung von Sofia, Dren und Trjawna.
Einige Fakten über Bulgarien
Bulgarien liegt im Südosten Europas im östlichen Teil der Balkanhalbinsel. Im Süden grenzt das Land an die Türkei und Griechenland und im Westen an Serbien und die Republik Montenegro. Im Osten grenzt Bulgarien an das Schwarze Meer.
Im Jahr 1991 wurde Bulgarien von der früheren Sowjetunion unabhängig, und obwohl die Übergangszeit nicht leicht war, wurde Bulgarien 2007 Mitglied der Europäischen Union.
In Bulgarien leben ca. sieben Millionen Menschen. Die Hauptstadt Sofia liegt im Westen des Landes und hat 1,1 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus ethnischen Bulgaren, Türken und Roma sind die größten Minderheiten.
Im Laufe des letzten Jahrzehnts sind die Bevölkerungszahlen in Bulgarien zurückgegangen. Es gibt eine sehr niedrige Geburtenrate, die Bevölkerung altert und wirtschaftliche Veränderungen haben Menschen auf der Suche nach Arbeit zur Emigration gezwungen. Kinder unter 14 Jahren machen ungefähr 14 Prozent der Bevölkerung aus; in jüngster Zeit gab es jedoch einen relativen Rückgang zu verzeichnen.
Einer der ärmsten Länder der EU
Bulgarien ist nach wie vor eins der ärmsten Länder der EU und die Bevölkerung hat einen niedrigen Lebensstandard. Ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung lebt unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei mehr als neun Prozent, wobei junge Menschen, Menschen über 50 und Roma die am stärksten betroffenen Gruppen sind. Die meisten Menschen arbeiten im Dienstleistungssektor, gefolgt von der Industrie; sieben Prozent sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
Korruption und das organisierte Verbrechen haben die Entwicklung Bulgariens behindert. Bulgarien verfügt über eins der schlechtesten Gesundheitssysteme in Europa. Vor allem in ländlichen Gebieten gibt es nur einen sehr beschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung. Das sind besorgniserregende Fakten in einem Land mit einigen der negativsten Analysen zur Gesundheitssituationen bezüglich über Kindersterblichkeit und steigender Häufigkeit von Kinderkrankheiten, zu denen Tuberkulose und Krebs gehören.
Die Lage der Kinder in Bulgarien
Die radikalen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen der letzten 20 Jahre haben negative Auswirkungen auf die Rechte der Kinder in Bulgarien nach sich gezogen. Obwohl die UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1991 unterzeichnet wurde, vergingen zehn Jahre, bis die nationale Gesetzgebung verbessert wurde. Viele dieser Gesetze müssen noch in die Tat umgesetzt werden.
Das Kinderschutzsystem ist stark veraltet. Trotz kürzlich ergriffener Maßnahmen zur Unterstützung von Familien und Gemeinden oder alternativer Betreuungsangebote für Kinder gibt es immer noch eine große Zahl von Kindern, die gänzlich aus ihren Familien herausgenommen und in speziellen Einrichtungen untergebracht werden.
Dies trifft besonders auf Kinder mit geistigen oder körperlichen Behinderungen zu. Die Bedingungen in diesen Einrichtungen sind alles andere als ideal - es sind große Heime, die unter einer stark veralteten Bauweise leiden. Wenn Kinder länger als ein Jahr in solch einer Einrichtung bleiben müssen, gilt das als große Erschwernis für ihre zukünftige Entwicklung. Die Regierung hat eine Politik der Deinstitutionalisierung begonnen, die darauf abzielt, diese antiquierten Einrichtungen bis zum Jahr 2025 zu schließen.
Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass in den letzten Jahren mehr und mehr Kinder die Schule abbrechen oder gar nicht erst besuchen. Dies betrifft hauptsächlich Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus.
Jüngste Schätzungen berichten von 2 500 bis 4 000 Straßenkindern. Die meisten von ihnen sind Roma-Kinder. Die Kinder überleben, indem sie betteln, Müll sammeln, Windschutzscheiben an Ampeln waschen oder Instrumente spielen. Einige Kinder sind in Diebstahl und Prostitution verstrickt. Diese Kinder besuchen keine Schule, sie sind unterernährt und Gewalt und Missbrauch ausgesetzt.
SOS-Kinderdorf in Bulgarien
SOS-Kinderdorf geht auf die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien in Bulgarien ein. Die Organisation hat ihr Tätigkeitsfeld angepasst, in dem sowohl Nothilfe als auch langfristige Unterstützung angeboten werden. Als zum Beispiel die Notlage der Bevölkerung in den Jahren 1996 und 1997 besonders schlimm war, hat SOS-Kinderdorf Nahrungsmittelpakete, Babybekleidung und Winterkleidung verteilt.
Derzeit gibt es in Bulgarien Aktivitäten von SOS-Kinderdorf an drei verschiedenen Standorten. Die Sozialzentren arbeiten mit den Gemeinden und lokalen Behörden zusammen, um Kinder und ihre Familien zu unterstützen, so dass sie in einer liebevollen familiären Umgebung aufwachsen können. Sie bieten Kindertagesstätten, Beratung und psychologischen Beistand sowie Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie. SOS bietet auch betreutes Wohnen für junge Menschen an; diese Wohnungen liegen in der Nähe von Ausbildungszentren, die die Jugendlichen besuchen können.
Website von SOS-Kinderdorf Bulgarien
(verfügbar auf Bulgarisch und Englisch)