SOS-Kinderdorf Nairobi
Wenn Kinder in benachteiligten Verhältnissen aufwachsen, sind nicht nur ihre gesunde körperliche und geistige Entwicklung, sondern auch ihre Bildungschancen und Zukunftsaussichten gefährdet. Diese Kinder und ihre Familien sind auf Unterstützung angewiesen, damit sie ihre Situation nachhaltig verbessern können.
Tausende Menschen kämpfen jeden Tag ums Überleben
Nairobi ist die Hauptstadt von Kenia und hat circa vier Millionen Einwohner. Die Stadt ist ein wichtiges Handels- und Finanzzentrum und Sitz mehrerer internationaler Unternehmen. Dennoch lebt ein Großteil der lokalen Bevölkerung in extremer Armut. Bis zu 50 Prozent aller Einwohner leben Schätzungen zufolge in über 100 Slums, in denen es weder fließendes Wasser noch sanitäre Einrichtungen gibt. Die Behausungen sind überfüllt, unhygienisch und häufig sehr unsicher. Die Slumbewohner haben keine Landrechte und keine formelle Beschäftigung.
Trotz der jüngsten Regierungsinitiativen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Elendsvierteln - darunter das 'Kenya Slum Upgrading Programme' - gehen die Fortschritte nur langsam voran, und es besteht weiterhin großer Handlungsbedarf. So leben in Kibera, Nairobis größtem Slum, geschätzte 700 000 Menschen. Obwohl erste Ergebnisse erzielt geworden sind, wird die Verbesserung der Lage in Kibera noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Die steigenden Weltmarktpreise für Lebensmittel gefährden vor allem die Bewohner der Elendsviertel; immer mehr Menschen leiden an Unterernährung. Der Mangel an sauberem Trinkwasser kann diverse lebensbedrohliche Krankheiten auslösen. Weltweit sterben jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Kinder an Durchfallerkrankungen, die meisten von ihnen im subsaharischen Afrika.
Ganzheitliche und nachhaltige Unterstützung für die Gemeinde
SOS-Kinderdorf begann im Jahr 1973 mit seiner Unterstützung für notleidende Kinder in Nairobi. Im Jahr 2003 wurde aufgrund des dringenden Bedarfs an Unterstützung für die lokale Gemeinde ein Familienstärkungsprogramm ins Leben gerufen. Vor allem die Slumbewohner leiden unter niedrigen Löhnen, Arbeitslosigkeit, dem Mangel an Schulen und überfüllten Klassen, schlechter Gesundheitsversorgung, Umweltverschmutzung durch Müllberge, Überflutungen durch unzureichende Abwassersysteme, maroder Infrastruktur und fehlenden Erholungsmöglichkeiten. Die SOS-Sozialzentren leiten Aufklärungskampagnen über HIV/AIDS, organisieren Selbsthilfegruppen für Betroffene, versorgen Kinder mit Nahrung und vergeben Schulstipendien. Darüber hinaus kümmern wir uns um das Problem der Straßenkinder. Wann immer es möglich ist, versuchen wir sie wieder mit ihren Familien zu vereinen und ihnen den Zugang zum formellen Schulsystem zu ermöglichen.
Das SOS-medizinische Zentrum in Nairobi bietet darüber hinaus eine medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung. Dazu zählt auch eine HIV/AIDS-Klinik, in der freiwillige Beratungen, Tests und antiretrovirale Therapien angeboten werden.
Unsere Arbeit in Nairobi
Bis zu 160 Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in 16 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Jedes Familienhaus hat einen kleinen Obst- und Gemüsegarten und hält Ziegen, Kühe oder Gänse, wodurch ein wichtiger Beitrag zur Selbstversorgung des Dorfes geleistet wird.
Der SOS-Kindergarten steht sowohl Kindern aus dem Kinderdorf als auch aus der Gemeinde offen. Dadurch sind die Kinder aus den SOS-Familien bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Später besuchen sie die SOS-Hermann-Gmeiner-Grundschule in Nairobi, in der über 240 SchülerInnen aus dem Kinderdorf und der Umgebung unterrichtet werden.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten. In Nairobi gibt es daneben zwei SOS-Berufsbildungszentren. Ein Zentrum bietet 176 Ausbildungsplätze in den Fachrichtungen Zimmerhandwerk und Tischlerei, Metallverarbeitung, Elektroinstallation, Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeitung sowie Mode, Design und Schneiderkunst. Das zweite Zentrum bildet angehende SOS-Mütter und MitarbeiterInnen aus und bereitet sie auf ihre wichtige zukünftige Rolle innerhalb der Organisation vor.