Nach dem Amoklauf
– 18.06.25
Maßnahmen der Regierung noch ausbaufähig
SOS-Kinderdorf befindet das präsentierte Maßnahmenpaket der Regierung für gut, aber nicht gut genug. Psychologische Unterstützung allein sei zu wenig.
„Wir begrüßen die Maßnahmen, die die Regierung als Folge der Katastrophe von Graz beschlossenen hat. Junge Menschen brauchen heute mehr denn je psychologische, psychotherapeutische und sozialarbeiterische Unterstützung - sowohl präventiv als auch in und nach Belastungssituationen. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Wir wissen seit Jahren, dass die jungen Generationen massiv psychisch belastet sind. Die Akuthilfe jetzt ist darum gut und wichtig, aber sie ist weit davon entfernt, eine neue Ära einzuleiten,“ so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf.
Ursachen bearbeiten
„Auch nach einer Aufstockung bei Schulpsychologie, Schulsozialarbeit oder offener Jugendarbeit wird noch immer nur ein sehr kleiner Teil der Kinder und Jugendlichen Unterstützung bekommen. Es ist dringend notwendig, die Ursachen für die umfassende psychische Krise der jungen Generation zu identifizieren und zu bearbeiten“, so Moser.
Akuthilfe ist jetzt gut und wichtig, aber wir sind weit davon entfernt, eine neue Ära einzuleiten.
„Junge Menschen fühlen sich stark belastet. Eine der Hauptursachen dafür ist laut Studien das System Schule. Österreichische Schulen sind kein kindgerechter Ort. Die Anzahl an Schüler*innen pro Klasse ist hoch, die Besetzung mit Lehrer*innen zu gering. Die Schulinhalte gehören reformiert ebenso wie die Unterrichtsstruktur und die Schulkultur. Wir brauchen eine umfassende Bildungsreform, die das tatsächliche Erleben des täglichen Schulalltages verbessert. Das alles kann nur gelingen, wenn Kinder aktiv und intensiv in die Weiterentwicklung einbezogen werden. Es ist nicht nachvollziehbar, warum diese dringende Reform nicht endlich gestartet wird,“ so Moser.
Familien entlasten
Ebenso fordert SOS-Kinderdorf eine Entlastung für Familien. „Nicht nur junge Menschen stehen unter Druck. Auch viele Eltern kommen mit den unzähligen Anforderungen an sie nicht zurecht“, so Moser. Psychologische Hilfe – etwa die Elternseite von Rat auf Draht – könne unterstützen. Doch auch hier müsse man auf die Hintergründe schauen. „Ein aktuelles Beispiel: Wir haben in Österreich rund 14 Wochen Schulferien pro Jahr und kein flächendeckendes, qualitativ gutes Betreuungsangebot, das für eine Durchschnittsfamilie geschweige denn für finanziell benachteiligte Familien leistbar ist. Das führt zu enormem Stress für Familien“, so Moser. „All das wissen wir und vor allem auch die politisch Verantwortlichen seit Jahren. Das aktuelle Maßnahmenpaket mit seinen finanziell bescheidenen Möglichkeiten wird hier leider keinen Turnaround schaffen“, so Moser.
Weiterführende Information:
SOS-Kinderdorf setzt sich für liebevolle Klassenzimmer ein
SOS-Kinderdorf setzt sich für liebevolle Klassenzimmer ein, in denen Kinder mitgestalten dürfen, in denen ihre Vielfältigkeit gesehen und geschätzt wird. Um das zu fördern, entwickeln wir innovative Lehrmaterialien, bieten Lehrer*innenfortbildungen und Workshops an. Wir setzen Beteiligungsprojekte um und klären zu Kinderrechten auf.