Ein weiteres Familienmitglied auf Zeit
Armin ist mit dem Belegen seiner Pizza fertig. Er übergibt sie stolz an Christine, die sich herzlich bedankt, woraufhin er ihr freudig die Arme entgegenstreckt. Sie hebt ihn zu sich, er macht es sich auf ihrem Schoß bequem und kuschelt sich zufrieden an sie.
„Bei einer ‚Gefahr in Verzug‘-Maßnahme muss es meist sehr schnell gehen“, erläutert Irene. Bei der Erstausstattung (Kleidung, Gitterbetten o. Ä.) unterstützt SOS-Kinderdorf. „Die größte Herausforderung für mich sind die ersten Stunden mit den Kindern. Der Abschied von den Eltern ist oft dramatisch und traumatisch für sie. Und teilweise kommen sie sehr verwahrlost“, erzählt Christine.
Der Garten ist ein wahres Paradies für Kinder: mit Schaukel, Baumhaus und Hühnerstall.
Wenn die Bereitschaftspflegepersonen eine eigene Familie haben, ist die Bereitschaft der gesamten Familie für die Kinder- und Jugendhilfe essenziell und wird entsprechend geprüft. „Ein Grund, warum ich mich für diese Tätigkeit entschieden habe, sind meine eigenen Kinder. Sie sind sehr behütet aufgewachsen. Ich habe es als Bildungsauftrag ihnen gegenüber empfunden, aufzuzeigen, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich bin mir sicher, es tut ihrer Persönlichkeitsentwicklung sehr gut, das zu erleben“, erklärt Christine. „Und der Hauptgrund ist, ich möchte gerne meine freien Kapazitäten und all die Geschenke, die das Leben uns beschert hat, mit anderen teilen.“
Armin und seine siebenjährige Schwester sind seit ein paar Wochen bei der Familie. Armins Mutter ist gerade im Krankenhaus. Christine führt fort: „Es geht ihr aber glücklicherweise schon viel besser, ich denke, in einigen Tagen können sie zu ihrer Mutter zurückkehren.“ Normalerweise wäre die Schwester mit sieben Jahren zu alt für diese Art von Krisenunterbringung, aber Geschwister werden nach Möglichkeit nicht getrennt.
„Es ist so schön zu sehen, wie herzlich meine eigenen Kinder die Kinder in unsere Familie aufnehmen, wie dankbar die Kinder dafür sind und wie wohl sie sich nach kurzer Zeit bei uns fühlen“, ergänzt Christine.