Heimspiel

Ziel, Schuss und TOR – Das war die Saison 2022

Das von SOS-Kinderdorf entwickelte „Heimspiel“-Konzept wurde 2019 erstmals erfolgreich in Graz durchgeführt. Inzwischen wird auch in Wien, Salzburg und dieses Jahr zum ersten Mal in Innsbruck geschwitzt, gedribbelt und gekickt.

 

In Innsbruck gab es als Erfrischung mal ein Eis, in Salzburg unterstützte ein professioneller Jugendtrainer des FC Red Bull, und in Wien wurde das Heimspiel sogar mit dem Wiener Gesundheitspreis 2022 ausgezeichnet: Das Fußballprojekt gewann den 1. Platz in der Rubrik „Gesund im Grätzl und Bezirk“. „Das ist eine tolle Anerkennung unserer Arbeit, die das ganze Team freut und uns motiviert, auch in den kommenden Jahren mit jungen Leuten in Wiens Gemeindebauten kicken zu gehen“, freut sich Thomas Fryd, Pädagogischer Leiter bei SOS-Kinderdorf. Man kann getrost sagen: Die Saison war ein voller Erfolg!

Kinder haben das Recht auf Spielen

Beim Heimspiel bringen Pädagogen des SOS-Kinderdorfes ein mobiles Fußballstadion direkt in die Wohnsiedlungen, um mit Kindern zwischen 4 und 10 Jahren Fußball zu spielen. Mit einfachsten Mitteln und auf niederschwellige Weise werden so Kinder dabei unterstützt, sich ihre Spielräume zurückzuerobern.  Denn in vielen Siedlungen und Wohngebieten gibt es immer weniger Plätze, wo Kinder sich austoben und miteinander spielen können. „Das Kinderrecht auf Spielen ist eines der verankerten UN-Rechte. Wenn es in Wohnsiedlungen mal laut ist, Kinder weinen und lachen, ist das kein Störfaktor, sondern ein Recht von Kindern. Außerdem ist Bewegung an der frischen Luft ohne Leistungsgedanke für Kinder wertvoll und wichtig“, erklärt der Leiter des SOS-Kinderdorf Innsbruck, Wolfram Brugger. 

Große und kleine Kicker eroberten das Spielfeld

Das Heimspiel ist ein Angebot für alle Kinder – egal ob groß oder klein, jünger oder älter, Mädchen oder Buben – jeder darf mitspielen.  Denn beim Fußballspielen geht es nicht nur darum, Tore zu schießen und Bewegung zu fördern, sondern es entstehen neue Beziehungen und Freundschaften in den Wohnsiedlungen. In Innsbruck war es die erste Heimspiel-Saison und diese hat bereits viele Nachwuchstalente angezogen: bei insgesamt 15 Terminen waren im Durchschnitt 11 Kinder im Alter von drei bis 12 Jahren dabei. Sowohl Mädchen als auch Buben brachten den Ball in den Wohnvierteln ins Rollen! In Wien haben diese Saison 250 Kinder bei insgesamt 13 Terminen mitgespielt. Noch mehr Heimspiel-Profikicker waren dieses Jahr in Salzburg am Start: bei 25 Spielterminen an 5 verschiedenen Orten zeigten 362 Kinder (24% Mädchen, 76% Buben) vollen Einsatz am Spielfeld. Den Rekord stellt aber Graz auf: die Hauptsaison ging dort Mitte Oktober mit insgesamt 113 Heimspielen zu Ende.

 

Streit schlichten und Beziehungen stärken

Bei so vielen sportbegeisterten Kindern kann es natürlich auch mal etwas weniger harmonisch zugehen. In Innsbruck eiferten zwei Buben etwas zu ehrgeizig dem Ball hinterher, was zu einigen Fouls führte und in einem Konflikt endete. Genau für solche Situationen sind unsere Pädagog*innen als geschulte Expert*innen zur Stelle. Sie schlichteten den Streit zwischen den Jungs, gaben Tipps und zeigten Grenzen auf. „Insgesamt war die Stimmung immer sehr positiv, die Kinder waren motiviert und hatten viel Spaß beim Kicken. Einige Kinder kamen über die Wochen regelmäßig zum Heimspiel. Unsere Pädagog*innen kannten von vielen bereits die Namen und konnten so auch pädagogische Beziehungsarbeit leisten“, erzählt Wolfram Brugger vom SOS-Kinderdorf.

 

Bewusstsein in der Nachbarschaft schaffen

Das SOS-Kinderdorf will mit dem Heimspiel auch das Bewusstsein der Erwachsenen schärfen. Denn das Verständnis für herumtollende, spielende Kinder fehlt oftmals. Die Pädagog*innen haben die Wohnsiedlungen vorab über das Projekt informiert, damit es zu keinen Überraschungen kommt. In Salzburg hat das Heimspiel bereits Wiedererkennungswert erlangt – bis zu 49 Besucher fieberten am Spielfeld mit. „Wir sind glücklich, dass wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Salzburg HEIMSPIEL zu einem fixen und längerfristigen Projekt für Kinder in Salzburg etablieren konnten. Das stärkt auch den sozialen Zusammenhalt und Austausch in der Nachbarschaft“, so der Leiter des SOS-Kinderdorf Salzburg, Wolfgang Arming.

 

„Wann kommt ihr wieder?“

Es entstanden spannende Matches, geschickte Passübungen und in den Trink-Pausen wurde geplaudert und gelacht. Auch für andere Sportarten ließen die Pädagog*innen ganz im Sinne der gesunden und fröhlichen Bewegung ausreichend Freiraum: von Merkball, Turnen im Gras bis hin zum fleißigen Üben von Überschlägen und akrobatischen Tricks. Die Resonanz und das positive Feedback der Kinder war in allen Bundesländern groß: „Wann kommt ihr wieder?“ – „Darf mein Papa mitspielen?“ „Ich komme jedes Mal!“ – „Könnt ihr auch mal in meine Siedlung kommen?“ – „Ich hole noch schnell meine Freunde!“ - „Eigentlich spiele ich kein Fußball, aber heute beim Heimspiel hat das Spaß gemacht!“

Nur das Wetter hat bei ein paar Terminen mit Kaltfront und Regenschauer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber davon lassen sich die Heimspiel-Fans auch in Zukunft nicht abhalten – denn natürlich kommen wir nächstes Jahr wieder!

 

Das Projekt Heimspiel wird unter anderem von der The SOL Foundation mitfinanziert. https://www.solfoundation.li/

Weitere Artikel