Das Magazin von SOS-Kinderdorf

Bitte auf Augenhöhe! 

In seinem Kommentar plädiert Maximilian Werner für mehr Solidarität zwischen den Generationen.

Text: Maximilian Werner
 

 

Junge Menschen zu Zeiten einer Pandemie. Sie werden als „Warmduscher“ abgestempelt, weil sie Bedürfnisse nach sozialen Kontakten zeigen. Sie werden als „Pandemietreiber“ deklariert, weil sie – und angeblich nur sie – soziale Kontakte wirklich auch einmal pflegen. Zum Beispiel, wenn Fotos von ihnen am Donaukanal im Internet veröffentlicht werden, um die „verantwortungslose ugend“ zur Diskussion freizugeben und sogar der damalige Gesundheitsminister via Twitter ausrichtet: „Reißt euch zusammen und übernehmt auch Verantwortung!!“ Da hilft auch die danach geäußerte Entschuldigung nichts, ein fahler Beigeschmack der Kommunikation von oben herab bleibt.

 

Junge Menschen sind keine Schwachstellen einer Gesellschaft.

Maximilian Werner
 

 

Seit März vergangenen Jahres bekommen Jugendliche von höchster Stelle zu hören, dass COVID-19 für sie gar keine Gefahr darstellen würde. Die Maßnahmen werden laufend anhand der aktuellen Intensivbetten-Kapazitäten adaptiert. Um „die Alten“ zu schützen, dürfen Kinder nicht in die Schule. Und das ist gut so, auch weil man heute weiß, dass Corona für sie nicht zu unterschätzen ist. Jugendliche haben die Corona-Maßnahmen gerne mitgetragen, diesen gesellschaftlichen Schulterschluss. Sie haben Solidarität gezeigt und tun es immer noch. Sie wollen im Gegenzug aber auch gehört werden. Zum Beispiel wollen sie von der Politik in einer der vielen Pressekonferenzen gesagt bekommen, dass sie verstanden werden. Dass man sich um Lösungen für ihre Situation bemüht. So wie es mit der Wirtschaft passiert. Sie würden sich Kommunikation auf Augenhöhe wünschen, stattdessen werden ihnen Vorwürfe an den Kopf geknallt. Das resultiert dann in Resignation, wie zum Beispiel die Ö3- Generationenumfrage zeigt: Drei Viertel der teilnehmenden unter 25-Jährigen sind der Überzeugung, dass ihre Interessen kaum beachtet werden.

Junge Menschen sind keine Schwachstellen einer Gesellschaft. Ganz im Gegenteil. Was sie zu leisten imstande waren, wäre viel öfter hervorzuheben. Sei es der Umstieg von Präsenzunterricht auf Distance Learning in kürzester Zeit, seien es unfreiwillig verlängerte Zivil- und Grundwehrdienste, sei es die Unterstützung der Familie und von Nachbarn. Dafür gebührt ihnen Wertschätzung, die zumindest der Bundespräsident immer wieder geäußert hat. Mehr von dieser Kommunikation würde auch Österreich guttun. Aber bitte auf Augenhöhe.

Maximilian Werner (19) ist Zivildiener und freier Journalist aus Feldkirch.
Er twittert als @MaxlWerner

Schreiben Sie uns!

Wir freuen uns über Ihre Meinung! Schreiben Sie uns Ihren Leserbrief an salto@sos-kinderdorf.at.
(Mit der Einsendung stimmen Sie einer Veröffentlichung im nächsten Salto-Magazin zu.)

Weitere Artikel aus SALTO