Erinnerungen die bleiben
Natürlich hat es auch klare Regeln im Haus gegeben. Die älteren Jugendlichen mussten und müssen selbst mithelfen, Wäsche waschen oder ihre Zimmer sauber halten. Bevor die meisten Jugendlichen mit 18 das Jugendhaus verlassen und eigenständig leben, werden sie im so genannten Probewohnen auf ihr selbstständiges Leben danach vorbereitet. Das müsse man als Betreuer natürlich auch selbst vorleben, diese Werte vertreten, erklärt mir Joe. Auch der Umgang mit den Finanzen sei bei der Betreuung im Jugendhaus ganz wesentlich, so lernen die Kids früh, jeden Monat einen Teil vom Lehrgeld beiseitezulegen. Das habe ihm später auch sehr geholfen, erzählt mir Florian. Seit fünf Jahren hat er eine eigene Wohnung, lebt dort mit seiner Freundin, mit der er schon seit neun Jahren zusammen ist. Auch privat wirkt Florian also angekommen. Gemeinsam haben die beiden einen Hund und lieben es, mit ihm wandern zu gehen oder mit ihrem kleinen Boot am Traunsee zu fahren. Außerdem schraubt er gerne an einem alten VW-Bus. Auch wenn er schon längst aus dem SOS-Kinderdorf und dem Jugendhaus ausgezogen ist, seine Erinnerungen an diese Zeit sind noch sehr lebhaft: „Naja, wir waren schon wie eine kleine Familie. Wenn jemand Probleme hatte, waren wir füreinander da. Das ist heute oft noch so. Ich bin nach wie vor mit einigen ehemaligen Bewohnern befreundet“, so Florian. Einmal im Jahr gibt es im Jugendhaus zudem ein Ehemaligen-Grillen, zu dem alle einstigen Bewohner eingeladen sind. Und der Jugendhaus-Leiter, Josef Hoffelner, ist ein bisschen wie der Fels in der Brandung, bei dem Ehemalige auch nach ihrer Zeit im SOS-Kinderdorf vorbeischauen können, wenn ihnen etwas auf der Seele liegt. Oder einfach nur, um zu plaudern. „Das ist dann mein ganz persönliches Erfolgserlebnis, wenn ich sehe, wie meine ehemaligen Schützlinge erfolgreich und v.a. glücklich durchs Leben gehen. Und ganz besonders freut es mich natürlich, wenn sie mich dann auch mal kurz besuchen. Eine Ehemalige z.B. arbeitet beim Bäcker und kommt manchmal mit Kuchen vorbei“, schwärmte Joe. Aber natürlich freut er sich ganz besonders, wenn sein „Firmling“ Florian bei ihm vorbeischaut.