SOS-Kinderdorf Borowljany

Borowljany war das erste SOS-Kinderdorf in Belarus. Unsere Organisation begann ihre Tätigkeit nach der Reaktorkatastrophe von 1986 in Tschernobyl. Die Unterstützung von Familien und Kindern, die in der Region medizinisch behandelt werden, stellt einen wichtigen Teil unserer Arbeit dar.

Das schwere Leben in einer Übergangswirtschaft

Eine SOS-Familie auf dem Sofa (Foto: B.Neeleman)

Borowljany ist eine Kleinstadt etwa 20 km nordöstlich der Landeshauptstadt Minsk. Das Kinderdorf liegt in einer ländlichen Gegend inmitten von Bauernhäusern und Pensionen für die Angestellten zahlreicher Krankenhäuser in der Region. Die Kinder der umliegenden Gemeinden besuchen den Kindergarten und die Schulen im nahegelegen Lesnoj.

Die Hauptstadt Minsk ist sowohl das Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten als auch des sozialen Fortschritts. Der Produktions- und Dienstleistungssektor bietet vielen Menschen Beschäftigung und Einkommen. Zahlreiche Unternehmen sind noch in staatlicher Hand. Der Übergang zur Marktwirtschaft geht nicht immer reibungslos von statten. Die Zahl der Arbeitslosen und der Unterbeschäftigten ist sehr hoch. Viele notleidende Familien erhalten keine staatliche Unterstützung. Die Lebenshaltungskosten steigen weiter an, immer mehr Menschen leben in Armut. Kinderreiche Familien, alleinerziehende Haushalte und Familien mit nur einem Einkommen sind besonders armutsgefährdet.

Zu den Hauptgründen für den Verlust der elterlichen Fürsorge zählen wirtschaftliche Nöte sowie Kindesvernachlässigung, Alkoholismus oder Erkrankungen der Eltern. Zahlreiche Kinder, die von SOS-Kinderdorf betreut werden, wurden Opfer familiärer Gewalt oder mussten gar den Selbstmord von Familienmitgliedern erleben. Aufgrund dieser traumatischen Erfahrungen, die sich auf alle Bereiche ihres täglichen Lebens auswirken, sind sie dringend auf psychologischen Beistand angewiesen. Sie erhalten spezielle Unterstützung, damit sie dem Unterricht folgen können und eine gute Bildung erhalten.

Unterstützung für Menschen in größter Not

Obwohl die Regierung Maßnahmen zum Schutz von Kindern ohne elterliche Fürsorge ergriffen hat, ist unser Engagement vor Ort heute noch genauso wichtig wie zu Beginn unserer Tätigkeit. SOS-Kinderdorf hat aktiv an der Verbesserung der sozialen Betreuungsstandards im Land mitgewirkt. Unsere Arbeit konzentriert sich darüber hinaus auf die Unterstützung von Familien und Kindern ohne elterliche Fürsorge, die Weiterbildung des Lehrpersonals und die bedarfsgerechte Unterstützung junger Menschen, die kurz vor der Verselbständigung stehen.

Unsere Arbeit in Borowljany

Beim Basteln (Foto:B. Neeleman)

SOS-Kinderdorf unterstützt die lokale Bevölkerung in den Bereichen Bildung, Ernährung und Gesundheit. In Zusammenarbeit mit den Behörden und anderen Dienstleistern betreuen wir Familien, deren Kinder vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind. Wir helfen ihnen bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen. Darüber hinaus stärken wir die Gemeinde, damit Menschen in Not eine Anlaufstelle haben, bieten Weiterbildungen für das Lehrpersonal und bei Bedarf Nachhilfeunterricht für Kinder.

Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 12 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Die Kinder aus dem SOS-Kinderdorf besuchen die Schulen und Kindergärten in der Nachbarschaft und sind daher bereits in jungen Jahren sehr gut in die umliegende Gemeinde integriert.

Im Jahr 2001 wurden die SOS-Jugendprogramme eröffnet. Junge Menschen können in betreuten Wohngemeinschaften leben, eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren und sich mit der Unterstützung ausgebildeter Fachkräfte auf ihre Selbständigkeit vorbereiten.

Im Juni 1992 begann das Sozialzentrum mit der Versorgung von Kindern, die nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in 1986 aus ganz Belarus zur medizinischen Behandlung nach Minsk gekommen waren. Jedes Jahr werden hier bis zu 360 Familien unterbracht, so dass Kinder während der Therapie nicht von ihren Müttern getrennt und in einem familiären Umfeld betreut werden.

Die SOS-Sozialzentren bieten auch zahlreiche Kurse und Beratungen. Das Angebot reicht von Gesundheitsberatung bis zu Schulungen in den Bereichen IT, Wirtschaft und Büroarbeit.