SOS-Kinderdörfer in der Ukraine
Seit Beginn des Konfliktes in der Ostukraine im Jahr 2014 haben über 14.000 Menschen ihr Leben verloren, und mittlerweile gibt es über eine Million Binnenflüchtlinge im Land. Hunderttausende Kinder und Familien im ganzen Land sind in ihrem täglichen Leben schwer beeinträchtigt. Die unten angeführten Informationen beziehen sich auf unsere Tätigkeiten im Lande seit 2003. Der jüngste Militärschlag bedroht das gesamte Land, und wir sind dabei, unsere Aktivitäten an diese Notsituation anzupassen, um geeignete Hilfe zu leisten. Wir gehen davon aus, dass immer mehr Kinder und Familien unsere Unterstützung brauchen werden. SOS-Kinderdorf beobachtet die Lage genau, setzt seine Notfallspläne um und ist bestrebt, weiterhin Hilfe zu leisten.
Das Leben der Familien und Kinder ist aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Veränderungen schwer beeinträchtigt
Die Ukraine ist das zweitgrößte Land Europas, die Bevölkerung beläuft sich auf 44 Millionen. Die Hauptstadt Kiew hat ca. 3 Millionen Einwohner (2022, Schätzung). Der Großteil der Bevölkerung besteht aus Ukrainern, die größte Minderheit stellen die Russen mit 17 Prozent der Einwohner dar. Die offizielle Landessprache ist ukrainisch, in vielen Gebieten wird aber auch Russisch gesprochen, vor allem in den Grenzregionen zu Russland
In den letzten Jahrzehnten gab es in der Ukraine viele politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen. Diese Instabilität hatte negative Auswirkungen auf das Leben der Familien und Kinder und nach dem Beginn der Kämpfe im Jahr 2014 hat sich die Situation insbesondere in den östlichen Gebieten verschlimmert.
Das ganze Land ist von diesem Konflikt betroffen: im Jahr 2015 sind sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Armut angestiegen. Die Preise für Nahrung, Basisgüter und grundlegende Versorgung (wie beispielsweise Gas und Strom) sind angestiegen und für viele Familie ist es schwer, ihren Lebensunterhalt mit den niedrigen Löhnen zu bestreiten.
Besonders schwer ist das Leben für diejenigen, die in den Konflikt mithineingezogen wurden.
Armut und der Mangel an medizinischer Versorgung betrifft viele Menschen
In den letzten Jahrzehnten sind viele Ukrainer auf der Suche nach einem besseren Leben ins Ausland abgewandert. Die Gelder, die sie in die Ukraine überweisen, sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Ein steigender Anteil des medizinischen Personals ist ausgewandert und dies hat schwere Folgen für das ukrainische Gesundheitssystem.
Im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern ist die Lebenserwartung im Jahr 2022 mit 73 Jahren sehr niedrig. Zu den Hauptursachen zählen die Umweltverschmutzung, schlechte Ernährung, Rauchen und Alkohol und ein finanziell schlecht ausgestattetes Gesundheitssystem.
Die HIV/AIDS-Infektionsrate ist eine der höchste in ganz Europa und die Zahlen steigen weiter an. In vielen Fällen, in denen Eltern krank werden oder sterben sind die Verwandten nicht bereit, die Kinder aufzunehmen und sie kommen in Fremdbetreuung.
Armut beeinträchtigt das Leben der Kinder
Nahezu 8 Millionen Kinder leben in der Ukraine. Eine immer größer werdende Anzahl von Kindern wächst in alleinerziehenden Haushalten auf, für die es sehr schwer ist, für ihre Kinder zu sorgen.
Insbesondere in ländlichen Gebieten werden junge Frauen mit unehelichen Kindern diskriminiert. Diese Kinder sind noch stärker von Verarmung bedroht und werden häufiger in Fremdbetreuung untergebracht.
Im Jahr 2015 ist die Anzahl der Kinder ohne elterliche Betreuung angestiegen. Die meisten dieser Kinder werden in großen Einrichtungen untergebracht, in denen ihren Bedürfnissen nicht gerecht wird.
SOS-Kinderdorf in der Ukraine
Wie oben erwähnt, beziehen sich die folgenden Informationen auf unsere Tätigkeiten im Land seit 2003. Wir passen unsere Aktivitäten an die aktuelle Lage an, um adäquate Hilfe in dieser Notsituation zu leisten.
Familien stärken: Seit 2003 unterstützen wir Familien, die Gefahr laufen, auseinanderzubrechen. Die Hilfe richtet sich nach den Bedürfnissen der Familien und beinhalten Beratung, soziale und materielle Unterstützung. In letzter Zeit mussten wir wegen COVID-19 und wegen der Militärschläge in vielen Fällen auf Fernunterstützung umstellen.
Betreuung in Familien: Kinder ohne elterliche Betreuung finden in einer der SOS-Kinderdorf-Familien ein liebevolles Zuhause. Die Familien haben den gesetzlichen Status von „Pflegefamilien“ und erhalten von SOS-Kinderdorf die Unterstützung, die sie brauchen.
Nothilfe: Wir unterstützen sowohl Familien, die in den Konfliktgebieten leben, als auch jene die intern vertrieben wurden. Wir stellen medizinische, pädagogische und soziale Unterstützung zur Verfügung. Der Bedarf an Psychotherapie hat sich seit Herbst 2015 verdreifacht. Trotz der gefährlichen Arbeitsbedingungen haben wir auch weiterhin Familien aus der Region Lugansk betreut. 2022 wird unsere Unterstützung an die neue Lage angepasst.
Unterstützung für junge Menschen: Wir geben jungen Menschen Unterstützung und stehen ihnen beratend bei, bis sie in der Lage sind, selbständig zu leben.
Anwaltschaft: SOS-Kinderdorf arbeitet mit der Regierung und anderen Behörden zusammen, um Sozialreformen zu fördern, die die Rechte der Kinder im Land verbessern.
Website von SOS-Kinderdorf Ukraine
(verfügbar auf Ukrainisch)