SOS-Kinderdorf Quetzaltenango
Zahlreiche Menschen in Guatemala, vor allem die indigene Bevölkerung, leiden an hohen Armutsraten und sozialer Ausgrenzung. Kinder aus unterprivilegierten Familien, alleinerziehende Mütter und sehr junge Eltern sind besonders gefährdet und dringend auf Unterstützung angewiesen.
Aufgrund ihrer sozioökonomischen Situation sind Tausende Familien nicht in der Lage, ihren Kindern ein sicheres und förderliches Umfeld zu bieten
Gute Freunde im SOS-Kinderdorf (Foto: B. Sulecio) Quetzaltenango liegt in einem fruchtbaren Anbaugebiet 2400 m über dem Meeresspiegel etwa 200 km westlich von Guatemala-City und hat rund 150 000 Einwohner, von denen 65 Prozent indigener Abstammung sind und neben Spanisch auch Quiché oder Mam sprechen. Die Region ist ein wichtiges landwirtschaftliches, industrielles und kulturelles Zentrum des Landes.
In einigen ländlichen Gebieten um Quetzaltenango liegt die Armutsrate bei 93,8 Prozent. Viele Familien verlassen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben die Region und ziehen in die Hauptstadt oder andere Gegenden.
Jugendliche müssen ihre Ausbildung abbrechen oder woanders nach Arbeit suchen, um zum Familieneinkommen beizutragen. Migrationen führen häufig zum Verlust der familiären Stabilität und einem Anstieg an häuslicher Gewalt. Im schlimmsten Fall werden Kinder von ihren Eltern verlassen.
In einer tief gespaltenen Gesellschaft tragen Kinder die Hauptlast der Ungleichheit
Die Einschulungsrate im Departement ist relativ hoch, aber in der Altersgruppe der
13-15-jährigen besuchen nur noch ca. 43 Prozent der Kinder eine Schule. Bei den Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren sind es gerade mal etwa 20 Prozent. Obwohl die Bildungsprogramme der Regierung in den letzten Jahren durchaus einige Verbesserungen erzielt haben, gehen die Fortschritte nur langsam voran, und aufgrund ihrer finanziellen Notlage können zahlreiche Familien ohne das zusätzliche Einkommen ihrer Kinder nicht überleben.
Viele Kinder, die im SOS-Kinderdorf Quetzaltenango leben, wurden missbraucht oder von ihren Eltern verlassen. Kinder von Alkoholikern sind in besonderem Ausmaß betroffen. Wir betreuen Kinder ohne elterliche Fürsorge und unterstützen junge Menschen, damit sie weiter zur Schule gehen, ihre Ausbildung beenden und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können.
Unsere Arbeit in Quetzaltenango
Kleines Mädchen in ihrem Zuhause im SOS-Kinderdorf (Foto: B. Sulecio) Das SOS-Kinderdorf Quetzaltenango wurde im Jahr 1979 eröffnet. Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in 14 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen die nahegelegenen Schulen und sind daher sehr gut in ihre Umgebung integriert.
Ein Psychologe leistet Kindern mit traumatischen Erfahrungen und Kindern, die zu Hause oder in der Schule Schwierigkeiten haben und auf Unterstützung angewiesen sind, professionelle Hilfe.
Darüber hinaus werden im Kinderdorf auch Nähkurse, Maschinenschreiben und Lehrgänge zur Holzverarbeitung sowie monatliche Informationsveranstaltungen über Hygiene, Erste Hilfe und reproduktive Gesundheit angeboten.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.
In Chiantla, etwa 100 km vom Kinderdorf entfernt, bieten unsere SOS-Sozialzentren Familienstärkungsprogramme für die lokale Bevölkerung, um die Not der Gemeinden auf ganzheitliche und nachhaltige Weise zu lindern und zu verhindern, dass Kinder von ihren Eltern verlassen werden. Die Zentren leiten auch Kindertagesstätten und Tagesmütterprogramme.