Tag der Kinderrechte – 17.11.23

Kinder müssen endlich respektiert werden!

In der Klimakrise, im Schulalltag, in der Familie – Kinder und Jugendliche werden zu oft übergangen. Dabei ist es seit 34 Jahren ihr RECHT, ihr Leben und unsere Gesellschaft mitzugestalten.

„Kinder müssen bei Entscheidungen, die sie selbst betreffen, angemessen eingebunden werden“, verlangt die UN-Kinderrechtskonvention, die von Österreich verbindlich umzusetzen ist. SOS-Kinderdorf appelliert zum Tag der Kinderrechte am 20. November, diesen Anspruch endlich umfassend zu verwirklichen. „Wie oft fällen Erwachsene Entscheidungen, die für junge Menschen extrem relevant sind, ohne deren Interessen und Sichtweisen zu berücksichtigen? Wie oft wollen Erwachsene, dass Kinder einfach funktionieren oder tun, was man ihnen sagt?“, so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf.

Wenn Kinder nicht erfahren, dass sie aktiv an ihrem Umfeld mitgestalten und etwas bewirken können, werden sie auch nicht darauf vertrauen, dass sie oder ihre Meinung in der Gesellschaft einen Stellenwert haben. Denn wenn ihnen Mitsprache im Kleinen verwehrt bleibt, wie sollen sie Interesse an demokratischer Verantwortung bei großen gesellschaftlichen Fragen entwickeln? Wie sollen sie lernen, dass ihre Stimme wichtig ist?

Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder und Jugendliche ernst genommen und an Entscheidungen beteiligt werden. „Es ist die Aufgabe von uns Erwachsenen, einen Rahmen zu schaffen, in dem junge Menschen mitgestalten können“, so Moser, der diesbezüglich bei brennenden aktuellen Themen deutliche Defizite ortet.

 

Engagierter Klimaschutz von und für Kinder

Die Klima-Bewegung ist ein starkes Beispiel für den Willen der Jugend, sich zu informieren und zu engagieren, die Gesellschaft mitzugestalten, und für die eigenen Interessen und Rechte einzustehen. Doch wird dieser wichtige Einsatz gehört oder gar gefördert? Im Gegenteil. Den jungen Menschen wird zu oft Ignoranz und Wurschtigkeit entgegengebracht. Immer wieder wird ihnen und ihren Anliegen grundsätzlich oder aus parteipolitischem Kalkül widersprochen, ohne je ein Gespräch auf Augenhöhe geführt zu haben. "Welches Zeichen setzen Politiker*innen damit?“, fragt Moser.

Das Ignorieren der klimapolitischen Sorgen der jungen Generation bringe nicht nur mangelndes Klimaschutzbewusstsein zum Ausdruck, sondern generell die Irrelevanz der Sorgen und Ängste junger Menschen.

  Wenn die Klimaschutzanliegen der Kinder und Jugendlichen so wie jetzt weitgehend ignoriert, ihre Proteste zum Teil kriminalisiert werden, dann erfahren sie Ohnmacht bei politischen Themen. Das ist nicht gerade eine Strategie zur Stärkung demokratischer Prinzipien in unserem Land. Und es ist kinderrechtswidrig.

Christian Moser
Geschäftsführer, SOS-Kinderdorf Österreich

 

Ähnlich sieht die Situation in der Bildungspolitik aus. 4 von 10 Kindern gehen ungern zur Schule, fühlen sich dort nicht wohl. Der Grund dafür liegt oft darin, dass es im Schulalltag keinen oder nur wenig Gestaltungsspielraum für die Schüler*innen gibt. „An dem Ort, wo es um Kinder und Jugendliche gehen sollte, wo sie mehr Zeit verbringen als irgendwo sonst (außer in ihrem Bett), wird fast in jedem Punkt autoritär über sie bestimmt. Ihre Bedürfnisse, Interessen und Ängste spielen im schulischen Alltag und in der Schulpolitik kaum eine Rolle. Das ist doch ein Widerspruch in sich“, so Moser.

 

Mitbestimmen macht stark

Neben der Forderung nach Einbeziehung von jungen Menschen in öffentliche Debatten und politische Entscheidungen verweist SOS-Kinderdorf auch auf den Alltag im privaten Umfeld.

„Junge Menschen zu ermutigen und sie ernst zu nehmen, beginnt bei jedem und jeder von uns selbst. Nämlich, indem wir Kindern und Jugendlichen stets auf Augenhöhe begegnen“, so Moser. Dazu braucht es manchmal ein bisschen Übung und das Durchbrechen eigener Denk- und Handlungsmuster, die oft von Generation zu Generation weitergegeben werden. Aber mit kleinen Schritten kann bereits viel bewirkt werden. Etwa indem man Kindern aufmerksam zuhört, wenn sie von Erlebtem erzählen, sich gemeinsam auf Familienregeln einigt oder Entscheidungen nachvollziehbar erklärt, wenn sie mal gegen die Vorstellungen der Kinder getroffen werden. Mehr Anregungen für einen wertschätzenden Familienalltag haben Expertinnen von SOS-Kinderdorf in den SOS-Familientipps zusammengestellt.

„Egal ob beim Klimaschutz, in der Schule oder zuhause: Wenn Kinder und Jugendliche mitgestalten dürfen, werden sie mit den Spielregeln des Zusammenlebens vertraut und erleben, dass sie durch ihr Mitwirken etwas verändern können. Das stärkt die jungen Menschen aber auch die demokratische Gesellschaft“, ist Moser überzeugt.

Mitzubestimmen ist seit 34 Jahren ein Kinderrecht. Wir wollen Generationendemokratie endlich umgesetzt sehen!

Christian Moser
Geschäftsführer, SOS-Kinderdorf Österreich

 

Veranstaltungstipp: Am 21.11.2023 von 13 bis 18 Uhr findet die zivilgesellschaftliche Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“ mit zahlreichen NGOs und interessiertem Publikum im Volkskundemuseum Wien statt. SOS-Kinderdorf widmet sich in einem Panel der Partizipation von Kindern und Jugendlichen in klimapolitischen Entscheidungen. Programm und Anmeldung.
 

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