Gaza – 03.09.25

Kindheit in Gaza zerbricht unter Hunger und Gewalt

Die Lage in Gaza ist katastrophal. Tausende Kinder haben ihre Eltern verloren, leiden an Hunger und Traumata. SOS-Kinderdorf fordert gemeinsam mit anderen Organisationen: Die Politik muss endlich handeln.

Die Hunger- und Mangelernährungskrise in Gaza hat den schlimmsten Stand seit Oktober 2023 erreicht. Trotz internationaler Bemühungen reicht die humanitäre Hilfe bei weitem nicht aus, um den immensen Bedarf zu decken. Besonders Kinder leiden unter den Folgen: Viele haben alles verloren – ihr Zuhause, ihre Sicherheit, ihre Familie. Laut offiziellen Angaben haben bis zu 44.000 Kinder ihre Eltern verloren – darunter rund 19.000, die beide Elternteile verloren haben.

 

Appell vor dem Kanzleramt

Angesichts der dramatischen Lage in Gaza haben wir gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen, Caritas und Diakonie ein klares Zeichen gesetzt: Mit einem symbolischen Klemmbrett überreichten wir vor dem Ministerrat unsere Forderungen an die österreichische Bundesregierung – für einen sofortigen Waffenstillstand, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe und medizinische Evakuierungen für schwer verletzte Menschen. Kinder müssen endlich geschützt werden. Das humanitäre Völkerrecht gilt für alle – und es muss eingehalten werden.

 

SOS-Kinderdorf setzt vor dem Bundeskanzleramt in Wien ein Zeichen für Kinderrechte und humanitäre Hilfe in Gaza.

 

SOS-Kinderdorf hilft vor Ort

Seit Beginn des Krieges leistet SOS-Kinderdorf lebenswichtige Hilfe in Gaza. Rund 53.000 Menschen konnten wir bereits erreichen. In Khan Younes wurde ein Camp errichtet, in dem aktuell 197 Menschen leben, darunter 65 Kinder. Viele von ihnen sind unbegleitet oder von ihren Familien getrennt. Einige kamen aus dem völlig zerstörten SOS-Kinderdorf in Rafah. Trotz aller Herausforderungen konnten bisher 45 Kinder wieder mit ihren Familien zusammengeführt werden.

 

Psychosoziale Unterstützung und Bildung

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf der psychosozialen Unterstützung. Bis heute haben mehr als 30.000 Menschen Zugang zu Mental-Health- und psychosozialen Angeboten erhalten. Weitere 16.600 Menschen wurden mit Bargeldhilfen unterstützt, um ihre dringendsten Bedürfnisse nach Nahrung, Hygieneartikeln und Wasser zu decken. Auch Bildung bleibt zentral: 89 % der Schulen sind beschädigt oder zerstört. SOS-Kinderdorf erreicht 1.300 Kinder mit Bildungsangeboten, 4.500 Lernmaterialien wurden verteilt. Insgesamt profitieren mehr als 31.000 Kinder von unseren Maßnahmen.

 

Trotz aller Herausforderungen vor Ort schaffen unsere Teams Orte zum Lernen, Spielen und Kind-Sein.
 

Stimmen aus Gaza

Reem Alreqeb, Programmleiterin von SOS-Kinderdorf in Gaza, beschreibt die Situation eindringlich: „Leben im Camp bedeutet ständiger Kampf – um Wasser, Strom, Essen und so viele andere Dinge, die Kinder und Betreuer*innen dringend brauchen. Trotz dieser unvorstellbaren Herausforderungen arbeitet unser Team unermüdlich für das Wohl der Kinder.“

 


Manche Kinder haben ihre Eltern verloren oder miterlebt, wie sie getötet wurden. Einige wissen nicht einmal mehr, woher sie stammen. Ihnen Hoffnung und Geborgenheit zu geben, ist unsere tägliche Aufgabe.

Reem Alreqeb
Programmleiterin von SOS-Kinderdorf in Gaza

 

Trotz der schwierigen Umstände schöpfen die Helfer*innen Mut aus den Kindern selbst. „Oft fühlen wir uns erschöpft und ohne Hoffnung. Doch wenn Kinder von ihren Träumen erzählen Ärzt*in, Krankenpfleger*in, Anwält*in zu werden, dann spüren wir, dass unsere Arbeit wichtig ist.“

 

Humanitärer Zugang dringend notwendig

Der Zugang für humanitäre Hilfe bleibt weiterhin stark eingeschränkt. Aktuell dürfen nur acht Organisationen – darunter das Welternährungsprogramm (WFP) – Hilfsgüter nach Gaza bringen. Auch innerhalb des Gebiets sind Transporte riskant. SOS-Kinderdorf fordert daher: Ein sicherer, kontinuierlicher Zugang für humanitäre Hilfe ist lebenswichtig, um Kinder und Familien nachhaltig unterstützen zu können.

 

Jetzt mithelfen!

Helfen Sie mit Ob in Gaza, Israel, im Sudan, Marokko oder der Ukraine – wir sind in 138 Ländern aktiv und können ausgehend von unseren SOS-Kinderdörfern schnell und zielgerichtet Nothilfe für Kinder und Familien leisten. Bitte unterstützen Sie unsere Nothilfe-Maßnahmen mit einer Spende.

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