Zwischen Zukunftsangst
und Zeitmangel

Studie zu Stress und Druck bei Jugendlichen in ihrer Familie

Druck statt Halt in den Familien! Im Auftrag von SOS-Kinderdorf hat das Institut für Jugendkulturforschung erstmals österreichweit erhoben, welche Stressfaktoren Jugendliche in ihren Familien identifizieren.

Die repräsentative Befragung von 400 Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren liefert alarmierende Ergebnisse.
 

Zuletzt aktualisiert am 26.08.2025

Zentrale Ergebnisse der Studie

 45% der Jugendlichen haben generelle Ängste vor der Zukunft.

Ebenso viele haben Angst, im Leben nichts zu erreichen. Über 50% der befragten Jugendlichen wird der Schul- und Ausbildungsstress oft zu viel. Jugendliche stehen von allen Seiten unter Leistungsdruck.
 

 88% der Jugendlichen fühlen sich mit ihrer Familie unter Druck.

Die größten Stressfaktoren sind Schule, Ausbildung und Arbeit gefolgt von finanziellen Problemen. Dieser Stress ist kombiniert mit Zukunftsängsten: der Angst, es aus eigener Kraft einmal nicht zu schaffen, ein gutes Leben zu führen.

Stress raus, Zeit rein: Quality-Time für Familien

Kinder brauchen ein stabiles Umfeld, um gut aufzuwachsen. Die aktuelle Umfrage hat ergeben, dass sich auch Jugendliche nach mehr Stabilität und gemeinsamer Familienzeit sehnen.

 

 90% der Jugendlichen empfinden Stress in ihren Familien.
"Da läuten bei uns die Alarmglocken. Familie sollte das Gegenteil sein: Es sollte der Ort sein, wo Druck von den Schultern genommen wird“, ist unsere Geschäftsführerin Nora Deinhammer überzeugt.

"Wir haben hier eine gefährliche Kombination: Leistungsdruck und Zukunftsängste von Jugendlichen steigen. Gleichzeitig fehlt in ihrem Umfeld die Zeit um Rückhalt zu geben und mit Stress umgehen zu lernen. Diese Faktoren verstärken sich gegenseitig und können gravierende Konsequenzen haben."

 

 55% wünschen sich mehr gemeinsame Freizeitaktivitäten.
Jede*r dritte Jugendliche fühlt sich belastet, weil die Familie zu wenig Zeit miteinander hat.

 

 44% der Jugendlichen finden, dass der Stress, den ihre Eltern durch die Arbeit mit nach Hause bringen, der Familie nicht gut tut.
Im familiären Umfeld sollten Kinder und Jugendliche auf die Welt vorbereitet werden. Sie sollten gestärkt werden um im späteren Leben Herausforderungen meistern zu können. In welchem Familienmodell – Mama und Papa, Patchwork, gleichgeschlechtlich oder alleinerziehend – die Kinder aufwachsen, ist dabei nicht entscheidend. Im Mittelpunkt steht immer die Beziehung.

 

 Stress und Druck haben drastische Auswirkungen auf die physische und psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Schlafstörungen können ebenso auftreten wie Verhaltensstörungen. Diese reichen von schlechter Laune und aggressivem Verhalten über Unkonzentriertheit oder Nervosität bis hin zum sozialen Rückzug.

Wo und wie fühlen sich Jugendliche gestresst?

  • Jede*r 2. Jugendliche fühlt sich von Schule, Ausbildung oder dem eigenen Job gestresst.
  • 33% der Jugendlichen fühlen sich belastet, weil die Familie zu wenig Zeit miteinander hat.
  • Unter den Befragten haben 38% der Burschen und 53% der Mädchen Angst, im Leben nichts zu erreichen.
  • 71% der Familien holen sich keine externe Hilfe, wenn sie Stress haben.


