16 Tage gegen Gewalt an Frauen

„Jungen und Mädchen verdienen gleiche Chancen“

Gewalt und Ungleichberechtigung prägen das Leben vieler Frauen in Uganda. Beatrice Akello von SOS-Kinderdorf setzt sich unermüdlich dafür ein, dass Frauen und Mädchen in Uganda ein selbstbestimmtes Leben führen können – frei von Gewalt und Abhängigkeit.

Beatrice Akello setzt sich seit vielen Jahren für mehr Gleichberechtigung in Uganda ein.
 

In Uganda aufzuwachsen, bedeutet für viele Mädchen und Frauen, mit eingeschränkten Rechten und Gewalt leben zu müssen. Laut einer nationalen Umfrage aus dem Jahr 2021 haben 95 % der Frauen physische und/oder sexuelle Gewalt erlebt (Statistikamt Uganda, 2021). Im Jahr 2020 führte geschlechtsspezifische Gewalt zu mindestens 168 Todesfällen. Diese Zahlen zeigen: Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig – und sie zerstört Leben.   

„Geschlechtsspezifische Gewalt ist weit verbreitet“, sagt Beatrice Akello von SOS-Kinderdorf in Uganda. „Frauen erleben physische, emotionale, sexuelle und wirtschaftliche Gewalt.“ Beatrice Akello ist Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit bei SOS-Kinderdorf – sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Ungleichbehandlung zu bekämpfen. Bereits seit fünf Jahren setzt sie sich bei SOS-Kinderdorf in Uganda für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. 


Ich wünsche mir eine Gemeinschaft, in der Jungen und Mädchen gleiche Rechte und Chancen, den gleichen Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten haben, und Frauen über ihr eigenes Leben bestimmen können.

Beatrice Akello
Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit in Uganda

 

Frauen, Männer und Kinder in Uganda gehen auf die Straße um gegen Gewalt und für Gleichberechtigung zu protestieren.
 

Kein Mitspracherecht  

Die Ungleichheit beginnt oft schon zu Hause. Frauen tragen die Hauptlast der Care-Arbeit – sie kümmern sich um die Kinder, kochen, waschen und halten die Familie zusammen. Doch ihre Rechte und Bedürfnisse werden häufig ignoriert. Die meisten Entscheidungen in den Familien treffen die Männer – davon betroffen sind auch grundlegende Entscheidungen zur Familienplanung. „Frauen haben hierzulande nicht das Recht zu entscheiden, ob sie noch mehr Kinder haben wollen. Das entscheidet allein der Ehemann“, erzählt Akello. Viele Frauen sind auch finanziell abhängig von ihren Männern. 

Hinzu kommt der Mangel an staatlicher Unterstützung für Frauen in Uganda. Frauen haben häufig keinen Zugang zu sozialen Dienstleistungen, gesundheitlicher Versorgung oder wirtschaftlichen Förderprogrammen. „Manche Frauen können nicht einmal das nächste Krankenhaus erreichen, weil ihnen das Geld für den Transport fehlt“, erklärt Akello. Diese strukturellen Barrieren machen es ihnen schwer, aus gewalttätigen Beziehungen auszubrechen.

Gewalt zerstört Familien  

Die Auswirkungen von Diskriminierung und Gewalt reichen weit über die betroffenen Frauen hinaus. Wenn Eltern in einem von Gewalt geprägten Umfeld leben, leiden auch die Kinder. „Kinder, die in einem gewalttätigen Umfeld aufwachsen, gehen häufig nicht mehr zur Schule, da sie insgesamt stark belastet sind. Manche fliehen auch von zuhause, landen auf der Straße oder werden Opfer von arrangierten Kinderehen. Das Risiko steigt, dass ganze Familien zerbrechen“, erklärt Akello. Deshalb setzt SOS-Kinderdorf einerseits auf Hilfe für Überlebende von Gewalt, aber auch auf notwendige präventive Maßnahmen – und auf einen systematischen Wandel in den Gemeinden. 

