Du bist im SOS-Kinderdorf aufgewachsen. Wie kann man sich eine Kindheit im SOS-Kinderdorf vorstellen?
Der Vorteil in einem SOS-Kinderdorf aufzuwachsen war, dass ich eine Mutter und eine Familie hatte. Und zwar eine richtig große! Schwester und Brüder mit ganz unterschiedlichen Vorgeschichten, alle lebten wir als Familie zusammen, unabhängig unserer Herkunft. Im SOS-Kinderdorf habe ich gelernt alle Menschen zu respektieren und höflich zu behandeln. Das stand immer an erster Stelle.
Welche Hürden musstest du in deiner neuen, großen Familie überwinden?
Ich wuchs bei einer Ziehmutter auf und kam nach ihrem Tod ins SOS-Kinderdorf. An mein neues Leben in einer Großfamilie musste ich mich erst gewöhnen. Man muss sehr früh erkennen, was man im Leben wirklich will und erreichen möchte. Es hat mich zum Beispiel gekränkt, wenn ich andere Mädchen in ihren tollen Kleidern sah, während ich mir so etwas nie hätte leisten können. Ich fühlte mich altmodisch und wollte gerne so toll aussehen wie die anderen. In solchen Momenten bin ich aber stark geblieben und habe mir immer wieder eingeredet, dass es nicht wichtig ist, welche Kleidung ich trage oder wie ich aussehe. Ich wusste: Eines Tages werde ich mir auch schöne Kleider leisten können. Mein Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt.