Reformkommission

Die unabhängige Reformkommission unter Leitung von Irmgard Griss untersucht strukturelle Schwächen, Verantwortlichkeiten und Aufarbeitungsprozesse innerhalb von SOS-Kinderdorf Österreich. Sie arbeitet unabhängig, mit voller Akteneinsicht und legt Empfehlungen für nachhaltige strukturelle Veränderungen vor.

SOS-Kinderdorf verpflichtet sich dazu, diese Empfehlungen vollumfänglich, transparent und nachvollziehbar umzusetzen. Ziel ist, Kinderschutz, Transparenz und Governance dauerhaft zu stärken.

Fragen und Antworten

Die Vorfälle in den SOS-Kinderdörfern Moosburg und Imst in den Jahren 2008 bis 2021 und der Umgang damit haben schweres Leid verursacht und große Betroffenheit ausgelöst. Der Aufsichtsrat von SOS-Kinderdorf Österreich setzt daher eine unabhängige Reformkommission ein, die von den Anlassfällen Moosburg und Imst ausgeht und ihre Arbeit auf weitere Standorte und Bereiche der Organisation ausweiten kann. Ziel ist eine umfassende Untersuchung und Überprüfung vergangener Aufarbeitungsprozesse und eine daraus folgende Reform der Strukturen, Abläufe und Standards.

Sollte Fehlverhalten oder Vertuschung nachgewiesen werden, hat das Konsequenzen. Das reicht von arbeitsrechtlichen Maßnahmen bis hin zu strafrechtlicher Anzeige. Für leitende Positionen kann das auch bedeuten, dass sie ihre Funktion verlieren. Die Kommission prüft zudem, ob strukturelle Änderungen nötig sind, um Machtmissbrauch oder Pflichtverletzungen in Zukunft auszuschließen.

Das Mandat der Reformkommission ist ausdrücklich, auch Verantwortlichkeiten in Geschäftsführung und Aufsichtsrat zu untersuchen. Wir stellen dafür alle Unterlagen zur Verfügung und sichern vollen Zugang. Der Aufsichtsrat von SOS-Kinderdorf hat in Absprache mit Christian Moser beschlossen, ihn bereits jetzt von allen Geschäftsführungstätigkeiten zu entbinden und ihn dienstfrei zu stellen, bis die Ergebnisse der Reformkommission vorliegen. So kann die Arbeit der Reformkommission ohne jeden Interessenkonflikt und mit voller Transparenz erfolgen. Die konkreten Vorwürfe wird die Reformkommission untersuchen.

Am 8. Oktober 2025 hat sich die unabhängige Reformkommission zur Untersuchung der medial bekannt gewordenen Missstände an Standorten von SOS-Kinderdorf konstituiert. Die multiprofessionell zusammengesetzte Kommission besteht aus folgenden Mitgliedern:

  • Dr.in Irmgard Griss, Leitung Reformkommission, Juristin, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs
  • Michael Kerschenbauer, Selbstvertretung Care Leaver*innen, Studium der Erziehungs- und Bildungswissenschaften
  • Dipl.-Ing. Christian Purrer, Wirtschaftsexperte, CEO-Erfahrung
  • Veronika Reidinger, Bakk., MA, Soziologin, Sozialarbeiterin, Menschenrechtsexpertin
  • Mag.a Hedwig Wölfl, Psychologin und Psychotherapeutin, Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation die möwe, Kinderschutzexpertin

Im Sinne der Partizipation ist es der Kommission wichtig, mit Michael Kerschenbauer die Perspektive eines Selbstvertretungsvereins und damit wertvolles Erfahrungswissen aus der Fremdunterbringung unmittelbar einzubringen. Zur organisatorischen Unterstützung wurde Mag.a Karoline Oberhofer, Juristin, mit der Leitung der Koordinierungsstelle betraut.

Um die volle Unabhängigkeit zu gewährleisten, wird kein Aufsichtsratsmitglied Teil der Kommission sein. Geschäftsführerin Annemarie Schlack trägt die Verantwortung für das Krisenmanagement und stellt den Zugang zu allen relevanten Unterlagen und Personen sicher. Aufsichtsrat-Mitglied Willibald Cernko legt sein Aufsichtsrat-Mandat mit sofortiger Wirkung zurück und wird künftig auf Bitte und im Auftrag der Geschäftsführung ehrenamtlich in beratender Funktion unterstützen – sowohl im Krisenmanagement als auch in der internen Begleitung des Reformprozesses.