 

Kinder, die in einem gewalttätigen Umfeld aufwachsen, gehen häufig nicht mehr zur Schule, da sie insgesamt stark belastet sind. Manche fliehen auch von zuhause, landen auf der Straße oder werden Opfer von arrangierten Kinderehen. Das Risiko steigt, dass ganze Familien zerbrechen.

Beatrice Akello
SOS-Kinderdorf in Uganda

Maßnahmen, um Gleichberechtigung zu fördern: 

  • Unterstützung für Überlebende von Gewalt: Frauen erhalten Unterstützung, um sich aus gefährlichen Situationen zu befreien. SOS-Kinderdorf hilft bei der Umsiedlung, und stellt Kleidung sowie Transportmittel zur Verfügung – etwa für den Weg zur Polizei oder zum Gericht. 
  • Wirtschaftliche Stärkung von Frauen: Frauen werden in Business-Skills wie ökologischer Landwirtschaft oder Handwerksarbeiten geschult und in Spar- und Kreditgruppen integriert, um ihre finanzielle Unabhängigkeit zu fördern.
  • Führungs- und Kommunikationstrainings: Frauen lernen, selbstbewusst aufzutreten und ihre Rechte einzufordern – ein wichtiger Schritt, um in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden.
  • Einbindung von Männern: Sensibilisierung und Stärkung der Rolle von Männern in Erziehung, Haushalt und als Partner auf Augenhöhe. 
  • Einbindung der Gemeinde: SOS-Kinderdorf arbeitet mit Gemeindeleiter*innen, um traditionelle Normen zu hinterfragen und Strukturen aufzubrechen, die Ungleichheit und Gewalt aufrechterhalten. 
  • Gemeinde- und Gesetzesarbeit: Kooperation mit Behörden, Unterstützung bei Gesetzesentwürfen (z. B. gegen Kinderheirat) und Sensibilisierung in Gemeinden.  

Männer als Schlüssel zur Veränderung  

Ein wichtiger Teil der Arbeit von SOS-Kinderdorf in Uganda ist die Einbindung von Männern. „Gewalt geht uns alle an“, betont Akello. In speziellen Workshops werden Männer als positive Rollenvorbilder ausgebildet. Sie lernen, Verantwortung in der Familie zu übernehmen, ihre Frauen zu unterstützen und sich gegen Gewalt einzusetzen. Ein zentrales Ziel ist, dass Männer und Jugendliche ihre Männlichkeits- und Rollenbilder hinterfragen und neu definieren. Die Veränderung ist spürbar: „Nach unseren Workshops haben wir gesehen, dass Männer beginnen, sich mehr um die Kinder zu kümmern und ihre Frauen zu respektieren“, erzählt Akello. „Viele Teilnehmer übernehmen eine Vorbildfunktion in ihren Gemeinden und setzen sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit ein – was wiederum dazu führt, dass mehr Männer zu den Trainings kommen. 

 

Beatrice Akello hat die Ungerechtigkeiten, mit denen Frauen in Uganda zu kämpfen haben, selbst hautnah miterlebt.
 

Ein Funke Hoffnung  

Für Beatrice Akello ist ihr Einsatz mehr als ein Beruf – es ist ihre Lebensaufgabe. „Ich komme selbst aus einer patriarchalen Gemeinschaft und habe die Ungerechtigkeit, denen Frauen ausgesetzt sind, hautnah miterlebt“, sagt sie. „Das motiviert mich, etwas zu verändern. Wir haben schon viel geschafft, aber auch noch einiges vor uns. Jede Möglichkeit, die ich habe, nutze ich, um gegen diese Ungerechtigkeiten zu kämpfen.“ 

 

Wir haben schon viel geschafft, aber auch noch einiges vor uns. Jede Möglichkeit, die ich habe, nutze ich, um gegen diese Ungerechtigkeiten zu kämpfen.

Beatrice Akello
Beauftrage für Geschlechtergerechtigkeit
 

Wie kann ich helfen?

Jede Unterstützung zählt

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