SOS-Kinderdorf Akouda

Im Jahr 2011 begannen in Tunesien zahlreiche politische und soziale Veränderungen. Die langfristigen Auswirkungen bleiben abzuwarten. Gegenwärtig hat das Land viele Herausforderungen zu bewältigen: die Wirtschaft hat schwer gelitten, die Arbeitslosenrate ist hoch, und die Landbevölkerung leidet an Armut und sozialer Ausgrenzung.

Rückgang des Tourismus führt zu hoher Arbeitslosigkeit


Kinder in der Landestracht (Foto: SOS-Archiv)

Die Kleinstadt Akouda liegt an der mittleren Ostküste Tunesiens und hat etwa 22 000 Einwohner. Das SOS-Kinderdorf liegt am Stadtrand nur wenige Kilometer von Tunesiens drittgrößter Stadt, der Hafenstadt Sousse, entfernt. Obwohl das Umland von Olivenhainen geprägt ist, leben die Menschen in Akouda überwiegend vom Tourismus. Die Küstenregionen waren in der Vergangenheit meist wohlhabender als das verarmte Landesinnere. Die „Jasmin-Revolution“ von 2011 hat jedoch zu einem Rückgang der Besucherzahlen in Tunesien geführt, von dem sich die Region noch nicht erholt hat.

Tunesien befindet sich nach wie vor in einer Übergangsphase. In zahlreichen benachteiligten Gemeinden sind die Lebensbedingungen noch prekärer geworden. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 18 Prozent, und geschätzte 1,2 Millionen Tunesier leben unterhalb der staatlichen Armutsgrenze. Die Jugend ist in besonderem Ausmaß betroffen: über 30 Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sind arbeitslos, und bis zu 44 Prozent aller jungen Hochschulabsolventen finden keine Beschäftigung.

Der monatliche Mindestlohn liegt bei ca. 142 US-Dollar für eine 40-Stunden-Woche. Aufgrund dieses niedrigen verfügbaren Einkommens besitzen nur 14,4 Prozent der Tunesier einen Computer und lediglich 22,7 Prozent ein Auto. Seit dem Regierungswechsel gibt es glücklicherweise freien Zugang zum Internet, und die Inhalte werden nicht länger zensiert.

Kinder aus benachteiligten Familien kämpfen um eine faire Chance

Aufgrund des hohen Armutsniveaus im ländlichen Tunesien ziehen jedes Jahr tausende Menschen in die Städte. Viele versuchen ihr Glück in Sousse, da Millionen Touristen der Region zu Wohlstand verholfen haben. Viele finden jedoch weder Arbeit noch eine Bleibe. Zahlreiche junge Männer machen „Bezness“ – sie versuchen alleinstehende Frauen aus Europa zu heiraten, um zu Geld und einem Visum zu gelangen.

Viele Menschen sammeln Plastikmüll auf der Straße, den sie für 20 Cent pro Kilo verkaufen können. In Sousse gibt es eine große Schattenwirtschaft: zahlreiche Menschen verkaufen Kleinwaren, arbeiten auf Märkten oder als Touristenführer. Sie zahlen keine Steuern, sind nicht versichert und erhalten im Krankheitsfall keine Unterstützung. Dennoch haben sie häufig keine andere Möglichkeit, für ihre Familien zu sorgen.

Während die Einschulungsraten mit 94,5 Prozent mittlerweile recht hoch und für Jungen und Mädchen fast gleich sind, haben nach wie vor fast 20 Prozent der Bevölkerung in ihrem Leben nie eine Schule besucht. Kinder, deren Eltern weder Bildung noch eine formelle Beschäftigung haben, sind von Geburt an benachteiligt. Familien brauchen Unterstützung, damit Kinder Selbstvertrauen entwickeln und als Erwachsene Erfolg haben können.

Unsere Arbeit in Akouda


SOS-Mutter und Kinder im Kinderdorf (Foto: SOS-Archiv)

Das SOS-Kinderdorf Akouda wurde im Jahr 2010 eröffnet. Heute leiten unsere Sozialzentren ein Familienstärkungs-programm, um die Not der Gemeinde zu lindern. Wir stellen sicher, dass Kinder Zugang zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung erhalten und bieten bei Bedarf Beratungen.

Familien werden bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen unterstützt. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen setzen wir uns für die Stärkung gemeindebasierter Unterstützungssysteme für notleidende Familien ein. Etwa 300 Kinder und Erwachsene werden derzeit durch das Sozialzentrum begünstigt.

Bis zu 112 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 14 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.

Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen den lokalen Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde und dem Familienstärkungsprogramm und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert.


 



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