SOS- Kinderdörfer in Chile
Im Jahr 1965 wurde die Idee Hermann Gmeiners mit Hilfe eines österreichischen Ehepaares in Chile in die Tat umgesetzt. Dank der exzellenten Zusammenarbeit unserer Organisation mit der nationalen Kinder- und Jugendfürsorgebehörde sind die Aktivitäten von SOS-Kinderdorf in Chile von großem Erfolg gekennzeichnet.
Der wirtschaftliche Wohlstand hat viele noch nicht erreicht
Die Republik Chile liegt in Südamerika und grenzt im Norden an Peru, im Nordosten an Bolivien, im Osten an Argentinien und im Süden und Westen an den Pazifischen Ozean. Zum chilenischen Staatsgebiet zählen auch einige Inseln im Pazifik.
Die Insel Rapa Nui (Osterinsel) ist durch ihre Moai-Statuen auf der ganzen Welt bekannt. Patagonien, die südlichste Spitze des amerikanischen Kontinents, gehört teils zu Chile und teils zu Argentinien und ist zu einer Hauptattraktion für Touristen geworden.
Die Hauptstadt Santiago ist gleichzeitig die größte Stadt des Landes. Die Gesamtbevölkerung Chiles beträgt circa 17 Millionen, Santiago zählt circa eine Million Einwohner. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch. Spanisch ist die offizielle Landessprache, obwohl im Norden auch Aymara und in einigen Regionen im Süden auch Mapuche gesprochen werden.
Von 1973 bis 1990 litt Chile unter einer 17 Jahre andauernden Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet. Im Jahr 1973 führte Pinochet einen Militärputsch durch, der zum Sturz des ersten demokratisch gewählten marxistischen Präsidenten der Welt, Salvador Allende Gossens, führte. Pinochets Diktatur war von wirtschaftlichen Reformen geprägt, dazu gehörten die Privatisierung vieler staatlicher Industriebetriebe und Kürzungen bei den staatlichen Sozialleistungen.
Tausende von Chilenen wurden unter diesem Regime gefoltert und ermordet, und viele Menschen mussten ins Exil flüchten. Die öffentliche Meinung bleibt in Chile nach wie vor geteilt, was sowohl Allende als auch Pinochet betrifft. Wirtschaftlich gesehen ist Chile zu einer blühenden Nation geworden. In Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen und Human Development Index ist Chile in Lateinamerika an führender Position. Dennoch ist die Verteilung des Wohlstandes in Chile nach wie vor sehr ungleich und viele Chilenen konnten noch nicht vom wirtschaftlichen Fortschritt des Landes profitieren.
Weit verbreitete Armut trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung
Obwohl die Armut in Chile weit weniger offensichtlich als in den meisten anderen Ländern Lateinamerikas ist, leben circa 11 Prozent aller Chilenen im Vergleich zum nationalen Standard in Armut. Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung Chiles in den vergangenen Jahrzehnten kämpfen viele Chilenen ums Überleben.
Laut Meinung einiger Ökonomen sind die tatsächlichen Armutsquoten in Wirklichkeit höher als die von der chilenischen Regierung veröffentlichten Zahlen. Das schreckliche Erdbeben im Februar 2010 hat die Lebensbedingungen der armen Bevölkerung Chiles weiter verschlimmert. Es gab jedoch auch vor dieser Naturkatastrophe eine massive strukturelle Armut in Chile. Fast 33 000 Chilenen leben in Slums. Viele davon liegen in der Region von Valparaíso und in den Vororten von Santiago. Eine Versorgung mit Elektrizität, Abwassersystemen und Trinkwasser findet man hier nur selten. Durch das Erdbeben haben viele Chilenen in den zentralen und südlichen Regionen des Landes ihre Arbeit verloren und leben jetzt ohne ein geregeltes Einkommen.
Chile ist nach wie vor durch eine starke Ungleichheit der Geschlechter geprägt. In Chile sind weniger Frauen als in jedem anderen lateinamerikanischen Land erwerbstätig. Heirat im frühen Alter und Teenager-Schwangerschaften sind in Chile nicht ungewöhnlich. Laut Berichten der UN sind circa 12 Prozent der chilenischen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren entweder verheiratet, geschieden oder verwitwet. Aufgrund des vergleichsweise starken Einflusses der katholischen Kirche auf die rechtliche und soziale Ordnung des Landes sind Abtreibungen völlig gesetzeswidrig.
