Tag der Familie – 13.05.20

Danke an die "stillen Helden" der Krise

Kinder, Jugendliche und Eltern waren in den letzten zwei Monaten mit ganz besonderen Herausforderungen konfrontiert - auch im SOS-Kinderdorf.

Am 15. Mai ist Internationaler Tag der Familie. Das wollen wir zum Anlass nehmen, um einen Scheinwerfer auf Kinder, Jugendliche und Eltern zu werfen, die in der Corona-Krise mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen hatten. Gerade auch in den Wohngruppen und Angeboten von SOS-Kinderdorf hat sich gezeigt, was trotz Krisenmodus alles möglich ist.

Um sinnvolle Freizeitaktivitäten zu finden, war Kreativität gefragt! Im SOS-Kinderdorf in Altmünster entstand ein ganzer Fahrradparcours! 

 

Hier ein paar Blitzlichter aus den Bundesländern:

Steiermark:  Trotz Heimweh und Heimunterricht auch Lichtblicke

Das coronabedingte Elternbesuchsverbot, hat so manches Heimweh hervorgerufen. Jedoch wurden digitale Kontakte so gut es ging ermöglicht. Auch der Heimunterricht war eine große Herausforderung im SOS-Kinderdorf, vor allem für Kinderdorffamilien mit mehreren Kindern verschiedener Altersstufen unter einem Dach. Allerdings mit dem oder anderen Lichtblick: Durch die individuelle Betreuung, im vertrauten Umfeld, haben viele Kinder immense Fortschritte gemacht und gehen zum Teil gestärkt und ermutigt aus der Krise.

Vorarlberg: Herausforderung im SOS-Jugendwohnen

"In den WGs war die Zeit der Ausgangsbeschränkungen besonders herausfordernd", berichtet Sabine Moosbrugger, Pädagogische Leiterin bei SOS-Kinderdorf. "Auch wir haben, nach freiwilliger Zustimmung der Jugendlichen und intensivem Austausch, die Maßnahmen der Bundesregierung voll mitgetragen. Das heißt, von einem Tag auf den anderen ist die gewohnte Tagesstruktur der Jugendlichen weggefallen, sie waren rund um die Uhr im Haus und konnten ihre Eltern nicht sehen. Eine schwierige Situation, die von uns allen viel Fingerspitzengefühl, Kreativität und Rücksichtnahme gefordert hat."

Die WG-Regeln wurden deshalb abgeändert und beispielsweise die Online-Zeiten verlängert. Für das Homeschooling wurde eine eigene Taskforce eingerichtet, im Garten ein Tomatenhaus gebaut und Mitarbeiterinnen haben ihr Talent als Gymnastik-Animateurinnen bewiesen.

Das neue Tomatenhaus im Garten vom SOS-Jugendwohnen in Dornbirn

 

Gemeinsam mit den Betreuerinnen und Betreuern haben die Jugendlichen Aktivitäten zusammengestellt, die sie unternehmen wollen, wenn alles überstanden ist. Grillen, ein Ausflug zum See oder zu McDonald‘s gehen, stehen ganz oben auf der Liste. Worauf sie sich jetzt aber am meisten freuen: endlich wieder ihre persönliche Freiheit zu haben und rausgehen zu können.

Kärnten: Teletherapie mit Glücksmomenten

Das Hermann-Gmeiner-Zentrum, Ambulatorium vom SOS-Kinderdorf, konnte per Telekommunikation das therapeutische Angebot aufrechthalten. Wir machen gute Erfahrungen und die Bereitschaft über alternative Wege in Kontakt zu bleiben ist sehr groß. Der Austausch im gewohnten Umfeld hat manchen Familien gutgetan. Da konnten wir auch ein paar Glücksmomente verzeichnen. Jedoch schrillen auch die Alarmglocken: Wenn Kinder mit besonderen Bedürfnissen längere Zeit nicht ausreichend therapiert werden, entstehen massive Defizite, die nicht mehr aufzuholen sind. Darauf müssen wir in dieser Zeit ein besonderes Augenmerk legen.

 

Burgenland: Besondere Zeiten erfordern Erfindertum und passgenaue Betreuung

"Als wir mitbekamen, dass die Schulen schließen, mussten wir schnell handeln", berichtet Anita Bürger, die Pädagogisch Leiterin der SOS-Kinderdorf Wohngemeinschaft Turbagasse in Pinkafeld.

Noch am selben Tag wurde eine Teambesprechung einberufen, um über die bestmögliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen zu entscheiden. Klar war, dass ein Weiterleben in der Wohngruppe ohne massive Einschränkungen und ohne Kontakte zur Nachbarschaft und der übrigen Ortsbevölkerung nicht möglich sein wird. „Das Ergebnis: wir bleiben für alle unter uns.“ Die Kinder und Jugendlichen, die nicht zu ihrer Familie konnten, wurden so betreut, dass sie sich ohne Kontakt zu Außenstehenden möglichst frei bewegen konnten und gleichzeitig ihren schulischen Verpflichtungen nachkommen konnten. Am Samstag, dem 14. März ging es los, die Gruppe von zehn Kindern brach in ein Selbstversorgerhaus auf, ausgerüstet mit Nahrungsmitteln für 14 Tage, Schulzeug, W-Lan-Box und Laptops. Das Team der Wohngruppe entschied sich dafür, dass immer zwei Sozialpädagogen für sieben bis zehn Tage am Stück die Betreuung übernehmen. So war gewährleistet, dass zwischen den Dienstzeiten genügend Zeit zur Erholung und einer eventuellen Genesung bleibt. Alle haben sich wohlgefühlt, inmitten von Wald, Wiesen, Bächen und Weiden. In der Freizeit haben wir die Umgebung erkundet, Lagerfeuer gemacht, entspannt, mit Freunden und Familie telefoniert.

 

Die Kinder vom SOS-Kinderdorf Pinkafeld rund ums Lagerfeuer bei ihrer Corona-Auszeit auf der Hütte

Tirol: Unterstützung und Entlastung für besonders betroffene Familien 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ambulanten Familienarbeit von SOS-Kinderdorf waren trotz eingeschränkter persönlicher Kontakte nah an vielen Familien dran und spürten wie ein Seismograph die durch Corona nochmals verstärkten Probleme armer und sozial gefährdeter Familien mit Kindern. Durch mehr als 1.000 Kontakte per Telefon und Internet (Skype, Online-Chats und Online-Lernbegleitung) mit Kindern und Jugendlichen und ebenso vielen Kontakten mit Eltern konnten Kinder und Familien unterstützt und entlastet werden – und manchmal Schlimmeres verhindert werden. Denn in sehr drängenden oder heiklen Situationen gab es auch vor Ort Besuche (unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen).

 

Wien: Bildungsauftrag übernommen – positive Auswirkungen für individuelle Betreuung

Für zwei Monate haben die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen im SOS-Kinderdorf Wien den Bildungsauftrag für die Kinder übernommen. An alle Eltern und Betreuer wurde damit definitiv eine große Verantwortung und auch Last übertragen. Auch wenn man im SOS-Kinderdorf sehr froh ist, dass die Kinder nun bald zurück in die Schulen, zu ihren Freunden und in ihr gewohntes Lernumfeld können, nimmt man auch positive Erfahrungen mit. "Wir haben gemerkt, dass es einigen Kindern sehr gut getan hat, zuhause in einem ruhigen Umfeld zu lernen und sich die Zeit frei einteilen zu konnten", erklärt Geschäftsleiter Clemens Klingan. "Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig es für Kinder ist, individuell auf ihre Bedürfnisse einzugehen und passgenaue Betreuung für sie zu schaffen."