  • Keine Aufsichtsratsmitglieder in der Reformkommission – volle Unabhängigkeit
  • Erweiterung auf fünf externe Expert*innen
    Dr.in Irmgard Griss (Leitung Reformkommission, Juristin, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs), Michael Kerschenbauer (Selbstvertretung Care Leaver*innen, Studium der Erziehungs- und Bildungswissenschaften), Dipl.-Ing. Christian Purrer (Wirtschaftsexperte, CEO-Erfahrung), Veronika Reidinger, Bakk., MA (Soziologin, Sozialarbeiterin, Menschenrechtsexpertin),  Mag.a Hedwig Wölfl (Psychologin und Psychotherapeutin, Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation die möwe, Kinderschutzexpertin). Zur organisatorischen Unterstützung wurde Mag.a Karoline Oberhofer (Juristin) mit der Leitung der Koordinierungsstelle betraut.
  • Reformkommission berichtet an Aufsichtsrat (Reformausschuss) und dieser verantwortet die Umsetzung der Reformvorschläge in der Organisation
  • Geschäftsführung stellt uneingeschränkten Zugang zu Unterlagen und Personen sicher
  • Ergebnisse werden veröffentlicht – unter Wahrung des Opferschutzes

Die Kommission garantiert transparentes Arbeiten, wird von externen Expert*Innen geprägt und ihre Ergebnisse werden veröffentlicht. Durch die externe Moderation und Organisation wird der Prozess zusätzlich abgesichert. Wir prüfen zudem die Erweiterung um weitere externe Fachpersonen.

Die Kommission hat den Auftrag, ausgehend von den Standorten Moosburg und Imst auch weitere Standorte in ihre Evaluierung miteinzubeziehen. Die konstituierende Kommissionssitzung fand am 8.10.2025 statt. Wir rechnen mit Ergebnissen im Laufe des Jahres 2026. Parallel dazu setzt SOS-Kinderdorf Sofortmaßnahmen im Bereich Kinderschutz, Compliance und Transparenz um.

Die Reformkommission knüpft an frühere Aufarbeitungen an – etwa die Studie von Horst Schreiber 2014 und die Klasnic-Kommission 2022 auf internationaler Ebene. Wie sich nun zeigt, gibt es offensichtlich weiteren Verbesserungs- und Handlungsbedarf – deshalb geht SOS-Kinderdorf mit der neuen Reformkommission den nächsten Schritt: Die Kommission wird prüfen, ob Governance, Kinderschutz, Aufsichtsratsstrukturen, Berichtspflichten und Transparenzstandards ausreichen oder verändert werden müssen.

  • Aufarbeitung der Vorfälle in Moosburg, Imst und anderen Standorten im Ermessen der Kommission.
  • Umgang mit Studien, Meldewegen und Transparenz (Frage der Vertuschung).
  • Strukturelle Risikofaktoren: Machtkonzentration, fehlende externe Kontrolle, unklare Verantwortlichkeiten.
  • Verhältnis von Opferschutz und Markenschutz – klare Priorisierung von Opferschutz in allen Prozessen.

Ja, es gibt aktuelle Ermittlungen, etwa in Seekirchen. Diese Fälle werden im Ermessen der Kommission in die Arbeit der Reformkommission aufgenommen. Parallel dazu arbeitet SOS-Kinderdorf eng mit den Behörden zusammen. Alle Informationen, die wir erhalten, werden unverzüglich an Staatsanwaltschaft und Kinder- und Jugendhilfe weitergegeben.

In der Reformkommission arbeitet ein Vertreter der Care-Leaver-Selbstvertretung mit: Michael Kerschenbauer. Er bringt das Erfahrungswissen aus der Fremdunterbringung direkt in die Beratungen und Entscheidungen der Kommission ein.

Die Kommission arbeitet unabhängig, stimmt sich aber eng mit den zuständigen Behörden ab. Die Kommission selbst ersetzt keine Ermittlungsbehörde, sondern ergänzt die Aufarbeitung auf struktureller und organisatorischer Ebene.

Der Schutz der Betroffenen hat oberste Priorität. Alle Daten werden anonymisiert und nur in einer Form veröffentlicht, die Rückschlüsse auf einzelne Personen verhindert. Zugriff auf sensible Akten haben ausschließlich die beauftragten Expert*innen. Veröffentlichungen erfolgen stets mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte und die seelische Gesundheit der Betroffenen.

Unsere Aussendungen/Stellungnahmen/OTS
  • 23.10.2025 | Aufarbeitung und Erneuerung: SOS-Kinderdorf legt Weg in die Zukunft fest
    Professionelle Betreuung heute. Lückenlose Aufarbeitung historischer Fälle. Neuaufstellung mit unabhängiger Reformkommission.
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  • 01.10.2025 | SOS-Kinderdorf: Reformkommission ohne Aufsichtsratsmitglieder – Erweiterung um Expert*innen
    SOS-Kinderdorf stärkt Unabhängigkeit der Reformkommission – Erweiterung auf fünf externe Expert*innen
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