Chile hat sogar eins der striktesten Abtreibungsgesetze in der ganzen Welt. Die Pille danach ist generell verboten und nur in Ausnahmefällen erhältlich. Teenager-Schwangerschaften sind in Chile daher recht häufig und durch höhere Sterblichkeitsraten von Müttern und Säuglingen sowie höhere Gesundheitsrisiken während der Schwangerschaft gekennzeichnet. Junge Mütter sind auch wesentlich häufiger von Verarmung bedroht.
Wegen der ökonomischen Ungerechtigkeiten sind Kinder noch gefährdet
Mit 95 Prozent ist die Einschulungsquote in Chile eine der höchsten in ganz Lateinamerika. 99 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren können lesen und schreiben - das ist eine der höchsten Alphabetisierungsraten in ganz Südamerika. Für viele Familien in ländlichen Gebieten ist der Zugang zum Bildungssystem dennoch aus wirtschaftlichen und logistischen Gründen sehr schwierig.
Aufgrund des hohen Grades an Ungleichheit bei der Einkommensverteilung, ist die Zahl der Kinder die in Armut leben, nach wie vor sehr hoch. Im Vergleich zu nationalen Standards sind circa 25 Prozent der chilenischen Kinder unter 18 Jahren davon bedroht, ein Leben unterhalb der Armutsgrenze zu verbringen.
In Chile gibt es recht strenge Gesetze zum Verbot der Kinderarbeit. Dennoch arbeiten viele Kinder im informellen Sektor, in dem die Einhaltung der strikten Gesetze nicht immer gewahrt wird. Obwohl Chile im Jahr 1990 die UN-Kinderrechtskonvention (CC) ratifiziert hat, müssen dennoch circa 240 000 Kinder in Chile Kinderarbeit verrichten. Ungefähr 13 000 von ihnen arbeiten auf der Straße, wo sie giftigen Abgasen und Gefahren durch den Straßenverkehr ausgesetzt sind. Sie laufen auch Gefahr, von Erwachsenen sexuell missbraucht zu werden. Auch die häusliche Gewalt gegen Kinder ist in Chile nach wie vor ein Problem - ein Viertel aller chilenischen Kinder sind körperlicher Gewalt ausgesetzt.
SOS-Kinderdorf in Chile
Das erste SOS-Kinderdorf in Chile wurde 1965 in der Gegend um Concepción eröffnet.
Familienstärkung: SOS-Kinderdorf arbeitet mit lokalen Organisationen und Gemeinden zusammen, um gefährdete Familien zu unterstützen und sie vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren. Wir gewährleisten Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen wie medizinische Versorgung und Bildung. Wir bieten auch Beratung und Schulung, damit Familien für ihre Kinder sorgen können.
Betreuung für Kinder, die die elterliche Fürsorge verloren haben: Wenn Kinder trotz aller Unterstützung nicht bei ihren Eltern bleiben können, finden sie in einer SOS-Kinderdorf-Familie ein neues Zuhause. In Chile wurden in jüngster Zeit einige Betreuungsreformen durchgeführt, sodass Kinder und Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern leben können, eine bessere und ihrem Alter und Geschlecht entsprechende Betreuung erhalten. Die Änderungen sind von Region zu Region unterschiedlich. Einige Familien leben integriert in der Gemeinde.
Wir stellen sicher, dass wenn immer es möglich ist, die Kinder mit ihren Herkunftsfamilien in Kontakt bleiben. Wir arbeiten eng mit den Familien der Kinder zusammen, damit sie in Kontakt bleiben und wieder eine Beziehung aufbauen können. Zu Beginn besucht das Kind die Familie für eine kurze Zeit, später verbringen sie immer mehr Zeit miteinander. Die Familiengerichte beurteilen, ob das Kind zurückkehren und bei seiner Familie leben kann. Sobald ein Kind zurückkehrt, unterstützen wir die Familie während dieser Phase des Wandels und der Anpassung. Die kann mehr als ein halbes Jahr dauern. Wir überwachen die Situation, besuchen die Familien regelmäßig und stellen sicher, dass sie die langfristige Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um zusammenbleiben zu können.
Unterstützung für junge Menschen: Wir unterstützen junge Menschen, bis sie ein selbständiges Leben führen können. Wir verschaffen ihnen Zugang zu Bildung und Berufsausbildung, damit sie die geeigneten Fähigkeiten haben, um Arbeit zu finden oder ihr eigenes Geschäft betreiben können.
Anwaltschaft: Wir arbeiten eng mit anderen Betreuungsorganisationen und öffentlichen Behörden zusammen, um die Sensibilität für Kinderrechte zu erhöhen. .
Website von SOS-Kinderdorf Chile
(verfügbar auf Spanisch)