Woran ist das gescheitert?
Wenn ich einen einzelnen Faktor ausmachen könnte, dann hätten wir an der Schraube gedreht, damit das anders läuft. Aber ich finde, das ist auch eine komische Verantwortungsübertragung, dass manche jetzt sagen: Die Letzte Generation hat es nicht geschafft! Für alle, die es noch nicht bemerkt haben: Das Thema betrifft nicht nur uns. Ihr sitzt im selben Boot.
Du bist für die Teilnahme an Straßenblockaden zu einer Geldstrafe verurteilt worden und warst Anfang Sommer als Ersatzhaftstrafe für sechs Wochen im Gefängnis. Im Jänner erwartet dich das erneut. Für viele ist das Riskieren der eigenen Freiheit eine Grenze, die sie nicht überschreiten wollen.
Es ist nicht so, dass ich die Wahl habe zwischen einer sicheren Zukunft und Protest. Wenn der Golfstrom kippt, schaut es auch in Europa zappenduster aus. Die sichere Zukunft gibt es nicht und daher gibt es nur die Wahl zwischen Protest und Tod. Hätte ich mir mein Leben anders vorgestellt? Ja. Bereue ich irgendwas von dem, was ich gemacht habe und wohl noch machen werde? Nein. Und die Haftbedingungen in Österreich sind zwar auch zäh, es ist jetzt nicht supergeil, aber es ist schon überstehbar.
In einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ sagst du: „Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.“ Wofür lohnt es sich dann noch zu kämpfen?
Die Zukunft wird beschissen werden. Jetzt geht es darum, um den letzten Funken Menschlichkeit zu kämpfen. Klimakatastrophe, Biodiversitätskollaps, Ressourcenknappheit – da wird es gesellschaftliche Verwerfungen geben. Schon jetzt werden an der griechischen Küste Menschen gefesselt und über Bord geworden. Wenn wir uns vorstellen, dass zwei bis drei Milliarden Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts in Todeszonen leben und wir auf der anderen Seite eine Abschottungspolitik haben, wie sie derzeit gerade überall im Kommen ist …! Ich will nicht widerstandslos danebenstehen, wenn an den Stränden reihenweise Menschen erschossen werden. Auch wenn die Welt im Chaos versinkt, müssen wir dafür kämpfen, dass das einigermaßen geregelt abläuft.
Was gibt dir Hoffnung?
Wir haben zuhause einen Esel und ein Schaf. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, fahr’ ich heim und hab’ da einen kleinen Streichelzoo. Und was mir am allermeisten hilft, ist Protest. Wenn du mit Menschen zusammen bist, die sich auflehnen gegen die Art und Weise, wie wir immer weitermachen, dann gibt dir das wahnsinnig viel Hoffnung. Du merkst, es sind nicht alle so. Denn das absolut Wichtigste ist: Resignation und Ohnmacht sind nie die Lösung. Egal, wie beschissen es gerade aussieht.