Etwas zusammen zu machen, zum Beispiel irgendwo hinfahren, irgendwohin wo wir alle gemeinsam sind, das schaffen wir selten.

Devin
16 Jahre

Wofür fehlt Zeit in Familien?

55% der befragten Jugendlichen geben an, dass ihre Familie zu wenig Zeit für gemeinsame Aktivitäten hat. 30% fehlt es an Zeit für gemeinsame Mahlzeiten. 22% der Familien haben zu wenig Zeit, um wichtige Themen zu besprechen und 15% um gemeinsam Feste zu feiern.


Wenn ich gestresst bin, sind meine Eltern mit mir gestresst. Das macht die Sache nicht besser, sondern stresst mich zusätzlich.

Annika
17 Jahre

Wir fordern Entlastung für Familien!

Wie kann der Druck auf Jugendliche vermindert werden?

Ein familienfreundliches Österreich muss gute Rahmenbedingungen für Kinder und ihre Bezugspersonen bieten. Unsere 4 Punkte für weniger Druck auf Jungendliche und Familien:

Punkt 1: Familienfreundliche Unternehmen

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit macht Unternehmen flexibler, nicht aber die Angestellten. Die Wirtschaft muss ihrerseits flexibler werden und sich den Bedürfnissen von Familien anpassen.

Es braucht Stabilität und Sicherheit durch fixe Arbeitszeiten und langfristige Verträge. Auch für den Beruf ständig über das Smartphone erreichbar zu sein, geht auf Kosten der Familienzeit. Hier müssen Lösungen gefunden werden, sodass Mütter und Väter arbeitsfreie Zeit als FREIzeit planen und genießen können.

 

Punkt 2: Familienfreundliche Politik

Es braucht Anreize, Arbeits- und Familienzeit unter den Eltern gleichmäßiger aufzuteilen. Noch immer liegt die Erwerbstätigkeit zum Großteil in der Verantwortung der Väter, während Mütter in den allermeisten Familien für das Familien-Management zuständig sind.

Das macht Familien unflexibel. Es braucht Anreize für Väter, in Karenz zu gehen und attraktive Modelle, die Berufstätigkeit innerhalb einer Familie gleichmäßig aufzuteilen. Sodass beide Elternteile gleich viel Zeit mit der Familie verbringen und sich gegenseitig entlasten können.

 

Punkt 3: Druck aus dem Schulsystem nehmen

Die Ganztagsschule verschafft Kindern und Jugendlichen echte Freizeit nach der Schule und muss dringend für alle Kinder ermöglicht werden, damit alle die gleichen Zukunftschancen haben.

>>> Mehr zu unseren Forderungen für die Schule

 

Punkt 4: Beratung und Unterstützung

Gewisse Konflikte in Familien wird es immer geben. Wichtig ist, dass Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen dafür Bewältigungsstrategien haben und nicht alleine gelassen werden. Zu guten Rahmenbedingungen für Familien gehören darum auch niederschwellige, kostenlose Angebote für Beratung und Unterstützung.

Nora Deinhammer

Jugendliche haben Zukunftsängste und zu wenig Zeit mit ihren Familien. Es braucht dringend Maßnahmen, um Familien zu entlasten!

Nora Deinhammer

Studienergebnisse im Detail

Hier können Sie die Präsentation im PDF-Format herunterladen und einen detaillierten Blick in die Ergebnisse der Befragung rund um Druck und Stressfaktoren von Jugendlichen und ihren Familien werfen.

Download (pdf)


Ich wünsche mir mutigere, innovativere Ideen! Man könnte zum Beispiel darüber nachdenken, ob Familien mit minderjährigen Kindern nicht eine Woche mehr Urlaub im Jahr bekommen sollten. Es wäre ein Signal. Das könnte helfen, die Betreuung in den Schulferien besser zu organisieren, aber auch über das Jahr verteilt ein bisschen mehr Spielraum zu haben.

Nora Deinhammer
Geschäftsführerin